Ebershausen ist bereit
Am Sonntag findet die deutsche Meisterschaft über 50 Kilometer statt. Wie die Gemeinde dazu kam
Ebershausen Wer den Landkreis Günzburg einmal vom südlichsten bis zum nördlichsten Zipfel durchquert, legt ungefähr 42 Kilometer zurück. Normalerweise mit dem Auto. Sportlich ambitionierte Menschen machen es vielleicht mit dem Fahrrad. Nur die ganz Verrückten, mögen viele jetzt denken, gehen zu Fuß auf diese Marathon-Distanz. Und dann gibt es noch die Ultraläufer. Diese Athleten steigen ab der Marathon-Distanz überhaupt erst in ihre Laufschuhe. 50 Kilometer sind das Minimum.
Über eben diese Distanz wird am Sonntag in Ebershausen der deutsche Meister ermittelt. Zum ersten Mal überhaupt in Bayern findet hier, im Süden des Landkreises Günzburg, ein solches sportliches Großereignis statt. Aber wie wurde aus einer 600-Einwohner-Gemeinde in Mittelschwaben eines der Zentren für Ultraläufer in Süddeutschland?
Das hat viel mit Fritz Birkner zu tun. Vor 33 Jahren schlug er als Vereinsvorsitzender des FC Ebershausen und begeisterter Läufer vor, eine Laufveranstaltung zu organisieren. Der Mittelschwabenlauf war geboren. 1990 veranstalteten die Ebershauser den ersten Partnerlauf in der Region, der bis heute jährlich im August stattfindet. Über die Jahre kamen weitere Laufevents hinzu, Leistungssportler aus höheren Altersklassen schlossen sich dem Verein an. 2013 stieg der FCE mit dem ersten 50-Kilometer-Lauf in die Ultraszene ein.
Dass die Deutsche Ultramarathon-Vereinigung (DUV) den Ebershausern die nationale Meisterschaft anbot, hat mit einem Rennen im Jahr 2016 zu tun. Der Frankfurter Ultraläufer Florian Neuschwander erreichte damals auf der Strecke durch das Haseltal die zweitschnellste je in Deutschland gelaufene Zeit (2:52:17 Stunden). „Das hat uns einige Aufmerksamkeit bei Sportlern und auch beim Verband gebracht“, erzählt Birkner. „Offiziell vermessene Strecken über 50 Kilometer gibt es wenige, vor allem in Süddeutschland. Und so haben wir den Zuschlag bekommen.“
Die durchgehend asphaltierte Fünf-Kilometer-Runde, die südlich von Ebershausen in Richtung Kirchhaslach verläuft und kurz hinter der Landkreisgrenze zum Unterallgäu eine Wende macht, ist sogar der International Association of Ultrarunners (IAU) zertifiziert. In Ebershausen gelaufene Zeiten werden also international anerkannt. Das lockt am Sonntag auch Athleten aus Österreich, der Schweiz und aus Dänemark nach Mittelschwaben. Außerdem gehen unter anderem die amtierende deutsche Meisterin Elisabeth Fladerer aus Augsburg sowie die Spitzenläufer Marco Bescheidl (Passau) und Frank Merrbach (Berlin) an den Start, die durchaus eine Zeit von drei Stunden schaffen. Auch vom FC Ebershausen gehen mit Paul Kleinmann (Deutscher Meister M70) und Jens-Uwe Brack aus Breitenthal zwei Athleten an den Start.
Insgesamt sind 165 Läufer in Ebershausen dabei. „Das hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Es war eine Herausforderung, alle unterzubringen“, sagt Fritz Birkner. Weil es in Ebershausen kaum Übernachtungsmöglichkeiten gebe, seien auch die Hotels in Krumbach gut ausgelastet. Eine Gruppe aus Berlin bekommt laut Birkner sogar eine Stadtführung.
Wenn die Athleten am Sonntag an den Start gehen, werden an der Strevon cke und im Sportheim des FCE 40 freiwillige Helfer im Einsatz sein. Die Freiwillige Feuerwehr sperrt die Laufstrecke ab. An Versorgungsstationen bekommen die Läufer Getränke, Bananen und Energieriegel. Auch für die Zuschauer gibt es am Sportheim eine Bewirtung. Mit jedem gekauften Getränk oder Imbiss gibt es außerdem eine Losnummer. Unter allen Nummern werden gegen 13 Uhr im Zielbereich Sachpreise verlost. Und auch das Wetter spielt am Wochenende mit. Ebershausen ist also gerüstet für sein sportliches Großereignis.