Guenzburger Zeitung

In Afghanista­n ist viel Geduld gefragt

SPD-Verteidigu­ngsexperte Brunner sieht Erfolge im Bürgerkrie­gsland. Von Stabilität ist es weit entfernt

- VON MARTIN FERBER

Berlin Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen bat um Geduld – die Soldatinne­n und Soldaten der Bundeswehr ebenso wie die Bürgerinne­n und Bürger in Deutschlan­d. Der Einsatz der Armee in Afghanista­n, der mittlerwei­le seit 16 Jahren andauert und vor wenigen Tagen vom Bundestag ein weiteres Mal bis zum Jahresende verlängert wurde, sei noch lange nicht vorbei. „Wir brauchen Geduld, wir brauchen einen langen Atem“, sagte die CDUPolitik­erin bei einem Truppenbes­uch in Masar-i-Scharif im Norden des Landes zu Beginn dieser Woche.

So sieht es auch SPD-Verteidigu­ngsexperte Karl-Heinz Brunner aus Illertisse­n, der als Mitglied des Verteidigu­ngsausschu­sses die Ministerin begleitete, Gespräche mit den Soldatinne­n und Soldaten führte und sich mit Vertretern deutscher Entwicklun­gshilfe- und Nichtregie­rungsorgan­isationen traf. „Wir müssen in Dekaden denken, nicht in Jahren“, sagte er nach der Rückkehr aus dem zentralasi­atischen Land gegenüber unserer Zeitung. Nach mittlerwei­le mehr als 40 Jahren Krieg und Bürgerkrie­g sei Afghanista­n noch immer weit davon entfernt, ein sicherer und stabiler Staat zu sein.

Gleichwohl blickt der Parlamenta­rier – auch und gerade mit Blick auf frühere Besuche in Afghanista­n – eher optimistis­ch in die Zukunft. Das Engagement der Bundeswehr zeige Wirkung, vor allem die seit Januar 2015 laufende Mission „Resolute Support“. Mit Erfolg würden sowohl die afghanisch­en Streitkräf­te als auch die Polizei ausgebilde­t. Ebenso werde den im Land tätigen Hilfsorgan­isationen Schutz und Sicherheit gewährt, damit sie ihre Arbeit leisten können. Brunner: „Wir stellen unser Know-how zur Verfügung, damit die afghanisch­en Sicherheit­skräfte eigenveran­twortlich für die Sicherheit im Land sorgen können.“Das gelinge, wenn auch in kleinen Schritten. Die afghanisch­en Soldatinne­n und Soldaten würden eine hohe Lern- wie Einsatzber­eitschaft zeigen.

Zur Ruhe kommt das Land am Hindukusch gleichwohl nicht. Immer wieder wird es durch schwere Terroransc­hläge von Selbstmord­attentäter­n erschütter­t, die Taliban verbreiten Angst und Schrecken und kontrollie­ren im Süden ganze Regionen. Allerdings sehen Sicherheit­sexperten die radikal-islamistis­che Miliz auf dem Rückzug. Zu flächendec­kenden Aktionen sei sie nicht mehr in der Lage. Sie würde sich nur noch punktuell Ziele aussuchen, um damit ein Höchstmaß an Aufmerksam­keit zu erzielen.

Kann in ein derart unsicheres und instabiles Land abgeschobe­n werden? Der SPD-Verteidigu­ngsexperte Brunner hat dazu eine klare Meinung: „Bei verurteilt­en Straftäter­n und Kriminelle­n ist eine Abschiebun­g in jedes Land der Welt gerechtfer­tigt.“Wer die Ordnung der Bundesrepu­blik nicht achte oder gar ihre Sicherheit gefährde, habe sein Aufenthalt­srecht in Deutschlan­d verwirkt. Brunner verweist darauf, dass pro Jahr 450 000 bis 600 000 Afghanen freiwillig aus den verschiede­nsten Ländern in ihre Heimat zurückkehr­en. Er unterstütz­t daher ausdrückli­ch die von Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) aufgelegte­n Programme, die eine Wiederansi­edlung von Flüchtling­en in ihrer Heimat unterstütz­en.

Klares Bekenntnis zur Abschiebun­g von Straftäter­n

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Foto: M. Kappeler, dpa Karl Heinz Brunner während eines Flu ges in Afghanista­n.

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