Ist gut, was gefällt?
Ü ber Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten. Oder etwa doch? Reibereien zwischen Fans verschiedener Musikrichtungen gibt es wahrscheinlich, seit Menschen Ohren haben – sehr lange jedenfalls.
Vor fast 200 Jahren schon tobte ein großer Streit darüber, in welche Richtung sich die Musik entwickeln sollte. Richard Wagner, einer der wichtigsten Komponisten Deutschlands, vertrat die Ansicht, dass Musik nur dann einen Wert erhält, wenn sie gemeinsam mit einer Handlung präsentiert wird. Er war ein Vertreter der Programmmusik. Johannes Brahms hingegen glaubte, die Musik solle für sich alleine stehen. Solche Musik nennt man absolute Musik. Ihre Anhänger werden häufig Wagnerianer und Brahmsianer genannt – fast so ähnlich wie Metalheads und Raver.
Vor ein paar Jahren ließen sich deutsche Pausenhöfe noch in HipHop- und Rockfans unterteilen. Diese Erzfeindschaft hat sich augenscheinlich etwas beruhigt. Doch seit einiger Zeit gibt es ein neues Feindbild im Boxring der Musikrichtungen: Electronic Dance Music, kurz EDM. Niemand steht so sehr dafür wie David Guetta. Viele kritisieren, diese Musik gebe es nur, um Geld damit zu verdienen. Hunderttausende Besucher auf Festivals wie dem Tomorrowland zeigen aber zumindest, dass diese Musik Menschen bewegen kann. In diesem Zusammenhang hat sich der Begriff „handgemachte Musik“etabliert. Damit hat sich, wenn man so will, eine Union unterschiedlichster Musikrichtungen gebildet – und sich damit zu Musik abgrenzt, an der so viel echt ist wie an Instagram-Bildern von Kim Kardashian.
Am Ende entscheidet jeder selbst, welche Musik ihm beim Autofahren, Tanzen oder beim Frühstück am besten gefällt. Natürlich ändern sich Geschmäcker. Trotzdem ist es wichtig, dass Menschen das Können weitergeben, mit ihrer eigenen Stimme und Instrumenten Musik zu machen. Auch wenn das in Zeiten von Autotune und DJ-Personenkult vermutlich schwieriger geworden ist.