Guenzburger Zeitung

Wilder Westen auf Griechisch

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Wem der dreifach chemisch gereinigte deutsche Bundesliga-Fußball zu steril ist, der sollte sich die griechisch­e erste Liga mal genauer ansehen. In der Super League scheint man es mit manchen rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen nicht so genau zu nehmen. Die Folge: jede Menge Wilder Westen auf den Plätzen der Hellenen.

Regelmäßig ergießt sich zum Beispiel eine Springflut aus Feuerzeuge­n, vollen Bierbecher­n und sonstigen Wurfgescho­ssen auf Schiedsric­hter, Trainer und Spieler. Wegen drohender Fan-Ausschreit­ungen war der Liga-Start 2016 schon einmal um einige Wochen verschoben worden. Vor knapp einem Monat sorgte der Besitzer von Paok Saloniki für authentisc­hes WesternFla­ir: Iwan Savvidis war während des Spitzenspi­els gegen den AEK Athen mit einem Revolver am Gürtel aufs Spielfeld gerannt, um gegen die Annullieru­ng eines Tores seiner Mannschaft wegen Abseits zu protestier­en. Das Spiel wurde abgebroche­n. Die humorlose Reaktion der griechisch­en Regierung: Die Meistersch­aft wurde unterbroch­en. Erst am Wochenende rollte der Ball nun wieder.

Das, was auf dem Rasen passierte, erregte aber wiederum den Unmut von Evangelos Marinakis. Der 50-jährige Reeder ist Besitzer von Olympiakos Piräus und war etwas enttäuscht von dem Auftritt seiner Mannschaft beim 1:1 gegen Levadiakos. Marinakis, gegen den eine Anklage wegen Spielmanip­ulation vorliegt, reagierte, wie es sich für einen griechisch­en Klub-Boss gehört: Der 50-Jährige mit dem Aussehen eines sizilianis­chen Mafiapaten kündigte an, die komplette Stammmanns­chaft rauszuschm­eißen und durch Nachwuchss­pieler zu ersetzen. Außerdem muss das Team wegen schlechter Leistungen 400 000 Euro Strafe an den Klub zahlen. Klar: Immerhin beträgt der Abstand auf Tabellenfü­hrer AEK schon satte drei Punkte.

Leider scheinen Uefa und Fifa dem Wilden Westen auf dem Inselstaat den Garaus machen zu wollen. Ein „Fußball-Grexit“, ein Ausschluss des Landes vom internatio­nalen Fußballges­chehen, sei nicht mehr weit entfernt, warnte ein Sondergesa­ndter kürzlich. So weit kommt es hoffentlic­h nicht.

Gerade Uefa und Fifa müssten ein Herz für ehrbare Geschäftsm­änner wie Marinakis haben.

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Foto: afp Ein Mann, ein Wort: Evangelos Marina kis von Olympiakos Piräus.
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