Erfolg macht die Musikschule wertvoll
Warum die Stadt erneut die Gebühren anheben muss. Und wie Familien mit weniger Geld etwas davon haben können
Günzburg Es muss wie Musik in den Ohren von Jürgen Gleixner geklungen haben: Aus allen Fraktionen des Stadtrats tönte am Montagabend Lob für die Städtische Musikschule Günzburg, ihren engagierten Leiter und sein Lehrerteam. Dass auch in den kommenden Jahren die Gebühren für die freiwillige Einrichtung der Stadt steigen werden, trugen alle mit. Einige Ratsmitglieder machten aber auch darauf aufmerksam, dass sich nicht jede Familie das Angebot der Musikschule leisten kann – und es Möglichkeiten geben muss, auch deren Kinder an die Musik heranzuführen.
Mäßig, aber regelmäßig wolle man die Gebühren anheben, hatte sich der Stadtrat zuletzt wieder bei den Haushaltsberatungen 2018 vorgenommen. Die jetzt vorgesehenen Steigerungen jeweils zum 1. September 2018, 2019 und 2020 bedeuten eine Anpassung um rund vier Prozent. Am wenigsten zahlen die Teilnehmer der Musikkäfer-Gruppe – für sie werden ab diesem Jahr 195 Euro im Jahr fällig, ab September 2019 sind es 198 Euro und ein Jahr später 201 Euro. Am teuersten ist der Einzelunterricht (45 Minuten) mit jährlich 1173 Euro ab September 2018, ab September 2020 wird er bei jährlich 1200 Euro liegen. Schüler, die nicht aus Günzburg kommen, bezahlen im übernächsten Jahr bis zu 1632 Euro.
Im Vergleich mit umliegenden Musikschulen ist das Angebot in Günzburg mit Abstand am teuersten: Eine halbe Stunde Einzelunterricht für Einheimische kostet in Ichenhausen 483 Euro, in Offingen 527 Euro, in Neu-Ulm und Senden 696 Euro – in Günzburg werden dafür derzeit jährlich 774 Euro fällig. Trotz der Begeisterung für die Musikschule, zu deren Freundeskreis sie gehört, bat Stadträtin Ursula Seitz (SPD) darum, die Höhe der Gebühren im Auge zu behalten. „Unter den mehr als 600 Schülern, die unsere Musikschule derzeit besuchen, ist kein einziger aus der benachbarten Maria-Theresia-Mittelschule.“Dabei sei dort das Interesse an Musik eigentlich groß, wie angebotene Schnupperstunden gezeigt hätten. „Wir müssen einen passenden Weg finden, wie wir Hürden abbauen können“, so Seitz.
Denn tatsächlich gebe es bereits Möglichkeiten für Familien mit geringerem Einkommen, den Tarif deutlich zu senken, so Oberbürgermeister Gerhard Jauernig. Ermäßigungen von 25 bis 50 Prozent seien möglich, „ein Anruf bei der Musikschule genügt“. Das große Angebot der Musikschule gibt es auch für die Stadt nicht umsonst. Jauernig wies in der Sitzung darauf hin, dass im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen die Lehrer der Musikschule angestellt seien und ein festes, nach Tarif gestaffeltes Gehalt erhalten. „Ihre Arbeit ist ihren Preis wert“, so der Oberbürgermeister.
Ursprünglich hatte sich die Stadt eine finanzielle Obergrenze von 250 000 Euro für den städtischen Finanzbeitrag gesetzt – diesen aber zuletzt immer wieder überschritten,
Bislang nutzt kein Mittelschüler das Angebot
Grund für den Boom ist die hohe Qualität
aktuell im vergangenen Jahr mit mehr als 300 000 Euro. Angelika Fischer (GBL) erinnerte daran, unter welchen Umständen diese Obergrenze beschlossen worden war: „Damals hatten wir nur halb so viele Schüler wie heute.“Dass die Musikschule einen Boom erlebt, liege eben an den qualitativ hochwertigen Lehrkräften, wie zuletzt das Lehrerkonzert im Rahmen des Musikalischen Frühlings im Schwäbischen Barockwinkel gezeigt habe. „Ich bin froh, dass wir uns damals für Jürgen Gleixner als Leiter der Musikschule entschieden haben“, so Stephanie Denzler (CSU). Der Schulleiter gehe kreative Wege und habe genau das erreicht, was sich der Stadtrat für die Musikschule erhofft habe. Auch sie wünscht sich aber, dass die Möglichkeit der Ermäßigung bei den Familien bekannter wird. „Vermutlich sehen viele die Preise, kommen gar nicht auf die Idee, nach einer Ermäßigung zu fragen. Denzler regte in diesem Zusammenhang auch an, die Abbuchung der Beiträge zu verändern. „Alle drei Monate mehrere Hundert Euro zu zahlen fällt deutlich schwerer als jeden Monat hundert Euro.“
Oberbürgermeister Jauernig kündigte an, mit Musikschulleiter Jürgen Gleixner und dem Leiter der Maria-Theresia-Mittelschule, Ralf Klügl, Gespräche über eine mögliche Kooperation zu führen. Mit der privaten Kinderkrippe Kids & Company und den beiden MariaWard-Schulen gibt es schon eine Zusammenarbeit.