Blindgänger legt die Neu Ulmer Innenstadt lahm
Für die Entschärfung des Sprengkörpers müssen am Freitag 13000 Menschen ihre Wohnungen verlassen
Neu Ulm Wird das langsam zur Gewohnheit? Schon wieder muss wegen eines Blindgängers fast die komplette Neu-Ulmer Innenstadt gesperrt werden. Vor gut drei Wochen war erst ein brisantes Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Dafür mussten an einem Sonntag 12000 Menschen ihre Wohnung verlassen. Diesmal soll das 500-Kilo-Ungetüm an einem normalen Werktag unschädlich gemacht werden: am kommenden Freitag. Von acht Uhr morgens an werden weite Teile der Innenstadt evakuiert. Das dauert nach Schätzungen der Polizei sechs bis sieben Stunden, dann entschärfen die Experten des Sprengkommandos Süd die Bombe.
Wie bei einer hastig einberufenen Pressekonferenz verlautete, entdeckten Bauarbeiter am Dienstag um 13.52 Uhr am Südstadtbogen die amerikanische Zehn-Zentner-Bombe im Boden. Bis dahin gab es offenbar keinerlei Verdachtsmomente, die auf diesen Blindgänger hinwiesen, zumal sich die Sondierungen in diesem Bereich sehr schwierig gestalten, wie Thomas Nägele erklärte, der Leiter der städtischen Abteilung für Sicherheit und Ordnung: „Da steckt sehr viel Metall im Boden.“Der jetzt gefundene Blindgänger entspricht exakt dem Typ der vor gut drei Wochen beseitigten Bombe. Er besitzt zwei mechanische Zünder, die sich für Fachleute verhältnismäßig unproblematisch beseitigen lassen. Wie lange die Entschärfung voraussichtlich dauert, darauf will sich allerdings niemand festlegen. Sie soll jedoch auf jeden Fall noch bei Tageslicht erfolgen.
In einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort muss für die Entschärfung die Innenstadt geräumt werden. Da die Aktion diesmal an einem Werktag über die Bühne geht, gestaltet sich das Ganze noch etwas schwieriger als beim letzten Mal: Betroffen sind etliche Arbeitgeber und Geschäfte. Die Glacis-Galerie etwa darf erst öffnen, wenn alles vorbei ist. Läden und Gaststätten bleiben während des Einsatzes geschlossen. Auch diverse Gesundheitseinrichtungen können am Freitag nicht arbeiten, sie müssen die für diesen Tag geplanten Eingriffe verschieben. Doch die Donauklinik liegt nicht in der amtlich gezogenen Tabuzone. Wie Nägele ankündigte, werde die Stadt zur Vorbereitung der Evakuierungsaktion zahlreiche Einrichtungen abtelefonieren. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg räumte ein, diesmal sei der Aufwand eben etwas größer. Er gab sich überzeugt, dass die Hilfskräfte, ähnlich wie beim letzten Mal, wieder „professionell Hand in Hand greifen“.
Wie es in einer offiziellen Mitteilung der Stadtverwaltung heißt, sei die Sicherheitszone so gezogen worden, dass der Eingriff für die Bevölkerung so gering wie möglich ausfalle. Als Glücksfall hat sich, nach den Worten von Nägele, eine stählerne Spundwand in der Nähe der Bombe erwiesen, die im Ernstfall die Explosionswirkung abmildert. Ohne sie müsste der Radius der Zone größer gezogen werden.
Die Evakuierung beginnt am Freitag gegen acht Uhr. Bereits eine halbe Stunde vorher werden alle Straßen, die in den Sperrbereich hinein führen, dicht gemacht. Auch der ÖPNV fährt ab 7.30 Uhr nicht mehr durch die Zone, er verkehrt drumherum.
Die Züge halten ab 7.30 Uhr nicht mehr im Neu-Ulmer Bahnhof, sondern rollen gleich weiter in Richtung Ulm. Wer in der Zone wohnt, muss ab acht Uhr sein Haus oder seine Wohnung verlassen. Helfer von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz gehen wieder von Haus zu Haus. Von heute an will die Stadtverwaltung mit Flugblättern an den Türen auf die Evakuierungsaktion hinweisen, das habe sich bewährt. Wer nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen kann oder nicht ohnehin auswärts arbeitet, kann in der Turnhalle der Weststadtschule unterkommen.
Die Stadtverwaltung bittet die Bürgerinnen und Bürger, auf Durchsagen zu achten und das Radio einzuschalten. Auch über das Internetportal unserer Zeitung informieren wir am Freitag zeitnah darüber, wie es mit der Evakuierung und der Entschärfung vorangeht.