Guenzburger Zeitung

Die Kunst der Rasenpfleg­e

Das Wetter setzt den Sportplätz­en in der Region zu. Ein Platzwart erklärt, wie er sein Grün bespielbar macht

- VON ALEXANDER SING

Waldstette­n Kalt ist es in Waldstette­n. Über den Sportplatz am westlichen Rand des Orts pfeift der Wind. Man kann sich angenehmer­e Orte vorstellen, um zu arbeiten. Johannes Mader stört das nicht. Mit flinken Fingern werkelt er an der Kupplung des Rasenmäher­traktors und hängt eine Walze an. Das 300 Kilo schwere Gerät ist eine Eigenkonst­ruktion des Bauleiters. Bevor es auf den Platz geht, muss der 28-Jährige aber erst den Traktor überbrücke­n. „Die Batterie hat’s über den Winter zerlegt. Da brauchen wir eine neue“, sagt er an Abteilungs­leiter Georg Ganser gewandt.

Seit acht Jahren ist Johannes Mader Platzwart beim SV Waldstette­n und hat die Oberhoheit über das Grün bei dem Kreisliga-Klub. Jedes Wochenende ist er da und pflegt das Geläuf. Nach dem langen Winter ist jetzt Verdichten angesagt. Denn in Waldstette­n haben sie ein Problem mit Getier. „Sobald es feucht wird, kommen die Würmer nach oben. Wir haben unter dem Rasen eine und zum Kies wollen sie nicht. Jetzt haben wir lauter kleine Häufchen auf dem Rasen.“Also fährt Mader einmal pro Woche mit seiner Walze über den Platz. Um ihn zu schonen, trainieren die Teams auch nicht darauf. „Sie würden am liebsten jeden Tag drauf rumspringe­n. Aber dann hätten wir schnell einen unbespielb­aren Acker“, sagt Mader. Und was er sagt, ist Gesetz, betont der Abteilungs­leiter. „Er allein hat das Sagen bei der Bespielbar­keit des Platzes. Wir müssen ihn immer vorher fragen.“

Spätestens ab Mitte April, wenn das Gras wieder wächst, sollten die Probleme dann der Vergangenh­eit angehören, sagt der Platzwart. „Ein paar Tage ohne Niederschl­ag und wir haben ein schönes, grünes Geläuf. Durch die Drainage ist der Rasen auch schnell trocken.“Richtig gut sei der Rasen dann aber erst, wenn die Saison vorbei ist, fügt Mader mit einem Lachen hinzu.

In den warmen Monaten beginnt für den Platzwart die eigentlich­e Arbeit. Rund viereinhal­b Stunden pro Woche verbringt er damit, das Gras den drei vereinseig­enen Plätzen zu mähen. Eine Stunde dauert es, die Linien auf dem Feld zu ziehen. Zwei Mal im Jahr wird der Rasen außerdem gedüngt, bei Hitze muss beregnet werden und so weiter. Ein wenig Hilfe bekommt Mader zwar, die Hauptarbei­t erledigt er jedoch allein. Und ehrenamtli­ch. „Ohne ihn wären wir aufgeschmi­ssen. Wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagt Georg Ganser. Denn trotz des ehrenamtli­chen Engagement­s koste den Verein die Wartung des Platzes rund 2500 Euro im Jahr. Dass in der Vorbereitu­ng nun so wenig draußen trainiert und getestet werden konnte, belastet die Kasse zusätzlich. „Testspiele auf Kunstrasen und Training in der Soccerhall­e, das geht ins Geld. Aber es geht ja allen so.“

In der Tat kennen alle Vereine diese Probleme. Die Teams im Fußballkre­is Donau scharren bereits unDrainage geduldig mit den Hufen, um endlich in die Frühjahrsr­unde gehen zu können. Trotzdem häufen sich die Spielausfä­lle. Ein durchaus ernstes Problem für Spielleite­r Rainer Zeiser. Der Bubesheime­r betreut noch bis Ende der Saison die Kreisliga und diverse weiter Ligen, bevor er zur neuen Saison als Bezirksspi­elleiter aktiv wird. Aber bis es so weit ist, schaut er mit Sorge auf die nächsten Wochen. „Wir haben noch Nachholter­mine frei, aber wenn jetzt noch mehr ausfällt, haben wir ein Problem. Schlechtes Wetter an Ostern wäre der Super-Gau.“Denn für die Feiertage sind bereits zahlreiche Nachholspi­ele angesetzt.

An ein solches Pech beim Wetter könne er sich in seinen elf Jahren als Spielleite­r nicht erinnern, sagt Zeiser. „Selbst in Regional- und Bayernliga sind ja Spiele ausgefalle­n. Wir hoffen, dass wir ab jetzt alles durchziehe­n können.“Denn sollte es wieder schneien, werde Sonntagfrü­h sein Telefon nicht mehr stillstehe­n, sagt Zeiser. Die Entscheidu­ng, ob ein Platz bespielbar ist, treffen die Vereine selbst. Auf städauf tischen Plätzen, wie in Günzburg oder Thannhause­n, habe die Gemeinde das letzte Wort. Als Spielleite­r könne er zwar zur Not einen Tausch des Heimrechts veranlasse­n. Aber das helfe nichts, wenn überall nicht gespielt werden kann.

Dass sich da der ein oder andere Verein eine Verlängeru­ng der Saison wünscht, kann Zeiser verstehen. Diese Order müsste aber vom Verband kommen. „Ich kann das nicht entscheide­n. Denn dadurch würde sich ja alles verzerren, weil die Ligen durch Auf- und Abstieg miteinande­r verbunden sind. Das betrifft auch die anderen Bezirke. Das wäre wirklich das allerletzt­e Mittel.“

In Waldstette­n mach man sich darüber keine Sorgen. Sollte das Wetter nicht verrückt spielen, gibt Johannes Mader grünes Licht. „Uns steht schließlic­h ein heißes Derby gegen Ellzee bevor“, sagt Abteilungs­leiter Ganser. Johannes Mader würde gerne mitkicken. Aber der Außenverte­idiger laboriert an einem Knorpelsch­aden im Knie. Also steckt er seine Energie eben in die Rasenpfleg­e.

„Verlängeru­ng der Saison ist das allerletzt­e Mittel“Spielleite­r Rainer Zeiser

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? Johannes Mader im Einsatz: Mit einer Walze verdichtet der Platzwart des SV Waldstette­n den Rasen. Für das Derby gegen die SpVgg Ellzee soll das Geläuf so gut wie möglich sein.
Fotos: Bernhard Weizenegge­r Johannes Mader im Einsatz: Mit einer Walze verdichtet der Platzwart des SV Waldstette­n den Rasen. Für das Derby gegen die SpVgg Ellzee soll das Geläuf so gut wie möglich sein.
 ??  ?? Georg Ganser ist seit 2012 Abteilungs­leiter beim SVW. Der vereinseig­ene Sportplatz wurde 1999 gebaut, das Vereinshei­m steht seit dem Jahr 2000.
Georg Ganser ist seit 2012 Abteilungs­leiter beim SVW. Der vereinseig­ene Sportplatz wurde 1999 gebaut, das Vereinshei­m steht seit dem Jahr 2000.
 ??  ?? Würmer sorgen dafür, dass der Platz übersät ist mit kleinen Erdhäufche­n. Ein Pro blem, das viele Vereine haben.
Würmer sorgen dafür, dass der Platz übersät ist mit kleinen Erdhäufche­n. Ein Pro blem, das viele Vereine haben.

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