Guenzburger Zeitung

Alltagsfre­mde Lösung

- VON MICHAEL KERLER michael.kerler@augsburger allgemeine.de

Eine Sperrung von 600 Meter Straße für ältere Dieselauto­s in Hamburg ist eine alltagsfre­mde Lösung gegen die Schadstoff­belastung der Luft. Wie verhalten sich ortsfremde Autofahrer, wenn sie auf solche Straßen stoßen? Sollen sie wenden? Wie kann die Maßnahme im fließenden Verkehr kontrollie­rt werden, ohne ein Chaos zu erzeugen? Weiß jeder Fahrer überhaupt, ob er einen Diesel nach der Norm Euro 4, 5 oder 6 fährt? Diese unterschei­det sich von der Ziffer auf der Feinstaubp­lakette an der Windschutz­scheibe; Hilfe bietet ein Blick in die Zulassungs­papiere. Und dann verteilt die Sperrung einzelner Straßen nur die Schadstoff­e über die Stadt. Der Verkehr sucht sich halt einen anderen Weg. Ob das der ideale Ausweg ist?

Nein, um die Luft zu verbessern, führt wenig daran vorbei, die Sache „vom Auspuff her zu denken“, wie es die Bundeskanz­lerin vielleicht formuliere­n würde. Es bedarf einer Nachrüstun­g der Fahrzeuge (wo sich die Industrie bei der Hardware bisher ziert), der schrittwei­sen Erneuerung der Fahrzeugfl­otte (die bei Hybriden und E-Autos mühsam vorankommt) und der Beteiligun­g ausländisc­her Hersteller (die sich bisher zurückhalt­en, obwohl ihre Autos häufig noch dreckiger sind). Keine Glanzleist­ung wäre es dagegen, einfach die Standorte der Messstatio­nen zu verschiebe­n. Saubere Luft hilft Anwohnern und Passanten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany