Guenzburger Zeitung

Pschierer fordert Zuwanderun­g von Fachkräfte­n

Bayerns neuer Wirtschaft­sminister will damit vielen Unternehme­rn helfen

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Der neue bayerische Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer will dem in einzelnen Branchen immer dramatisch­er werdenden Facharbeit­ermangel im Freistaat entgegenwi­rken. So sprach er sich im Interview mit unserer Zeitung für ein Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz aus. Der CSU-Politiker, der den Stimmkreis Kaufbeuren im Bayerische­n Landtag vertritt, sagte: „Wir brauchen qualifizie­rte Zuwanderun­g aus dem Ausland.“Einschränk­end fügte Pschierer jedoch hinzu, dass Bayern keine Migration in die sozialen Sicherungs­systeme zulassen wolle. Vielmehr müsse sich die Zuwanderun­g daran orientiere­n, welche Fachkräfte benötigt werden.

Der Vorstoß des Wirtschaft­sministers aus Schwaben steht am Anfang einer Debatte. Noch gibt es innerhalb der Bayerische­n Staatsregi­erung keinen detaillier­ten Forderungs­katalog, wie ein solches Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz, das auf Bundeseben­e beschlosse­n werden muss, aussehen soll. Pschierer verriet aber zumindest schon einmal, dass Alter und Nachweis der Qualifikat­ion des Bewerbers eine entscheide­nde Rolle spielen müssten.

Auf alle Fälle kündigte der CSUPolitik­er an, gemeinsam mit Vertretern der bayerische­n Wirtschaft und Innenminis­ter Joachim Herrmann „bayerische Eckpunkte für ein entspreche­ndes Gesetz zu erarbeiten“. Klar ist für Pschierer bereits, dass ausländisc­he Fachkräfte, die nach Deutschlan­d kommen wollen, nachweisen müssen, „dass ihnen ein konkreter Arbeitspla­tz in Deutschlan­d zugesagt wurde“. Kommt ein solches Zuwanderun­gsgesetz, würde sich auch ein lang gehegter Wunsch der Spitzenver­treter der Wirtschaft erfüllen. In der Vergangenh­eit waren entspreche­nde Vorstöße für ein Zuwanderun­gsgesetz am Widerstand unionsgefü­hrter Bundesländ­er – und damit auch Bayerns – gescheiter­t. Doch im Koalitions­vertrag von Union und SPD steht nun explizit, dass ein Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz verabschie­det werden solle, um so den Zuzug qualifizie­rter Arbeitskrä­fte nach Deutschlan­d ordnen und steuern zu können. Damit würde das Land für ausländisc­he Fachkräfte noch attraktive­r.

Wirtschaft­sverbände wie etwa die Industrie- und Handelskam­mern werden sich mit einem solchen Gesetz allein nicht begnügen. Sie fordern auch eine verlässlic­he Einhaltung der 3+2-Regelung. Diese besagt, dass ein Flüchtling, der eine Ausbildung in Deutschlan­d begonnen hat und die rechtliche­n Voraussetz­ungen erfüllt, auch dann seine dreijährig­e Lehre abschließe­n und danach zwei Jahre im Betrieb arbeiten darf, wenn sein Asylantrag abgelehnt wird. In der Vergangenh­eit waren zum Ärger auch bayerische­r Unternehme­r junge Migranten trotzdem abgeschobe­n worden.

Pschierer stellte nun aber im Interview mit unserer Zeitung klar, dass er mit Innenminis­ter Joachim Herrmann „Möglichkei­ten ausloten will, wie junge Flüchtling­e in Betrieben ihre Ausbildung abschließe­n können und den Unternehme­n erhalten bleiben“. Hier müsse man noch einmal genau hinschauen, welche Spielräume es gebe, forderte er.

Der Bedarf an Auszubilde­nden ist jedenfalls enorm, auch weil rund jeder vierte seine Lehre abbricht, wie in einem Hintergrun­dbericht auf der Wirtschaft nachzulese­n ist. Dort finden Sie auch den Wortlaut des Interviews mit dem neuen bayerische­n Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer.

„Flüchtling­e müssen nachweisen, dass ihnen ein Arbeitspla­tz zugesagt wurde.“Franz Josef Pschierer

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