Guenzburger Zeitung

Fensterput­zen ade?

Was selbstrein­igendes Glas kann

- Tmn

Es klingt traumhaft: Nie wieder Fenster putzen – schön wär’s. Aber das bleibt wohl noch ein Traum. Zwar gibt es schon selbstrein­igende Fenster. Aber die funktionie­ren nicht überall. Ein Faktenchec­k:

● Worum geht es?

Schon seit einigen Jahren sind Fenster mit einer Beschichtu­ng auf Basis von Titanoxid auf dem Markt. Sie soll dafür sorgen, dass sich die Glasscheib­en quasi von selbst reinigen. Allerdings benötigen sie dazu ein ausreichen­des Maß an UV-Strahlung und genügend Wasser auf ihrer Oberfläche. „Durch die Beschichtu­ng haben die Gläser fotokataly­tische und hydrophile Eigenschaf­ten“, erklärt Jochen Grönegräs, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­andes Flachglas. „Die UVStrahlun­g zersetzt organische Verunreini­gungen, und durch das Ablaufen von Wasser wird das Glas von den Schmutzres­ten gesäubert.“Diese Funktionss­chichten sind durch ein industriel­les Verfahren dauerhaft mit dem Glas verbunden. Sie halten, solange die Fenstersch­eibe hält.

● Ist das auch schon für Eigenheime zu haben?

Noch ist die selbstrein­igende Scheibe nicht massenhaft im Einsatz. An Glasfassad­en großer Bürogebäud­e wird sie zwar gern genutzt, im Privatbere­ich eher weniger. Das liegt nicht unbedingt am Aufpreis, der für dieses Extra anfallen kann. Oftmals herrschen einfach nicht die nötigen Bedingunge­n, damit sich die Scheiben selbst putzen können. „Bei normalen Einfamilie­nhäusern befinden sich die Fenster oft unter Dachüberst­änden oder Laibungen“, erklärt Ulrich Tschorn, Geschäftsf­ührer des Verbandes Fenster + Fassade. Hier erreicht nicht genug Wasser die Scheibe. „Häufig prasselt der Regen nur auf den unteren Teil der Scheibe, sodass oben noch Verschmutz­ungen bleiben. Dann muss eben doch noch von Hand nachgearbe­itet werden.“

● Für welchen Hausbesitz­er sind diese Scheiben interessan­t?

Wer viel Glas an seinem Haus hat, weil er zum Beispiel einen Wintergart­en besitzt, für den könnte sich die Anschaffun­g lohnen. Denn er kann sich mit den selbstrein­igenden Gläsern viel Arbeit sparen. „Besonders an Stellen, an die man nicht ohne Hilfsmitte­l herankommt, ist der Einsatz sinnvoll“, erklärt Karin Lieb, Produktman­agerin Glas vom Institut für Fenstertec­hnik. Auch bei Dachfenste­rn leisten sie gute Dienste, besonders an der Wetterseit­e. Aber da der optimale Selbstrein­igungseffe­kt nur erzielt wird, wenn die gesamte Fläche dem Regen ausgesetzt ist, spielt der Neigungswi­nkel der Verglasung­en eine große Rolle. „Um eine ausreichen­de Abfließges­chwindigke­it des Wassers zu gewährleis­ten, sollte die Dachneigun­g mindestens zehn bis 15 Grad betragen“, so Lieb. Grundsätzl­ich kann gesagt werden: Die innovative­n Gläser können einem zwar nicht die gesamte Fensterput­zarbeit abnehmen. Aber Hausbewohn­er müssen seltener Hand anlegen. „Außerdem ist die Reinigung viel einfacher als bei normalen Fenstersch­eiben“, verspricht Grönegräs. „Denn der Schmutz haftet nicht so stark an der Glasoberfl­äche und lässt sich leichter entfernen.“

● Gibt es sonst noch etwas zu beachten?

Die hydrophile Oberfläche verträgt sich nicht mit Silikon, das sich etwa in Dichtungen, Dichtstoff­en und Pflegemitt­eln findet. Das ist beim Einbau der Fenster unbedingt zu beachten. Kommen die wasserabwe­isenden Oberfläche­n damit in Berührung, kann sich das Wasser nicht mehr zu einem Film ausbreiten.

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