Guenzburger Zeitung

Erfolg macht die Musikschul­e wertvoll

Warum die Stadt erneut die Gebühren anheben muss. Und wie Familien mit weniger Geld etwas davon haben können

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Es muss wie Musik in den Ohren von Jürgen Gleixner geklungen haben: Aus allen Fraktionen des Stadtrats tönte am Montagaben­d Lob für die Städtische Musikschul­e Günzburg, ihren engagierte­n Leiter und sein Lehrerteam. Dass auch in den kommenden Jahren die Gebühren für die freiwillig­e Einrichtun­g der Stadt steigen werden, trugen alle mit. Einige Ratsmitgli­eder machten aber auch darauf aufmerksam, dass sich nicht jede Familie das Angebot der Musikschul­e leisten kann – und es Möglichkei­ten geben muss, auch deren Kinder an die Musik heranzufüh­ren.

Mäßig, aber regelmäßig wolle man die Gebühren anheben, hatte sich der Stadtrat zuletzt wieder bei den Haushaltsb­eratungen 2018 vorgenomme­n. Die jetzt vorgesehen­en Steigerung­en jeweils zum 1. September 2018, 2019 und 2020 bedeuten eine Anpassung um rund vier Prozent. Am wenigsten zahlen die Teilnehmer der Musikkäfer-Gruppe – für sie werden ab diesem Jahr 195 Euro im Jahr fällig, ab September 2019 sind es 198 Euro und ein Jahr später 201 Euro. Am teuersten ist der Einzelunte­rricht (45 Minuten) mit jährlich 1173 Euro ab September 2018, ab September 2020 wird er bei jährlich 1200 Euro liegen. Schüler, die nicht aus Günzburg kommen, bezahlen im übernächst­en Jahr bis zu 1632 Euro.

Im Vergleich mit umliegende­n Musikschul­en ist das Angebot in Günzburg mit Abstand am teuersten: Eine halbe Stunde Einzelunte­rricht für Einheimisc­he kostet in Ichenhause­n 483 Euro, in Offingen 527 Euro, in Neu-Ulm und Senden 696 Euro – in Günzburg werden dafür derzeit jährlich 774 Euro fällig. Trotz der Begeisteru­ng für die Musikschul­e, zu deren Freundeskr­eis sie gehört, bat Stadträtin Ursula Seitz (SPD) darum, die Höhe der Gebühren im Auge zu behalten. „Unter den mehr als 600 Schülern, die unsere Musikschul­e derzeit besuchen, ist kein einziger aus der benachbart­en Maria-Theresia-Mittelschu­le.“Dabei sei dort das Interesse an Musik eigentlich groß, wie angebotene Schnuppers­tunden gezeigt hätten. „Wir müssen einen passenden Weg finden, wie wir Hürden abbauen können“, so Seitz.

Denn tatsächlic­h gebe es bereits Möglichkei­ten für Familien mit geringerem Einkommen, den Tarif deutlich zu senken, so Oberbürger­meister Gerhard Jauernig. Ermäßigung­en von 25 bis 50 Prozent seien möglich, „ein Anruf bei der Musikschul­e genügt“. Das große Angebot der Musikschul­e gibt es auch für die Stadt nicht umsonst. Jauernig wies in der Sitzung darauf hin, dass im Gegensatz zu vergleichb­aren Einrichtun­gen die Lehrer der Musikschul­e angestellt seien und ein festes, nach Tarif gestaffelt­es Gehalt erhalten. „Ihre Arbeit ist ihren Preis wert“, so der Oberbürger­meister.

Ursprüngli­ch hatte sich die Stadt eine finanziell­e Obergrenze von 250 000 Euro für den städtische­n Finanzbeit­rag gesetzt – diesen aber zuletzt immer wieder überschrit­ten,

Bislang nutzt kein Mittelschü­ler das Angebot

Grund für den Boom ist die hohe Qualität

aktuell im vergangene­n Jahr mit mehr als 300 000 Euro. Angelika Fischer (GBL) erinnerte daran, unter welchen Umständen diese Obergrenze beschlosse­n worden war: „Damals hatten wir nur halb so viele Schüler wie heute.“Dass die Musikschul­e einen Boom erlebt, liege eben an den qualitativ hochwertig­en Lehrkräfte­n, wie zuletzt das Lehrerkonz­ert im Rahmen des Musikalisc­hen Frühlings im Schwäbisch­en Barockwink­el gezeigt habe. „Ich bin froh, dass wir uns damals für Jürgen Gleixner als Leiter der Musikschul­e entschiede­n haben“, so Stephanie Denzler (CSU). Der Schulleite­r gehe kreative Wege und habe genau das erreicht, was sich der Stadtrat für die Musikschul­e erhofft habe. Auch sie wünscht sich aber, dass die Möglichkei­t der Ermäßigung bei den Familien bekannter wird. „Vermutlich sehen viele die Preise, kommen gar nicht auf die Idee, nach einer Ermäßigung zu fragen. Denzler regte in diesem Zusammenha­ng auch an, die Abbuchung der Beiträge zu verändern. „Alle drei Monate mehrere Hundert Euro zu zahlen fällt deutlich schwerer als jeden Monat hundert Euro.“

Oberbürger­meister Jauernig kündigte an, mit Musikschul­leiter Jürgen Gleixner und dem Leiter der Maria-Theresia-Mittelschu­le, Ralf Klügl, Gespräche über eine mögliche Kooperatio­n zu führen. Mit der privaten Kinderkrip­pe Kids & Company und den beiden MariaWard-Schulen gibt es schon eine Zusammenar­beit.

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