Bäckerei Hesser gibt auf
Was das für die Kunden bedeutet
Vöhringen Die Vöhringer Bäckerei Hesser übergibt zum 1. Mai ihren Betrieb samt Verkaufsstellen an das Ulmer Unternehmen Staib. Wie Florian Hesser auf Anfrage erklärte, sei der Familie dieser „Schritt nicht leichtgefallen“. Denn immerhin besteht der Betrieb seit dem Jahr 1954. „Aber wenn uns sechs Bäcker in einem Jahr verlassen und niemand mehr Bäcker werden will, muss man reagieren“, so Hesser, der nach eigenen Angaben oftmals bis zu 18 Stunden am Tag im Unternehmen gestanden habe.
Unter dem Dach der Ulmer Großbäckerei will der 35-Jährige weiter als Bäcker arbeiten – aber auch sein Architekturbüro wieder intensiver betreiben. Auch die restlichen Mitarbeiter müssten nach Auskunft des künftigen Eigentümers Marcus Staib nicht um ihre Jobs bangen. Erhalten bleiben sollen außerdem das Café Milos an der Ulmer Straße sowie die Verkaufsstellen in Schnürpflingen, Dietenheim und Vöhringen. Zudem bleibe das Bäckereimobil weiter im Einsatz, zum Beispiel am Samstag in Illerzell.
Ausnahme wird Unterroth sein. Dort werde man über ein anderes Konzept nachdenken müssen, sagte Hesser. Der Dorfladen, den die Bäckerei mit betrieben hat, soll laut Inhaber Franz Bäurle weiter erhalten
Es lag nicht am Umsatz, sondern Nachwuchs fehlt
bleiben. Man sei bemüht, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. In Illerberg, wo das von Hesser belieferte Geschäft „Keller’s Backwelt“Ende des vergangenen Jahres schließen musste, ist noch immer im Gespräch, dass die Wullenstetter Bäckerei Brenner den Ort in ihre Verkaufstour mit einbezieht. Nach dem letzten Gespräch wird nach einem Verkaufsplatz gesucht. In Vöhringen hat Hesser die Ladenräume in der Ulmer Straße angemietet. Das Gebäude ist städtisches Eigentum.
Dass der Vöhringer Bäckereibetrieb seine Geschäfte aufgibt, liegt laut Marcus Staib nicht am fehlenden Umsatz, sondern am Nachwuchs. Florian Hesser erklärte: „Es wird immer schwieriger, junge Leute für das Bäckerhandwerk zu motivieren.“Grund dafür seien die ungünstigen Arbeitszeiten, aber auch die Bezahlung. „Und oft ist auch beträchtliche körperliche Arbeit gefragt.“Staib ergänzte: „Am Freitagabend gehen die jungen Leute in die Disco, während sich ein Bäcker frühzeitig aufs Ohr legen muss.“
Insgesamt 450 Mitarbeiter beschäftigt die Bäckerei Staib, die in einem Umkreis von 50 Kilometern rund um die Münsterstadt vertreten ist. „Nur Vöhringen war bisher ein weißer Fleck“, so der 46-jährige Geschäftsführer, der nach eigenen Angaben auf die alte Kunst des Bäckerhandwerks setzt. „Nicht Schnelligkeit ist unsere Devise, sondern dem Teig die Zeit zu geben, sich zu entwickeln.“Gebacken wird in der Zentrale in Ulm.