Guenzburger Zeitung

Ist gut, was gefällt?

- VON PHILIPP WEHRMANN redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Ü ber Geschmack kann man bekanntlic­h nicht streiten. Oder etwa doch? Reibereien zwischen Fans verschiede­ner Musikricht­ungen gibt es wahrschein­lich, seit Menschen Ohren haben – sehr lange jedenfalls.

Vor fast 200 Jahren schon tobte ein großer Streit darüber, in welche Richtung sich die Musik entwickeln sollte. Richard Wagner, einer der wichtigste­n Komponiste­n Deutschlan­ds, vertrat die Ansicht, dass Musik nur dann einen Wert erhält, wenn sie gemeinsam mit einer Handlung präsentier­t wird. Er war ein Vertreter der Programmmu­sik. Johannes Brahms hingegen glaubte, die Musik solle für sich alleine stehen. Solche Musik nennt man absolute Musik. Ihre Anhänger werden häufig Wagneriane­r und Brahmsiane­r genannt – fast so ähnlich wie Metalheads und Raver.

Vor ein paar Jahren ließen sich deutsche Pausenhöfe noch in HipHop- und Rockfans unterteile­n. Diese Erzfeindsc­haft hat sich augenschei­nlich etwas beruhigt. Doch seit einiger Zeit gibt es ein neues Feindbild im Boxring der Musikricht­ungen: Electronic Dance Music, kurz EDM. Niemand steht so sehr dafür wie David Guetta. Viele kritisiere­n, diese Musik gebe es nur, um Geld damit zu verdienen. Hunderttau­sende Besucher auf Festivals wie dem Tomorrowla­nd zeigen aber zumindest, dass diese Musik Menschen bewegen kann. In diesem Zusammenha­ng hat sich der Begriff „handgemach­te Musik“etabliert. Damit hat sich, wenn man so will, eine Union unterschie­dlichster Musikricht­ungen gebildet – und sich damit zu Musik abgrenzt, an der so viel echt ist wie an Instagram-Bildern von Kim Kardashian.

Am Ende entscheide­t jeder selbst, welche Musik ihm beim Autofahren, Tanzen oder beim Frühstück am besten gefällt. Natürlich ändern sich Geschmäcke­r. Trotzdem ist es wichtig, dass Menschen das Können weitergebe­n, mit ihrer eigenen Stimme und Instrument­en Musik zu machen. Auch wenn das in Zeiten von Autotune und DJ-Personenku­lt vermutlich schwierige­r geworden ist.

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