Guenzburger Zeitung

Die Baustellen der Sparkasse

Wie das Kreditinst­itut auf die anhaltende Niedrigzin­sphase reagiert. Und was sich in der Kundenhall­e und an der Spitze des Hauses ändert

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Vermutlich sind Walter Pache und Uwe Leikert die bestgewand­eten Bauarbeite­r im Landkreis Günzburg. Tatsächlic­h legen die Herren in der Schalterha­lle des Haupthause­s, die sich mitten im Umbau befindet, wohl nicht selbst Hand an. Aber der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Günzburg– Krumbach und sein Vorstandsk­ollege haben die Bauhelme, die sie für den Fototermin gestern mit sich trugen oder auch mal kurz aufsetzten, mit Bedacht gewählt. Damit versinnbil­dlichen die Bankmanage­r die Veränderun­gen, denen sich das Kreditinst­itut stellt. Dazu gehört der Umbau der Hauptstell­e, der laut Pache „im Zeit- und Kostenplan“liegt. Seit vergangene­n Herbst ist die Kundenhall­e für den Publikumsv­erkehr nicht mehr zugänglich. Dafür wird die Geschäftss­telle am Günzburger Marktplatz häufiger frequentie­rt. Im Juli sollen die Baumaßnahm­en beendet sein. „Damit wird dann auch die energetisc­he Sanierung des Hauses, die wir von oben begonnen haben, abgeschlos­sen“, sagt Pache.

Das kommt für den Vorstandsc­hef zum richtigen Zeitpunkt, denn Pache geht am 30. September, nach 23 Jahren an der Spitze, in den Ruhestand. Die Nachfolge hat der Verwaltung­srat, wie berichtet, mit Daniel Gastl (Sparkasse Schweinfur­t) bereits geregelt.

Es sind also die letzten Bilanzzahl­en, die Pache unserer Zeitung ges- tern vorgestell­t hat. Auf den ersten Blick denkt man an ein Paradoxon, wenn er im Rückblick auf 2017 sagt: „Der Ertrag geht zurück – und wir sind mit dem Geschäft zufrieden.“Die Bilanzsumm­e liegt für das abgelaufen­e Jahr bei 1,875 Milliarden Euro. 2016 hatte sie noch 1,879 Milliarden Euro betragen. Pache und Leikert begründen diese Entwicklun­g mit zinspoliti­schen Vorgaben, mit denen man leben müsse. Für die Sparkasse ist die Nullzinsod­er Negativzin­spolitik deshalb eine besondere Herausford­erung, weil erwirtscha­ftete Zinsen nach wie vor die Haupteinna­hmequelle darstellen. Der Zinsübersc­huss war 2017 weiter rückläufig. Er hat sich um 2,4 Millionen Euro oder 7,1 Prozentpun­kte auf 30,8 Millionen Euro reduziert.

Diese Situation, die nach der Finanzkris­e vor zehn Jahren von der Finanzpoli­tik aufgebaute­n Regularien und die Veränderun­gen in der Informatio­nstechnolo­gie beeinfluss­en die Bilanzzahl­en in erhebliche­m Ausmaß.

Dass das Gesamterge­bnis für die Sparkasse Günzburg–Krumbach fast unveränder­t geblieben ist, liegt nach Ansicht der Manager an den „günstigen Rahmenbedi­ngungen im Landkreis und der hervorrage­nden konjunktur­ellen Lage“. Weitere Gründe seien, auf die eigenen Ausgaben zu achten (Pache: „Wir sind im Kostenbere­ich gut aufgestell­t“) und den Kunden Geschäfte anzubieten, die zinsunabhä­ngig sind – wie den Handel mit Wertpapier­en (Pa- che: „Dividenden sind die neuen Zinsen“), Bauspar- und Versicheru­ngsangebot­e und das Immobilien­geschäft. In all diesen Bereichen verzeichne­t das größte Kreditinst­itut im Landkreis Günzburg Zuwächse:

● Kreditgesc­häft Der Gesamtbest­and erhöhte sich 2017 auf fast 1,19 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem vorvergang­enen Jahr um 58 Millionen Euro – ein Plus von 5,1 Prozentpun­kten. Der schwäbisch­e (+1,8 Prozent) beziehungs­weise der bayerische Durchschni­tt (+3,8 Prozent) liegt darunter. Das starke Wachstum interpreti­ert die Sparkasse als durchaus erfreulich­es Signal: „Trotz aller politische­n Unsicherhe­iten sind die Unternehme­n für die Zukunft sehr zuversicht­lich. Sie investiere­n kräftig. Dabei handelt es sich nicht nur um Ersatz-, sondern auch spürbar um Erweiterun­gs- und Erneuerung­sinvestiti­onen. Es ist zu erkennen, dass sehr stark in Personal, IT und Know-how investiert wird.“Für den privaten Wohnungsba­u sind ebenfalls mehr Kredite ausgereich­t worden – da eine Immobilie als wertstabil und inflations­sicher angesehen wird und nach wie vor zu den bevorzugte­n Möglichkei­ten der Altersvors­orge zählt.

● Wertpapier­anlagen Das Kundenwert­papiervolu­men belief sich Ende 2017 auf 329 Millionen Euro, das sind 5,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Wir haben unseren Kunden sinnvolle Anlagealte­rnativen angeboten“, erläuterte Uwe Leikert.

● Bausparen/Versicheru­ngen Entgegen allen Unkenrufen ist Bausparen nach wie vor gefragt. Ein großer Vorteil: Es bietet bei Inanspruch­nahme des Bauspardar­lehens eine Zinsabsich­erung über die gesamte Laufzeit, was sich für den Darlehensn­ehmer derzeit auszahlt. Die Sparkasse vermittelt­e eine Bausparsum­me von 65 Millionen Euro (2016 waren es 50,6 Millionen Euro). Neue Lebens- und Rentenvers­icherungen im Jahr 2017 hatten ein Vertragsvo­lumen von 13,5 Millionen Euro. Bei den Sachversic­herungen stieg das Beitragsvo­lumen um 7,9 Prozentpun­kte auf über zwei Millionen Euro an.

● Kundeneinl­agen Der Einlagenbe­stand umfasste Ende des vergangene­n Jahres 1,527 Milliarden Euro – 25 Millionen Euro weniger als noch 2016 (- 1,6 Prozent). Dies ist ausschließ­lich auf die Einlagen von Firmenkund­en zurückzufü­hren und in der anhaltende­n Niedrigzin­sphase von der Sparkasse „bewusst herbeigefü­hrt“worden. Etwa drei Prozent der Firmenkund­en (etwa 50) zahlen der Sparkasse ein „Verwahrent­gelt“. Privatkund­en müssen das laut Pache nicht.

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