Guenzburger Zeitung

Verlieren will gelernt sein

Auf die Plätze, fertig, los! Wenn zwei Kinder ein Wettrennen machen, gibt es am Ende einen Sieger und einen Verlierer. Doch nicht alle können damit umgehen. Hier gibt’s Tipps

- VON LISA KRASSUSKI

Aaron kennt diesen Witz: Treffen sich zwei Jungen. Sieht der eine Junge, dass der andere Junge einen Pinguin in der Hand hat. Sagt der eine Junge: „Mit dem kannst du zum Zirkus gehen.“Sagt der andere: „Da war ich gestern, heute gehen wir ins Kino.“

» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de „Das ist ungerecht!“Einer der Mitspieler schmeißt das Spielbrett vom Tisch und fängt an zu schimpfen. Er hat beim „Mensch ärgere Dich nicht“verloren und ist jetzt wütend. Elfriede Billmann-Mahecha kennt solche Situatione­n. Sie ist Psychologi­n und beschäftig­t sich mit dem Verhalten von Kindern. Hier erklärt sie, warum Verlieren für manche Leute so schwierig ist. Außerdem verrät sie, was einen guten Gewinner ausmacht.

Was ist ein guter Verlierer? Elfriede Billmann Mahecha: Ein guter Verlierer ist jemand, dem es nichts ausmacht, mal bei einem Spiel zu verlieren. Selbst wenn er sich ein wenig über seine Niederlage ärgert, lässt er seinen Ärger nicht an anderen aus. Er wird nicht wütend oder aggressiv.

Fällt es kleinen Kindern schwerer, gut zu verlieren? Elfriede Billmann Mahecha: Ja, denn Verlieren ist eine Sache, die man erst lernen muss. Sehr kleine Kinder rasten manchmal richtig aus, wenn sie sich sehr anstrengen und dann verlieren. Denn sie denken, wer sich bei einem Spiel oder einem Wettbewerb am meisten anstrengt, gewinnt auch.

Stimmt das nicht? Spiel wie „Mensch ärgere Dich nicht“. Bei der ersten Niederla ge ärgert man sich vielleicht noch sehr. Doch beim zweiten und dritten Mal ist das Verlieren oft nur noch halb so schlimm. Denn wer ein Spiel häufig spielt, merkt schnell: Manchmal ver liere ich, aber ich gewinne auch. ● Abwechslun­g Den ganzen Tag nur Fußball spielen oder nur für die Schule pauken? Das ist keine gute Idee, findet die Expertin. „Es ist wichtig, in seiner Freizeit verschiede­ne Sachen zu ma chen.“Dann ist es nicht so schlimm, wenn es mal nicht so gut läuft. Etwa, wenn man ein Fußballspi­el verliert oder eine schlechte Note schreibt. (dpa) Elfriede Billmann Mahecha: Nein, denn es hängt auch von unseren Begabungen ab, ob wir gewinnen oder nicht. Manche Kinder können zum Beispiel schneller rennen als andere. Sie gewinnen dann eher bei einem Wettlauf. Dafür können andere Kinder besser malen. Sie gewinnen dann eher bei einem Malwettbew­erb.

Gibt es noch andere Dinge, die darüber entscheide­n, ob wir gewinnen oder verlieren?

Elfriede Billmann Mahecha: Ja. Es gibt zum Beispiel Spiele, bei denen es nur um Glück oder Pech geht. Es ist reiner Zufall, ob ich gewinne oder verliere. Dazu gehören zum Beispiel Würfelspie­le wie „Mensch ärgere Dich nicht“.

Gibt es eigentlich auch gute Gewinner?

Elfriede Billmann Mahecha: Natürlich! Ein guter Gewinner ist jemand, der sich über seinen Sieg freut, sich aber nicht über den Verlierer lustig macht oder ihn ärgert. (dpa)

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