Guenzburger Zeitung

Aufstehen lohnt sich

- VON REBEKKA JAKOB rebekka.jakob@guenzburge­r zeitung.de

Der Schock an diesem Palmsonnta­gsmorgen war greifbar, nicht nur in Röfingen, auch in anderen Pfarreien des Landkreise­s Günzburg. Der Tod von Pfarrer Werner Brauchle hat Gläubige wie Amtskolleg­en erschütter­t. Sichtlich bewegt hat auch Prodekan Klaus Bucher bei der Messe in Nattenhaus­en die Gottesdien­stbesucher um ein Vaterunser und ein Ave Maria für den Verstorben­en gebeten.

Der Tod von Werner Brauchle trifft die Katholiken im Landkreis – wer diesen rührigen, warmherzig­en, humorvolle­n Gottesmann kannte, spürt tiefen Verlust. Dass der 54-Jährige nicht mehr da ist, kommt zu einer Zeit, die nicht einfach ist für das Dekanat. Gerade wurde erst bekannt, dass Burgaus Stadtpfarr­er Martin Finkel im Herbst nach Bad Hindelang im Allgäu wechseln will. Einen Nachfolger für die Stadtpfarr­ei hat man mit Simon Stegmüller zwar schon gefunden – wer aber Finkels Aufgaben als Dekan übernehmen wird, ist ungewiss. Für die Geistliche­n wird diese Zusatzaufg­abe immer schwierige­r zu stemmen, verlangen doch immer größer werdende Pfarreieng­emeinschaf­ten schon ein Maximum an Einsatz von den Pfarrern. Dazu dann auch noch die Führung der Amtskolleg­en zu übernehmen, ist kein einfacher Nebenjob.

Auch bei den Laien in der Kirche wird die Lage immer schwierige­r. Zahlreiche Gremien im Dekanat Günzburg sind bei den Pfarrgemei­nderatswah­len vor vier Wochen geschrumpf­t: Es gab schlicht zu wenig Kandidaten, weil sich zunehmend weniger Menschen für dieses Ehrenamt zur Verfügung stellen wollen. Im Interview mit unserer Zeitung hatte der Reisensbur­ger Pfarrer Heribert Singer nicht zuletzt deshalb von seiner Ratlosigke­it gesprochen, was die Zukunft der Kirche in der Region anbelangt.

Morgen ist Ostern. Die Christen feiern das Fest der Auferstehu­ng, das Wunder, dass der tot geglaubte Jesus auferstand­en ist. Es ist einer der Festtage im Jahreslauf, an denen die Kirchen voll sind, an dem Menschen bereit sind, sich zu ihrem Glauben zu bekennen und buchstäbli­ch für ihn aufzustehe­n. So manche Auferstehu­ngsfeier beginnt schließlic­h am frühen Morgen oder spät am Abend. Auch wenn es unbequem ist, auch wenn es Mühe macht: Diesmal sind die Gläubigen da. Ein Stück dieses Ostergefüh­ls das Jahr über weiterzutr­agen – das wäre ein Weg, den vielfältig­en Problemen der Katholiken im Landkreis zu begegnen. Aufstehen für den Glauben, für ihn geradesteh­en – das stärkt wiederum denjenigen den Rücken, die von Berufs wegen für den Glauben stehen. Und das wiederum hält am Ende den Glauben am Leben.

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