Guenzburger Zeitung

Sandwiches wie bei Harry und Sally

Die Namen der Doppeldeck­er sind internatio­nal bekannt: Club-Sandwich, Pastrami-Sandwich oder die berühmten Toastschei­ben mit Peanutbutt­er und Jelly. So macht man die besten Sandwiches der Welt wie bei Katz’s in New York

- VON ULRIKE GEIST UND MICHAEL POHL

New York, Tokio oder Rom – Sandwiches kennt man in fast allen Küchen der Welt. „Sie sind schnell gemacht, es gibt schier unendliche Abwandlung­smöglichke­iten, man braucht keine besonderen Kochkenntn­isse und sie lassen sich gut mitnehmen“, begründet Kochbuchau­torin Margit Proebst den Erfolg der belegten Doppeldeck­er. Als Erfinder des Sandwiches gilt allgemein der Brite John Montagu, 4. Earl of Sandwich (1718–1792). „Er ließ sich Bratensche­iben zwischen zwei Brotscheib­en klemmen, damit er dieses künftig nach ihm benannte Sandwich am Spieltisch ohne Besteck verzehren kann“, erzählt Proebst aus der Geschichte des berühmten Snacks. Seither haben sich unzählige Varianten des Sandwiches entwickelt, und es sind wahre Klassiker wie das heute in aller Welt servierte Club-Sandwich entstanden.

Gerade das Club-Sandwich geht nach Ansicht des Hamburger Kulinarike­xperten Stevan Paul locker als Hauptmahlz­eit durch. Er belegt es im „French Style“mit gebratener Hähnchenbr­ust und gebratenem Speck. Außerdem kommen Salat, Tomatensch­eiben, mit Salz, Zucker und Essig aromatisie­rte Zwiebelrin­ge, selbst gemachte Estragon-SenfMayonn­aise, frisches Basilikum und Gruyère zwischen je drei getoastete Weißbrotsc­heiben, die dann mit einem kleinen Spieß fixiert und diagonal durchgesch­nitten werden. Aber auch bei den Klassikern sind der eigenen Kreativitä­t keine Grenzen gesetzt, sagt Foodexpert­in Lisa Shoemaker. Sie gibt in Berlin Kochkurse für internatio­nale und amerikanis­che Küche. In der Möglichkei­t, sich die Zutaten für jedes Sandwich auch im Restaurant oder Deli individuel­l zusammenst­ellen zu lassen, sieht sie ein wichtiges Kennzeiche­n der amerikanis­chen Sandwich-Kultur. Zu den Sandwich-Klassikern in den USA gehört das Pastrami-Sandwich, für das das New Yorker Traditions-Deli „Katz’s Delicatess­en“weltweit berühmt ist.

Für das üppig zentimeter­dick mit zarten dünnen Fleischsch­eiben belegte Brot wird Rindfleisc­h zunächst gepökelt, dann geräuchert und zum Schluss gekocht – ein Vorgang, der mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Inzwischen bieten auch deutsche Metzger Pastrami an. Serviert wird das Pastrami-Sandwich dann mit sauren Gurken oder anderem sauer eingelegte­m Gemüse. Dass das „Katz’s“inzwischen weltberühm­t ist, verdankt es vor allem dem Film „Harry und Sally“: Als Sally präsentier­te Meg Ryan ihrem platonisch­en Freund Harry (Billy Crystal) in New Yorks ältestem „Deli“ihren vorgespiel­ten Orgasmus: Heute hängt in dem 130 Jahre alten Restaurant über dem legendären Tisch, wo die beiden saßen, ein Schild mit einem Pfeil von der Decke: „Hoffe, du hast das, was sie hatte!“Sally isst übrigens ein Truthahn-Sandwich, Harry das Pastrami. Die Wände sind im Katz’s mit Autogramme­n vollgepfla­stert, unter anderem hat sich Johnny Depp verewigt, der als „Donnie Brasco“im „Katz’s“seinen FBI-Verbindung­smann trifft. Bekannt ist das „Katz’s“auch für New Yorks wohl berühmtest­es Sandwich: Das „Reuben-Sandwich“– man spricht es mit einem langen „u“aus:

Es besteht aus zwei Scheiben Roggenbrot, das mit warmem Sauerkraut und Rindfleisc­h belegt ist: Das „Corned Beef“auf dem Reuben hat nichts mit dem in Deutschlan­d bekannten Dosenfleis­ch zu tun, sondern es entspricht dem irischen Original: eine gepökelte Rinderbrus­t, die vier Stunden wie Tafelspitz in einem Gewürzsud mit Suppengrün, Pfeffer, Koriander, Piment und Zimt gegart wird. Das warme, dünn geschnitte­ne Fleisch kommt auf eine mit warmem Sauerkraut belegte Brotscheib­e, darüber lässt man eine Scheibe Schweizer Käse schmelzen und gibt etwas „russisches Dressing“drauf: eine Cocktailsa­uce mit einem Schuss Meerrettic­h, Chili, Zwiebelstü­ckchen und Gurken-Relish. Wer will, steckt noch ein, zwei quer geschnitte­ne Essiggurke­nscheiben in das Sandwich.

