Guenzburger Zeitung

Ebershause­n ist bereit

Am Sonntag findet die deutsche Meistersch­aft über 50 Kilometer statt. Wie die Gemeinde dazu kam

- VON ALEXANDER SING

Ebershause­n Wer den Landkreis Günzburg einmal vom südlichste­n bis zum nördlichst­en Zipfel durchquert, legt ungefähr 42 Kilometer zurück. Normalerwe­ise mit dem Auto. Sportlich ambitionie­rte Menschen machen es vielleicht mit dem Fahrrad. Nur die ganz Verrückten, mögen viele jetzt denken, gehen zu Fuß auf diese Marathon-Distanz. Und dann gibt es noch die Ultraläufe­r. Diese Athleten steigen ab der Marathon-Distanz überhaupt erst in ihre Laufschuhe. 50 Kilometer sind das Minimum.

Über eben diese Distanz wird am Sonntag in Ebershause­n der deutsche Meister ermittelt. Zum ersten Mal überhaupt in Bayern findet hier, im Süden des Landkreise­s Günzburg, ein solches sportliche­s Großereign­is statt. Aber wie wurde aus einer 600-Einwohner-Gemeinde in Mittelschw­aben eines der Zentren für Ultraläufe­r in Süddeutsch­land?

Das hat viel mit Fritz Birkner zu tun. Vor 33 Jahren schlug er als Vereinsvor­sitzender des FC Ebershause­n und begeistert­er Läufer vor, eine Laufverans­taltung zu organisier­en. Der Mittelschw­abenlauf war geboren. 1990 veranstalt­eten die Ebershause­r den ersten Partnerlau­f in der Region, der bis heute jährlich im August stattfinde­t. Über die Jahre kamen weitere Laufevents hinzu, Leistungss­portler aus höheren Altersklas­sen schlossen sich dem Verein an. 2013 stieg der FCE mit dem ersten 50-Kilometer-Lauf in die Ultraszene ein.

Dass die Deutsche Ultramarat­hon-Vereinigun­g (DUV) den Ebershause­rn die nationale Meistersch­aft anbot, hat mit einem Rennen im Jahr 2016 zu tun. Der Frankfurte­r Ultraläufe­r Florian Neuschwand­er erreichte damals auf der Strecke durch das Haseltal die zweitschne­llste je in Deutschlan­d gelaufene Zeit (2:52:17 Stunden). „Das hat uns einige Aufmerksam­keit bei Sportlern und auch beim Verband gebracht“, erzählt Birkner. „Offiziell vermessene Strecken über 50 Kilometer gibt es wenige, vor allem in Süddeutsch­land. Und so haben wir den Zuschlag bekommen.“

Die durchgehen­d asphaltier­te Fünf-Kilometer-Runde, die südlich von Ebershause­n in Richtung Kirchhasla­ch verläuft und kurz hinter der Landkreisg­renze zum Unterallgä­u eine Wende macht, ist sogar der Internatio­nal Associatio­n of Ultrarunne­rs (IAU) zertifizie­rt. In Ebershause­n gelaufene Zeiten werden also internatio­nal anerkannt. Das lockt am Sonntag auch Athleten aus Österreich, der Schweiz und aus Dänemark nach Mittelschw­aben. Außerdem gehen unter anderem die amtierende deutsche Meisterin Elisabeth Fladerer aus Augsburg sowie die Spitzenläu­fer Marco Bescheidl (Passau) und Frank Merrbach (Berlin) an den Start, die durchaus eine Zeit von drei Stunden schaffen. Auch vom FC Ebershause­n gehen mit Paul Kleinmann (Deutscher Meister M70) und Jens-Uwe Brack aus Breitentha­l zwei Athleten an den Start.

Insgesamt sind 165 Läufer in Ebershause­n dabei. „Das hat unsere Erwartunge­n deutlich übertroffe­n. Es war eine Herausford­erung, alle unterzubri­ngen“, sagt Fritz Birkner. Weil es in Ebershause­n kaum Übernachtu­ngsmöglich­keiten gebe, seien auch die Hotels in Krumbach gut ausgelaste­t. Eine Gruppe aus Berlin bekommt laut Birkner sogar eine Stadtführu­ng.

Wenn die Athleten am Sonntag an den Start gehen, werden an der Strevon cke und im Sportheim des FCE 40 freiwillig­e Helfer im Einsatz sein. Die Freiwillig­e Feuerwehr sperrt die Laufstreck­e ab. An Versorgung­sstationen bekommen die Läufer Getränke, Bananen und Energierie­gel. Auch für die Zuschauer gibt es am Sportheim eine Bewirtung. Mit jedem gekauften Getränk oder Imbiss gibt es außerdem eine Losnummer. Unter allen Nummern werden gegen 13 Uhr im Zielbereic­h Sachpreise verlost. Und auch das Wetter spielt am Wochenende mit. Ebershause­n ist also gerüstet für sein sportliche­s Großereign­is.

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Foto: Alexander Sing Fritz Birkner hat den Laufsport in Ebershause­n groß gemacht. Jetzt organisier­t er seine erste deutsche Meistersch­aft. Im Hinter grund wird der Zielbereic­h des 50 Kilometer Rennens sein.
 ?? Foto: Fritz Birkner ?? Auf der Kirchhasla­cher Straße in Ebers hausen sind bereits die Laufkilome­ter markiert.
Foto: Fritz Birkner Auf der Kirchhasla­cher Straße in Ebers hausen sind bereits die Laufkilome­ter markiert.

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