Damit es in Günzburg weiter brummt
Das Thema Biodiversität beschäftigt die Stadtratsfraktionen. Was nun umgesetzt werden soll – und welches Mittel ganz verbannt wird
Günzburg In Günzburg brummt es – an allen Ecken und Enden wird gebaut, Firmen siedeln sich an und der Zuzug ist so groß wie noch nie. Doch zum Leben in der Stadt gehört auch die Natur – das haben auch die Fraktionen im Stadtrat erkannt, und sich Gedanken darüber gemacht, wie es auch in anderer Hinsicht in Günzburg weiter summen und brummen kann. Drei Anträge aus dem vergangenen Jahr von SPD und Freien Wählern wurden am Montagabend gemeinsam behandelt – alle haben die Biodiversität zum Inhalt. Bereits im August 2017 forderte die SPD ein Programm zur Begrünung von Ackerrandflächen, im Dezember legte die Fraktion einen Antrag auf Verzicht auf den Einsatz von Glyphosat bei städtischen Pachtflächen dazu. Die Freien Wähler hatten ebenfalls im Dezember gefordert, die Stadt möge drei bis vier Bienenvölker pachten, um einen Beitrag zur Rettung der Insekten zu leisten.
Themen, denen sich auch die anderen Fraktionen des Stadtrats gerne anschlossen. Christian Neidl (CSU) erinnerte daran, was die Stadt schon alles in diese Richtung umgesetzt habe – beispielsweise in der Ichenhauser Straße, wo Blumen auf den Seitenstreifen Insekten anlocken sollen. „Wir tragen eine große Verantwortung für die nächsten Generationen“, so Hans Kaltenecker (UWB). Manches müsse den Bürgern aber auch noch deutlicher erklärt werden, wie beispielsweise der Umstand, warum manche Flächen später als sonst gemäht würden. Bei den Blühflächen möchte Christine Hengeler, die als Umweltfachkraft die Stadt unterstützt, auf eine Vernetzung der Flächen setzen. „Entlang von Gräben, an Straßenrainen und Böschungen kann ein Blütennetzwerk entstehen.“Einzelne Stücke von Pachtflächen als Blühstreifen vorzusehen, ist ihrer Ansicht nach nicht nur schwer umsetzbar. „Wir sollten der Landwirtschaft nicht noch weitere Flächen entziehen, sie verliert ohnehin schon viel Platz durch Bau oder Ausgleichsflächen“, so die Nebenerwerbs-Land- wirtin. Ein entsprechendes Konzept für Blühflächen will die Stadt nach dem Beschluss des Stadtrats nun erarbeiten.
Als Alternative für den Kauf von eigenen Bienenvölkern möchte die Stadtverwaltung mit Imkern kooperieren. Knapp 380 Bienenvölker gibt es schon in der Stadt, 80 aktive Imker hat der Günzburger Verein. Und die tun schon eine Menge – zum Beispiel mit ihrem Lehrbienenstand sowie Kooperationen mit drei Schulen. Vorstellen kann man sich bei der Stadt zudem eine Flächenbörse oder die Möglichkeit für Firmen, den Imkern ein Gelände für seine Bienen zur Verfügung zu stellen, für die dieser dann die Verantwortung trägt. Der auf dem eigenen Gelände entstandene Honig kann dann von den Paten erworben und zum Beispiel mit dem Firmennamen versehen werden.
Einig waren sich die Räte auch beim Einsatz des umstrittenen Vertilgungsmittels Glyphosat. Wie alle chemischen Unkrautbekämpfungsmittel wird es bereits seit Jahren auf öffentlich zugänglichen städtischen Flächen nicht eingesetzt. Künftig soll es auch von verpachteten Flächen der Stadt verbannt werden. Für die meisten Flächen wird dies ab 2020 gelten, wenn die bestehenden Pachtverträge nach einem Fünf-Jahres-Zyklus auslaufen. Auch bei der Erneuerung aller anderen Pachtverträge soll das Verbot dann festgeschrieben werden.