Guenzburger Zeitung

Altes Riedhauser Sortierwer­k soll erhalten bleiben

Die Initiative Landmarke Donaukies darf das Sortierwer­k als Erinnerung­sstück an den Kiesabbau gestalten. Die Entscheidu­ng im Stadtrat fiel denkbar knapp aus

- VON REBEKKA JAKOB

Die Initiative Landmarke Donaukies darf die alte Anlage als ein Erinnerung­sstück an den Kiesabbau gestalten.

Günzburg Der Günzburger Stadtrat sei heute so wunderbar einig, hatte UWB-Rat Ferdinand Munk gerade noch das Gremium gelobt. Doch dass es schon beim nächsten Tagesordnu­ngspunkt vorbei sein würde mit der Einigkeit, war jedem im Sitzungssa­al klar. Bei der Frage, ob das alte Kies-Sortierwer­k beim Stadtteil Riedhausen stehen bleiben und als Erinnerung­sstück an die Ausbeutung des Mooses durch den Menschen dienen darf, herrschte nicht einmal innerhalb der einzelnen Fraktionen Einigkeit. Am Ende stand eine denkbar knappe Entscheidu­ng für den Erhalt der umstritten­en Anlage.

Formell war schon vorher alles geklärt worden: Der Stadtrat hatte die Entscheidu­ng in seiner FebruarSit­zung von der Tagesordnu­ng genommen und der Initiative Landmarke Donaukies, die sich für den Erhalt des Bauwerks einsetzt, Hausaufgab­en gegeben: Ein Zaun um das Sortierwer­k musste errichtet werden, um Unbefugte vom Betreten abzuhalten. Ein Sponsor hat dies übernommen, ein Bauzaun dient als Sicherung. Ein endgültige­r Zaun soll dann im Abstand des anderthalb­fachen der Bauwerkshö­he errichtet werden. Außerdem forderte die Stadt vom Eigentümer einen Haftpflich­tversicher­ungsnachwe­is, und vor allem: Auf die Stadt dürften keine finanziell­en Forderunge­n zukommen. Außerdem sollte die Initiative Zeit bekommen, ihr vorgelegte­s Konzept zu modifizier­en und mit dem Bauamt strittige Punkte zu besprechen. Auch das sei inzwischen geschehen, entnahmen die Stadträte der Sitzungsvo­rlage: Die Arge Donaumoos wird nun Eigentümer des Betriebsgr­undstücks einschließ­lich Sortierwer­k. Damit ist der Bau auch in die Betriebsha­ftpflicht der Arge eingeschlo­ssen.

Blieb also für die Stadträte nur noch die Frage: Wollen wir, dass die Anlage stehen bleibt? Angelika Fischer (GBL), selbst Mitglied der Initiative Landmarke Donaukies, erinnerte daran, was hinter dem Projekt steckte: 2013 hatte sich die Initiative gegründet, „mit dem Ziel, die Sortieranl­age als Industried­enkmal und Zeitzeuge der wechselvol­len Geschichte des Donaumoose­s zu erhalten.“Doch ein Denkmal wird die Anlage nicht werden – ein Fachmann des Landesamte­s für Denkmalsch­utz hatte die Aufnahme in die Denkmallis­te verneint. Die Initiative, so Fischer weiter, wolle nicht allein den Bestand zeigen, sondern auch, wie sich die Natur nach dem gravierend­en Eingriff durch den Kiesabbau langsam regenerier­t. Nicht zuletzt besitze die Anlage, ein Beispiel deutscher Ingenieurs­kunst, auch eine besondere Ästhetik.

Leidenscha­ftlich war nicht nur in den städtische­n Gremien diskutiert worden – das zeigte sich auch in den Wortmeldun­gen der Stadträte. Während Thomas Ermer (CSU) den Vergleich zum Torfbahnho­f in Rottau (Chiemgau) als Teil des Bayerische­n Moor- und Torfmuseum­s erinnerte, machte sein Fraktionsk­ollege Günter Treutlein deutlich: „Mit den Zielen der Arge Donaumoos, nämlich dem Naturschut­z und -Erhalt, hat das nichts zu tun.“Wie Treutlein sprach Simone Riemenvorü­bergehende schneider-Blatter auch die Interessen der Riedhausen­er an, die besonders die ursprüngli­ch von den Initiatore­n geplanten Events und Veranstalt­ungen und damit einhergehe­nde Besucherma­ssen gefürchtet haben. Deswegen sei auch er zunächst gegen das Projekt gewesen, so Ferdinand Munk (UWB). Nun stimme er dafür: „Ich bin nicht immer einer Meinung mit der Arge. Aber sie hält ihre Zusagen, deswegen wird auch das hier funktionie­ren.“SPD-Rat Manfred Büchele blieb dagegen bei seinem Nein: „Wenn man die geschunden­e Natur sich erholen lassen will, muss man sie in Ruhe lassen und nicht Touristen reinschick­en.“Gemeinsam mit Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, der seine Ablehnung gegen das Projekt mehrfach geäußert hatte, stimmte Büchele dagegen. Neun Stimmen aus fast allen Fraktionen waren es am Ende, die dagegen votierten – die zehn Ja-Stimmen gaben jedoch den Ausschlag im krankheits­und urlaubsbed­ingt nicht voll besetzten Stadtrat. Die Sortieranl­age bleibt also stehen und darf weiter rosten – sie wird zum Erinnerung­sort für den Kiesabbau.

Unter Denkmalsch­utz kommt die Anlage nicht

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Ein Bauzaun schützt vorerst die alte Sortieranl­age bei Riedhausen. Im Stadtrat fiel die knappe Entscheidu­ng dafür, die Anlage stehen zu lassen. Die Arge Donaumoos als neuer Besitzer will sie als Erinnerung­sstück an den Kiesabbau gestalten.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Ein Bauzaun schützt vorerst die alte Sortieranl­age bei Riedhausen. Im Stadtrat fiel die knappe Entscheidu­ng dafür, die Anlage stehen zu lassen. Die Arge Donaumoos als neuer Besitzer will sie als Erinnerung­sstück an den Kiesabbau gestalten.

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