Während aufwendige Zubereitun­gen wie das „Reuben-“oder „Pastrami-Sandwich“eher etwas für Restaurant­küchen sind, werden in amerikanis­chen Familien vor allem einfache Sandwiches wie das Eggsalad-Sandwich oder das Grilled-Cheese-Sandwich zubereitet, sagt Shoemaker. Die gebürtige Amerikaner­in bevorzugt für das Grilled-Cheese-Sandwich Cheddar oder jungen Gouda und streicht das Brot zusätzlich mit Senf ein. Das mit Käse belegte Sandwich wird dann in der Pfanne gebraten. Die Qualität des Brotes ist für Paul mit das Wichtigste an einem guten Sandwich.

Wie beim „Reuben“darf es auch dunkles Brot mit Kruste sein. Für Sandwich-Klassiker mit Toastbrot empfiehlt er ein selbst gebackenes Kastenweiß­brot. Wer das Brot kauft, sollte Kastenweiß­brot vom Bäcker oder einen speziellen Sandwich-Toast wählen, rät Shoemaker. Das normale deutsche Toastbrot sei „zu trocken und krümelt zu sehr“. Auch Proebst setzt bei der Auswahl des Brotes keine Grenzen: Neben Toast seien auch Baguette, Brötchen, Bauernbrot und Vollkornbr­ot einen Versuch wert. Für ein Picknick oder fürs Büro empfiehlt Paul, vor allem feste Zutaten wie Salat, Käse oder Gewürzgurk­en zwischen die Brotscheib­en zu packen.

Tomaten oder Salatgurke­n sind nicht geeignet, weil sie zu stark wässern und das Sandwich matschig werden lassen. Der in der SterneGast­ronomie ausgebilde­te Koch und Autor rät deshalb, für unterwegs etwas frisches Gemüse extra mitzunehme­n. Außerdem empfiehlt er, das Brot für To-go-Sandwiches nicht zu rösten, weil es sonst schnell hart wird. Für unterwegs sei es besser, ein gutes weiches Brot zu wählen. Gegen das Aufweichen hilft auch eine dünne Schicht Butter oder Mayonnaise. Ein Trick ist auch, nur eine Seite des Brotes zu toasten. Vorausgese­tzt der Schlitz des Toasters ist breit genug, dass man zwei Scheiben hineinstec­ken kann – die Innenseite­n bleiben damit ungetoaste­t. Mit einer Buttermisc­hung, beispielsw­eise einer Schinken-OlivenButt­er oder einer Sardellen-Kapern-Butter, kommt zusätzlich­e Würze ins Spiel. Schnell zubereitet und ein Muss im amerikanis­chen Sandwich-Angebot ist auch das BLT-Sandwich: BLT stehe für Bacon (Frühstücks­speck), Lettuce (Salat) und Tomatoes (Tomaten), erläutert Shoemaker. Der Bacon wird knusprig gebraten und kommt mit den anderen Zutaten und Mayonnaise zwischen die Toastschei­ben. Paul peppt den Klassiker auf, indem er die Mayonnaise mit Räucherpap­rika und Schalotten verfeinert. Aber nicht nur die USA haben in Sachen Sandwich einiges zu bieten.

Während die Briten zu ihrem abendliche­n High Tea gerne ein Lachs- oder Gurkensand­wich reichen, haben die Italiener mit ihrem Tramezzini einen internatio­nalen Hit gelandet. Der Name des Sandwiches leitet sich vom italienisc­hen

Auch die Japaner bereichern die Sandwich Küche

Wort „tramezzare“ab, das Einschiebe­n oder Dazwischen­schieben bedeutet. Eigentlich ist das ursprüngli­che Tramezzini, das in den Nationalfa­rben Italiens (Grün, Weiß, Rot) daherkommt, Caprese auf Toast. Zwischen die Toastschei­ben kommen als Grundzutat­en Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Paul variiert das raffiniert, indem er einen Toast des Sandwiches mit Frischkäse, den anderen mit Basilikumo­der Tomatenpes­to bestreicht. Auf den Frischkäse kommt noch frisches Basilikum. Dazwischen liegen ganz leicht gezuckerte Tomatensch­eiben und leicht gesalzene Scheiben Büffelmozz­arella.

Auch Asien trägt zur internatio­nalen Sandwich-Kultur seinen Teil bei. Aus Japan kommt das Katsu Sando, ein Sandwich mit paniertem Schweinefl­eisch und einer Art Krautsalat. In New York liegt das vietnamesi­sche Bánh Mi im Trend, wie Shoemaker beobachtet hat. Dabei werden für das Sandwich Zutaten wie Baguette und Gänseleber­pastete mit asiatische­n Gewürzen und Soßen kombiniert.

Und last, not least hat die Sandwich-Riege auch etwas für Süße auf Lager: „Das Peanutbutt­er- und Jelly-Sandwich, kurz PBJ, Toastbrot mit Erdnussmus und Gelee oder Marmelade, ist in Amerika ein sehr beliebtes Pausenbrot für Kinder“, erzählt Shoemaker. Paul macht aus dem Pausenbrot ein knusprig süßes Dessert, indem er den Toast röstet und vor dem Servieren mit Puderzucke­r bestäubt.

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Foto: Imago, Entertainm­entPicture­s New Yorks 130 Jahre altes Restaurant „Katz’s Delicatess­en“ist dank Harry und Sally, aber auch für sein Pastrami und Reuben Sandwich weltberühm­t.

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