Wie zwei Schüler das Lesen hochhalten
Lukas Fahrenschon aus Großkötz und Milla Botzenhardt aus Kempten sind Sieger beim Bezirksentscheid in Mering. Für die Sechstklässler beginnt das Wochenende immer mit einem Buch
Günzburg/Mering Was es bringt, wenn man fleißig liest, beweisen die Sieger des Bezirkslesewettbewerbs der sechsten Klassen, Lukas Fahrenschon und Milla Botzenhardt. Sie dürfen am 7. Mai zum bayerischen Landesentscheid nach Fürth fahren. Gegen 14 weitere Sieger aus Städten und Landkreisen konnten sie sich bei dem zweistündigen Bezirksentscheid in der Bücherei Mering durchsetzen.
Juryvorsitzende Carola Zankl vom Schulamt gratulierte allen Teilnehmern mit einer Urkunde und dem Buch „Der Riesentöter“von Iain Lawrence. In zwei Durchgängen bewertete das insgesamt fünfköpfige Gremium die Kandidaten nach mehreren Kriterien, um die zwei Sieger zu ermitteln.
Im ersten Durchgang traten die Teilnehmer mit einem selbst gewählten Roman an, aus dem sie drei Minuten vorlasen. Die Jury urteilte über die Lesetechnik – deutliche Aussprache, angemessenes Lesetempo und Betonung, Interpretation und Textauswahl. Beim Fremdtext im zweiten Durchgang ging es dann „nur“um Lesetechnik und Interpretation. Für den Fremdtext hatte Büchereileiterin Brunhilde Waeber das Jugendbuch „Das Wunderreich von Nirgendwo“von Ross Mackenzie ausgewählt, aus dem jeder Schüler zwei Minuten vorlas.
Lukas Fahrenschon aus Großkötz saß gleich als Erster am Lesepult und seine Deutschlehrerin Sophie Eder räumte dem besten Leser der Klasse große Chancen ein. Lukas hatte sich für „Ismael und der Auftritt der Seekühe“von Michael Gerend Bauer, den zweiten Band einer dreiteiligen Serie, entschieden. Der Zehntklässler Ismael ist in die Mitschülerin Kelly Faulkner verliebt und will sie beeindrucken. „Ohne das zu wissen, lädt sie ihn zu ihrer Party ein, weil er ihren kleinen Bruder vor dem Schulfiesling gerettet hat“, erzählte Lukas. Beim Vorlesen gelang es ihm, die Gedanken des Jungen sehr gut wiederzugeben.
Die Liebe zu Büchern liegt bei den Fahrenschons in der Familie. Der 15-jährige Bruder Johannes war vor fünf Jahren auch schon in Mering beim Bezirkslesewettbewerb. Lukas lernte bereits im Alter von fünf Jahren das Lesen durch den vier Jahre älteren Bruder. „Er brachte mir die Buchstaben bei und ich musste so lange im Raum bleiben, bis ich eine Seite fertig gelesen hatte“, verrät Lukas, der das St.Thomas-Gymnasium in Wettenhausen besucht. Derzeit bevorzuge er lustige Bücher und empfiehlt die Reihe um „Pete Johnson“oder auch sein Buch vom Schulentscheid „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“. „Bei Pete Johnson geht es um die täglichen Probleme mit den Eltern, die Vampirbekämpfung oder wie der langweilige Schulalltag verbessert werden kann“, erzählt er.
Als seine Mutter sich wünschte, am Samstag nicht vor 8 Uhr geweckt zu werden, begann Lukas schon um 5 Uhr mit dem Lesen. „Ich möchte später einmal Lehrer werden und meinen Unterricht etwas peppiger gestalten“, verrät er. „Wir haben mitgefiebert“, sagt Josef Wecker, Fachbetreuer Deutsch am St.-Thomas-Gymnasium, am Tag danach. Günther Schindler von der Schulleitung spricht von einer „tollen Leistung. Wann ist jemand in den letzten Jahren aus dem Kreis Günzburg so weit gekommen?“, fragt er.
Milla Botzenhardt aus Kempten entschied sich für „Die Geschichte von Malala“, das Buch über die junge pakistanische Friedensnobelpreisträgerin von Viviana Mazza. Sie las die Stelle vor, als im Bus das Attentat auf Malala verübt wird, weil sie einen Taliban beleidigt hatte. „Schon vor der ersten Klasse brachte ich mir das Lesen selbst bei“, verrät Milla. Ihr Vater las ihr immer Comics vor und sie schaute ihm über die Schulter. Bereits in der ersten Klasse begann sie mit den Bänden des Zauberers Harry Potter.
Sobald sie wach sei, lese sie und abends manchmal noch heimlich unter der Bettdecke, sagt sie. Bei den vorausgehenden Wettbewerben war sie mit „Die Bestimmung“von Veronica Roth und „Seelen“von Stephanie Mayer angetreten. Oft lese sie ihren jüngeren Brüdern – fünf und neun Jahre alt – vor oder erfinde für sie eigene Geschichten. Bei ihrem Fremdtext hatte sie Bedenken, weil die Textstelle ihr besonders schwer schien. Ihre Freundinnen Katharina Weiß und Paula Stürmer hielten die Daumen – mit Erfolg, wie sich herausgestellt hat.