Die Kunst der Rasenpflege
Das Wetter setzt den Sportplätzen in der Region zu. Ein Platzwart erklärt, wie er sein Grün bespielbar macht
Waldstetten Kalt ist es in Waldstetten. Über den Sportplatz am westlichen Rand des Orts pfeift der Wind. Man kann sich angenehmere Orte vorstellen, um zu arbeiten. Johannes Mader stört das nicht. Mit flinken Fingern werkelt er an der Kupplung des Rasenmähertraktors und hängt eine Walze an. Das 300 Kilo schwere Gerät ist eine Eigenkonstruktion des Bauleiters. Bevor es auf den Platz geht, muss der 28-Jährige aber erst den Traktor überbrücken. „Die Batterie hat’s über den Winter zerlegt. Da brauchen wir eine neue“, sagt er an Abteilungsleiter Georg Ganser gewandt.
Seit acht Jahren ist Johannes Mader Platzwart beim SV Waldstetten und hat die Oberhoheit über das Grün bei dem Kreisliga-Klub. Jedes Wochenende ist er da und pflegt das Geläuf. Nach dem langen Winter ist jetzt Verdichten angesagt. Denn in Waldstetten haben sie ein Problem mit Getier. „Sobald es feucht wird, kommen die Würmer nach oben. Wir haben unter dem Rasen eine und zum Kies wollen sie nicht. Jetzt haben wir lauter kleine Häufchen auf dem Rasen.“Also fährt Mader einmal pro Woche mit seiner Walze über den Platz. Um ihn zu schonen, trainieren die Teams auch nicht darauf. „Sie würden am liebsten jeden Tag drauf rumspringen. Aber dann hätten wir schnell einen unbespielbaren Acker“, sagt Mader. Und was er sagt, ist Gesetz, betont der Abteilungsleiter. „Er allein hat das Sagen bei der Bespielbarkeit des Platzes. Wir müssen ihn immer vorher fragen.“
Spätestens ab Mitte April, wenn das Gras wieder wächst, sollten die Probleme dann der Vergangenheit angehören, sagt der Platzwart. „Ein paar Tage ohne Niederschlag und wir haben ein schönes, grünes Geläuf. Durch die Drainage ist der Rasen auch schnell trocken.“Richtig gut sei der Rasen dann aber erst, wenn die Saison vorbei ist, fügt Mader mit einem Lachen hinzu.
In den warmen Monaten beginnt für den Platzwart die eigentliche Arbeit. Rund viereinhalb Stunden pro Woche verbringt er damit, das Gras den drei vereinseigenen Plätzen zu mähen. Eine Stunde dauert es, die Linien auf dem Feld zu ziehen. Zwei Mal im Jahr wird der Rasen außerdem gedüngt, bei Hitze muss beregnet werden und so weiter. Ein wenig Hilfe bekommt Mader zwar, die Hauptarbeit erledigt er jedoch allein. Und ehrenamtlich. „Ohne ihn wären wir aufgeschmissen. Wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagt Georg Ganser. Denn trotz des ehrenamtlichen Engagements koste den Verein die Wartung des Platzes rund 2500 Euro im Jahr. Dass in der Vorbereitung nun so wenig draußen trainiert und getestet werden konnte, belastet die Kasse zusätzlich. „Testspiele auf Kunstrasen und Training in der Soccerhalle, das geht ins Geld. Aber es geht ja allen so.“
In der Tat kennen alle Vereine diese Probleme. Die Teams im Fußballkreis Donau scharren bereits unDrainage geduldig mit den Hufen, um endlich in die Frühjahrsrunde gehen zu können. Trotzdem häufen sich die Spielausfälle. Ein durchaus ernstes Problem für Spielleiter Rainer Zeiser. Der Bubesheimer betreut noch bis Ende der Saison die Kreisliga und diverse weiter Ligen, bevor er zur neuen Saison als Bezirksspielleiter aktiv wird. Aber bis es so weit ist, schaut er mit Sorge auf die nächsten Wochen. „Wir haben noch Nachholtermine frei, aber wenn jetzt noch mehr ausfällt, haben wir ein Problem. Schlechtes Wetter an Ostern wäre der Super-Gau.“Denn für die Feiertage sind bereits zahlreiche Nachholspiele angesetzt.
An ein solches Pech beim Wetter könne er sich in seinen elf Jahren als Spielleiter nicht erinnern, sagt Zeiser. „Selbst in Regional- und Bayernliga sind ja Spiele ausgefallen. Wir hoffen, dass wir ab jetzt alles durchziehen können.“Denn sollte es wieder schneien, werde Sonntagfrüh sein Telefon nicht mehr stillstehen, sagt Zeiser. Die Entscheidung, ob ein Platz bespielbar ist, treffen die Vereine selbst. Auf städauf tischen Plätzen, wie in Günzburg oder Thannhausen, habe die Gemeinde das letzte Wort. Als Spielleiter könne er zwar zur Not einen Tausch des Heimrechts veranlassen. Aber das helfe nichts, wenn überall nicht gespielt werden kann.
Dass sich da der ein oder andere Verein eine Verlängerung der Saison wünscht, kann Zeiser verstehen. Diese Order müsste aber vom Verband kommen. „Ich kann das nicht entscheiden. Denn dadurch würde sich ja alles verzerren, weil die Ligen durch Auf- und Abstieg miteinander verbunden sind. Das betrifft auch die anderen Bezirke. Das wäre wirklich das allerletzte Mittel.“
In Waldstetten mach man sich darüber keine Sorgen. Sollte das Wetter nicht verrückt spielen, gibt Johannes Mader grünes Licht. „Uns steht schließlich ein heißes Derby gegen Ellzee bevor“, sagt Abteilungsleiter Ganser. Johannes Mader würde gerne mitkicken. Aber der Außenverteidiger laboriert an einem Knorpelschaden im Knie. Also steckt er seine Energie eben in die Rasenpflege.
„Verlängerung der Saison ist das allerletzte Mittel“Spielleiter Rainer Zeiser