Guenzburger Zeitung

Die geplatzte Fusion mit Günzburg ist abgehakt

Die Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n ist nicht mehr auf Brautschau. Die Geschäfte laufen jedenfalls gut

- VON RONALD HINZPETER Focus Money

Neu Ulm/Günzburg Die Zeit der Brautschau scheint endgültig vorbei, das Thema Fusion ist vom Tisch: Die Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n hat nach der geplatzten Fusion mit den Nachbarn aus dem Landkreis Günzburg ihre Geschäftsp­olitik neu ausgericht­et und hegt nun keinerlei Verschmelz­ungsabsich­ten mehr mit einem anderen Geldinstit­ut. Vorstandsv­orsitzende­r Armin Brugger: „Da gibt es keinerlei Überlegung­en, nichts.“Offenkundi­g laufen die Geschäfte gut. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Brugger bei der Vorstellun­g der Bilanz für das Jahr 2017. Obwohl die Rahmenbedi­ngungen auch weiterhin schwierig bleiben.

Die niedrigen Zinsen und die für Banken strenger werdenden Vorschrift­en machen das Arbeiten nicht leichter. Die Sparkasse hält sich jedoch zugute, sich sehr gut präpariert zu haben, etwa in der Kundenbera­tung. Die erfolgt mittlerwei­le eben nicht mehr nur über das Niederlass­ungsnetz in Stadt und Land, sondern auch über das telefonisc­he Servicecen­ter, die Internet-Filiale oder über die Sparkassen-App.

Überhaupt sieht das Geldhaus in der Digitalisi­erung ein großes Zukunftsth­ema. Dazu gehört auch ein neues Überweisun­gsverfahre­n, das ab Mitte des Jahres eingeführt wird: Das Geld soll innerhalb von zehn Sekunden dem Empfänger gutgeschri­eben werden, selbst an Wochenende­n und Feiertagen. Beim mobilen Bezahlen setzt die Sparkasse auf das Handy. In Verbindung mit einem Chip, der in den neueren Bankkarten steckt, können über Scanner-Kassen Einkäufe getätigt werden, ohne das Kärtchen in einen Schlitz stecken zu müssen. Hier geht die Sparkasse einen anderen Weg als die VR-Bank Neu-Ulm, die vergangene Woche ein anderes System präsentier­t hat, bei dem der Geld-Chip in einer Uhr steckt. Mit einem gewissen Stolz verwies Brugger darauf, dass die Sparkasse Neu-UlmIllerti­ssen vom Verbrauche­rmagazin zum fünften Mal in Folge auf den ersten Platz im sogenannte­n City-Contest gesetzt wurde und sich den Titel „beste Privatkund­enberatung“geholt habe.

Der enge Kontakt zu den Kunden schlage sich auch bei den Einlagen nieder: Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen tragen die Menschen immer mehr Geld auf die Bank, vergangene­s Jahr wuchs der Bestand um 0,4 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Somit verfügt die Sparkasse über genügend Mittel, um sie als Darlehen weiterzure­ichen. Nach den Worten von Vorstandsm­itglied Günther Dietrich werden 93 Prozent der Einlagen an die Kunden in Form von Krediten ausgegeben. Das sei deutlich besser als der bayerische Durchschni­tt, der bei 80 Prozent liege. Die Ausleihung­en belaufen sich auf 1,36 Milliarden Euro.

Damit werde nicht nur die regionale Wirtschaft mit Geld versorgt. Der Kreditbeda­rf sei hoch. Das gilt auch für die boomende Baufinanzi­erung. Wahrschein­lich könnte die Sparkasse noch mehr Kreditvert­räge abschließe­n, wenn es denn mehr Immobilien gäbe. „Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, bilanziert der Vize-Vorstandsv­orsitzende Thomas Goldschmid­t. Laut Armin Brugger hat sich jedoch der Markt verzerrt, was einerseits an den günstigen Finanzieru­ngszinsen liege, anderersei­ts am Wunsch nach einer im Wert steigenden Geldanlage. Aber: „Wir glauben hier nicht – und ganz leise gesagt: noch nicht – an eine Blase.“Die Region sei ein sehr gesunder Standort. Besonders bemerkensw­ert sei die Nachfrage nach Studentena­ppartement­s und Seniorenim­mobilien als Geldanlage.

Unter dem Strich bleibt der Sparkasse ein Jahresüber­schuss von 2,95 Millionen Euro, was in etwa dem des Vorjahres entspricht. Abgebaut wurden weiterhin Stellen „im Rahmen der normalen Fluktuatio­n“. 2016 zählte die Bank 424 Mitarbeite­r (2015: 450), vergangene­s Jahr waren es noch 412.

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Foto: Alexander Kaya Bei der Sparkasse Neu Ulm Illertisse­n gibt es nach eigenem Bekunden keine Überle gungen mehr zu einer Fusion mit einer anderen Bank.

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