Im AKW stehen noch einige Änderungen bevor
Die künftige Mitarbeiterzahl, die Übernahme von Anteilen, die Organisation des Zwischenlagers: Am Standort Gundremmingen muss vieles für die nächsten Jahre im Atomkraftwerk geklärt werden. Ein Überblick
Gundremmingen Noch immer warten die Mitarbeiter des Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen auf die Genehmigung zum Rückbau von Block B. Der neue technische Geschäftsführer Heiko Ringel sagte jetzt beim Jahrespressegespräch, dass es keine Tendenz gebe, wie lange es noch dauern könne.
Auch wenn man sich den positiven Bescheid zum Betriebsende im Dezember vergangenen Jahres gewünscht und eigentlich damit gerechnet hatte, so sei es doch klar, dass sich das Ministerium für die intensive Prüfung der Unterlagen die nötige Zeit nehme. Für die Mitarbeiter habe es aber keine Auswirkungen, dass es etwas länger dauere. Manches in der Vorbereitung müsse man nun ändern, aber das sei kein Problem. Unter anderem wurden bereits Betriebsmittel wie Wasserstoff entfernt, was aber unabhängig von der Genehmigung sei. Die Antragsunterlagen würden noch immer durch Behörden und Gutachter geprüft, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in München der Nachrichtenagentur Ein Entwurf des Genehmigungsbescheids müsse dann auch erst noch dem Bundesumweltministerium zur Stellungnahme vorgelegt werden.
Die Abschaltung von Block B wirkt sich aber bereits aus. Waren im vergangenen Jahr 611 Menschen am Standort beschäftigt, so sind es jetzt noch 560. Diese Zahl soll erst einmal stabil bleiben, aber sie wird mit Sicherheit langfristig weiter sinken. Bis zur Jahresmitte soll feststehen, wie viel Personal auch nach der Abschaltung von Block C Ende 2021 benötigt wird, sagte die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Strehlau. Über die natürliche Fluktuation werde das Kraftwerk aber auch für junge Kollegen ein guter Arbeitsplatz bleiben. Auszubildende gibt es in den Berufen Industriemechaniker, Elektroniker in Betriebstechnik und Koch momentan 22, sieben junge Leute hatten im ihre Ausbildung im Kraftwerk begonnen. Im nächsten September werden es sechs weitere sein. Auch in den nächsten Jahren neu auszubilden sei angedacht, aber dazu gebe es bislang noch keine endgültige Entscheidung.
Geklärt werden müssen ebenfalls die Details zur Übernahme des Standortzwischenlagers durch die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung, in dem 58 von 192 genehmigten Castor-Stellplätzen belegt sind. Es würden Konzepte entwickelt, wie künftig der Betrieb im Kraftwerk räumlich und personell getrennt vom Zwischenlager laufen kann. Die neue Gesellschaft sei zwar daran interessiert, erfahrenes Personal des AKW zu übernehmen. Aber es gebe dazu keine Verpflichtung. Die Kraftwerksbetreiber würden den Mitarbeitern einen Wechsel ermöglichen. Theoretisch gehe es hier um maximal 14.
Änderungen wird es auch bei der Struktur des AKW geben. Im Zuge des Verkaufs der RWE-Finanzbeteiligung an der Firma Innogy übernimmt der Konzern von PreussenSeptember Elektra wohl im zweiten Quartal 2019 deren Minderheitsanteile. „Auswirkungen auf den Betrieb hat das nicht“, betonte Strehlau. „RWE ist ohnehin für die Betriebsführung verantwortlich.“
Bei der wieder von Mitte April bis Mitte Mai anstehenden Revision von Block C, bei dem der Strom für den Betrieb nun aus dem öffentlichen Netz kommt, werden alle 784 Brennelemente im Reaktorkern überprüft. Messwerte deuten auf ein defektes Element hin. Sollte es sich bei dem regulären Austausch von Brennelementen anbieten, könnte auch ein Brennstab entfernt werden, bei dem es wie berichtet eine Abweichung in der Qualitätssicherung beim Hersteller gegeben hatte. Ein Tausch sei aber nicht zwingend nötig, betonte Ringel, der auch einen Zusammenhang zwischen dem einen Defekt und dem anderen Mangel ausschließt. Erstmals kommen nun 48 Elemente eines neuen Typs zum Einsatz, der auch weniger Abfall verursache. Der Reaktorkern in Block B ist seit 26. März brennstofffrei, die 784 Elemente wurden aus dem Reaktordruckbehälter in das Abklingbecken gesetzt. „Dort werden sie gekühlt, bis sie in Castor-Behälter geladen und ins Zwischenlager abtransportiert werden.“Dafür bleibt auch nach dem Betreiberwechsel des Lagers die Mannschaft des Kraftwerks zuständig.
Dass ein 1300-Megawatt-Block Strom erzeugt, während ein baugleicher Block nebenan zurückgebaut wird, ist nach Ringels Worten wohl weltweit einmalig. Am Standort Gundremmingen wurden im vergangenen Jahr gut 19,6 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, gut 200 Millionen mehr als 2016. Um das Netz zu stabilisieren, hätten die Blöcke nach der entsprechenden Anforderung im vergangenen Jahr, 56 Mal ihre Leistung kurzfristig um bis zu 50 Prozent reduziert. So sei „die wetterbedingt schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bestmöglich mit der Stromnachfrage in Einklang“gebracht worden. Für den weiteren Betrieb von Block C werden Reststrommengen aus anderen Kraftwerken übertragen.
Wenn die für Ende des Monats erwartete Ausschreibung für das geplante Reservekraftwerk den Erwartungen entspreche, wolle sich RWE auf jeden Fall auch daran beteiligen. Gundremmingen sei der ideale Standort. Mehr lasse sich dazu aber noch nicht sagen, dafür seien die möglichen Anforderungen von den künftigen Auftraggebern zu oft verändert worden.