Die Ampel bleibt bis zum Schluss
Ichenhausen ist gegen den vorzeitigen Abbruch des Versuchs am Kast-Eck. Stadtrat Markus Spengler sieht der Entscheidung des Staatlichen Bauamts skeptisch entgegen
Ichenhausen In Großbritannien spricht man über das Wetter, in Ichenhausen über den Verkehr und seit einem Weilchen vor allem über die Ampel am Kast-Eck. Auf diesen kurzen Nenner könnte man die Sache mit dem Ampel-Versuch vielleicht bringen. Aber das Thema erschöpft sich nicht im Small-Talk. Und nicht nur die Bürger diskutieren. Erst hat der Bauausschuss darüber beraten, jetzt wieder der Stadtrat.
Kritik hat es zuhauf gegeben, sowohl von Bürgern und Wirtschaftsvereinigung als auch von Stadträten. „Ich bin mega-mega-froh, wenn die Versuchsphase vorbei ist“, sagte Stadträtin Heike Glassenhart, die an der Marktstraße ihr Blumengeschäft hat. Für die Geschäftsleute sei die provisorische Ampel „wirklich eine Herausforderung“durch lange Fahrzeugschlangen und Lärm: „Es ist schlimmer, als wenn sie nur vorbeifahren würden.“Auch die Kundschaft sei genervt, berichtete Heike Glassenhart.
Aber es hatte in den vorangegangenen Diskussionen nicht nur Kritik und Klagen, sondern auch Lob für den Versuch gegeben, den das Staatliche Bauamt Krumbach auf dringenden Wunsch der Stadt Ichenhausen realisiert hat. Nicht nur Verkehrsreferentin Barbara Kempfle hatte in der Stadtratssitzung im März festgestellt, dass der Schwerlastverkehr an der neuralgischen Kurve deutlich besser funktioniere, auch Ute Demharter hatte das bekräftigt.
Er könne die negativen Meldungen „nicht bestätigen“, sagte jetzt in der jüngsten Stadtratssitzung auch Georg Abt, der Lastwagenverkehr laufe dank Ampel „reibungslos“. Ein vorzeitiges Ende des Ampelver- suchs sei „ein bissl komisch“, sagte der SPD-Stadtrat, seine Fraktion wolle den Versuch bis zum Ende durchziehen.
Wie berichtet, hatte die Wirtschaftsvereinigung Ichenhausen, (WVI) mit einem Brief an Bürgermeister Robert Strobel, die sofortige Beendigung des Ampelversuchs beantragt. Zu diesem Antrag hat sich auch das Staatliche Bauamt per E-Mail geäußert. „Nach langen und intensiven Planungen“stehe die Anlage jetzt endlich, sie sei auf Wunsch der Stadt optimiert wor- Gemeint sind damit die von Bürgern und auch aus dem Stadtrat angeregte Abschaltung an den Wochenenden, die mittlerweile praktiziert wird, verlängerte Grünphasen für die Günzburger Straße und die Marktstraße sowie die Abschaltung nachts, die nach Auskunft von Bürgermeister Robert Strobel noch in dieser Woche verwirklicht werden soll.
Das Staatliche Bauamt, in dessen Zuständigkeit die B16 als Bundesstraße fällt, appelliert dringend an die Stadt, den ohnehin schon um zehn Tage verkürzten und jetzt bis 20. April terminierten Ampelversuch nicht vorzeitig abzubrechen: „Wichtig ist, dass die geplante Verkehrszählung durchgeführt wird und somit ein Abschlussbericht angefertigt werden kann“, schreibt das Bauamt. Man brauche diese Ergebnisse, sie seien für weitere Überlegungen am Kast-Eck „dringend erforderlich“.
In der Kalenderwoche 16, also vom 16. bis 22. Mai, sollen an sechs Stellen in der Stadt der Verkehr gezählt und die Zahlen mit Erhebunden. gen aus der Zeit vor dem Ampelversuch verglichen werden. Neu dabei ist der Badberg, für den es keine Vorerhebung gibt, weshalb nach dem Ampelversuch hier noch gezählt wird. Die anderen Zählpunkte sind die Einmündung der Rohrer Straße in die Krumbacher Straße, die Abzweigung Annastraße in die Rohrer Straße, die Abzweigung der Rohrer Straße in Richtung Friedenstraße, die Einmündung Friedenstraße in die Günzburger Straße und natürlich auch das Kast-Eck. Die Zahlen sollen zeigen, ob Autofahrer, um die Ampel zu umgehen, auf Nebenstraßen ausweichen.
Bei diesem Thema setzte Stadtrat Markus Spengler an. Die Ausweichrouten könnten nicht erfasst werden, sagte er. Fortführung des Ampelversuchs und Verkehrszählung seien deshalb sinnlos. Die Frage sei außerdem, ob das Staatliche Bauamt, auf Grundlage der Zählungen, eine Entscheidung hinsichtlich einer dauerhaft installierten Ampel womöglich auch gegen den Willen der Stadt treffen würde.
Das Bauamt sei „autark“in seiner Entscheidung, sagte der Ichenhauser Bürgermeister. Er selbst bezweifle, dass die Ampel den Verkehrsfluss wirklich optimiert, aber das „ist mein erster, subjektiver Eindruck“. Jedenfalls könne er sich kaum vorstellen, so Strobel, dass das Staatliche Bauamt Krumbach gegen den ausdrücklichen Wunsch der Stadt an einer Ampel festhalten würde.
„Genau darin liegt meine Sorge“, lautete Spenglers Antwort. Er stimmte, ebenso wie Heike Glassenhart, gegen die plangemäße Fortführung des Ampelversuchs bis zum 20. April. Die Ampel, das Kast-Eck und der Verkehr werden in Ichenhausen jedenfalls noch länger Gesprächsstoff sein.