Was ist ein Mann?
Mutige Studie aus allen Lebensaltern
Die Zweifel vom Anfang werden schnell weggewischt und lösen sich in Faszination auf: Ist die Schilderung dieses schüchternen, 17-jährigen Jünglings nicht etwas holzschnittartig, der da auf InterrailReise lieber noch ein klassisches Konzert besucht, als sich seiner Angst vor dem Ungeheuren zu stellen, vor dem Sex? Aber dann lässt der Kanadier David Szalay diesem Jüngling Kapitel für Kapitel einen anderen Typ Mann in jeweils ein Jahrzehnt fortschreitendem Lebensalter folgen.
Was sich aus diesen – April bis Dezember benannten – Anekdoten (vom Frühling des Mannwerdens bis zum Ende) allmählich formt, ist ein eindrucksvoller
Roman, der dem hoch gehängten Titel auch tatsächlich gerecht wird: „Was ein Mann ist“. Da ist der haltlose Zwanziger, der sich hoffnungslos in schöne Mädchen verliebt und sich zuverlässig gedemütigt fühlt – und gerade dort Befreiung findet, wo er selbst demütigend hinblickt. Da ist der Fünfziger, der als Geschäftsmann lieber auf den heißen One-NightStand verzichtet, weil es doch wieder anstrengend würde und er am Tag danach halt nicht ausgeschlafen wäre. Da ist der Siebziger, der zu stolz ist, sein Altern hinzunehmen, sich seiner Hinfälligkeit zu stellen und darum einsam seinen Ängsten ausgeliefert ist. Ein Buch, das zu einem für Männer wie Frauen erhellenden Panorama wird. Und damit auch ein starker Beitrag zur Geschlechterdebatte ist.
Übs. Henning Ahrens. Hanser, 512 S., 24 ¤