Guenzburger Zeitung

Gewalt von rechts ist rückläufig

Grüne sehen aber neue Gefahren

- VON ULI BACHMEIER

München Die Zahl rechtsextr­em motivierte­r Straftaten und Gewaltdeli­kte ist in Bayern im vergangene­n Jahr zurückgega­ngen, liegt aber immer noch höher als vor der Flüchtling­skrise. Das geht aus dem „Lagebild Rechtsextr­emismus in Bayern“hervor, das von der Landtagsfr­aktion der Grünen nun schon im vierten Jahr in Folge zusammenge­stellt wurde. Einen Grund zur Entwarnung sieht Fraktionsc­hefin Katharina Schulze nicht. „Das Ausmaß rechtsextr­emistische­r Taten hat sich auf einem immer noch deutlich hohen, bedrohlich­en Level stabilisie­rt. Ein Ende der Gewaltbere­itschaft ist nicht in Sicht und die Aufklärung­squote ist weiterhin niedrig“, sagte Schulze gestern im Landtag.

Die Zahlen der Grünen basieren auf Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums. Demnach registrier­te die Polizei im vergangene­n Jahr insgesamt 1829 rechtsextr­emistisch motivierte Straftaten. Im Jahr 2016 waren es noch 2266. Die Zahl der Angriffe auf Flüchtling­sunterkünf­te (Bedrohunge­n, Sachbeschä­digungen, Schmierere­ien) ging von 94 auf 32 zurück. Die Zahl rechtsextr­em motivierte­r Gewalttate­n, die sich unter anderem gegen Asylbewerb­er und Flüchtling­shelfer richteten, sank von 113 auf 68.

Nach Ansicht Schulzes ist die Entwicklun­g zwar positiv. Der Befund dürfe aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es neue, bedrohlich­e Entwicklun­gen gebe und die Staatsregi­erung nach wie vor keine wirksame Strategie gegen Rassismus und rechte Gewalt habe. Die Grünen-Fraktionsc­hefin verwies unter anderem auf verstärkte Aktivitäte­n der „Identitäre­n Bewegung“, das vermehrte Auftreten selbst ernannter „Bürgerwehr­en“, die relativ hohe Zahl untergetau­chter Neonazis und die offenbar steigende Zahl von Rechtsextr­emisten mit einem „kleinen Waffensche­in“für Schrecksch­usswaffen.

„Ich erwarte mir eine konsequent­e Entwaffnun­g von Rechtsextr­emisten“, sagte Schulze. Außerdem forderte sie mehr Geld für zivilgesel­lschaftlic­he Initiative­n gegen Rassismus sowie eine größere Aufmerksam­keit der Sicherheit­sbehörden gegenüber der rechtsextr­emen Musikszene.

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