Guenzburger Zeitung

Wieder ein Rekordjahr in Burgau

Der Verwaltung­shaushalt erreicht einen Höchststan­d. Doch an einem Projekt äußern zwei Ratsmitgli­eder Kritik

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Der Burgauer Stadtrat hat den Haushalt verabschie­det – in diesem Jahr allerdings mit zwei Gegenstimm­en. Zwei Ratsmitgli­edern waren die Ausgaben von 500000 Euro für die Sanierung beziehungs­weise Wiederhers­tellung zweier Treppenanl­agen zu viel. So werden für die Treppe an der Zeisiggass­e 380000 und für die an der Stadtstraß­e in Höhe der 36er-Hausnummer 120 000 ausgegeben. Für das kommende Jahr sind bereits 200000 für die Himmelslei­ter veranschla­gt.

Ansonsten zählt die Feuerwehr zu den größten Ausgabenpo­sten. In diesem Jahr werden alleine 650000 Euro für neue Fahrzeuge ausgegeben, worin auch der neue Wagen für die Wache in Großanhaus­en enthalten ist; in den nächsten Jahren stehen weitere Beschaffun­gen an. 400 000 Euro sind heuer für die neue Garagen- und Lagerhalle inklusive Waschplatz, Ölabscheid­er und Abstellrau­m vorgesehen, im nächsten Jahr sollen weitere 500 000 Euro für den Neubau ausgegeben werden. Der Baubeginn ist 2018 vorgesehen. Auch die Feuerwehr Limbach soll für 170 000 Euro ein neues Fahrzeug in diesem Jahr erhalten.

Für Erneuerung­en in der Grundschul­e sind 734 000 Euro eingeplant, mit 125500 beteiligt sich die Stadt an Kirchensan­ierungen, und auch der Kindergart­en erhält 256500 für Baumaßnahm­en. Im Gewerbegeb­iet Unterknöri­ngen stehen für den Straßenbau 350 000 Euro zur Verfügung, 300 000 sind es für den Pendlerpar­kplatz am Bahnhof. 600000 fließen in die Mühlstraße für die Verbesseru­ng der Straßenbel­äge und den neuen Aufzug. Der Schützenho­f wird für 150000 Euro gekauft. Für den fertigen Neubau der Brücke Langer Steg sind in diesem Jahr 405 000 Euro im Haushalt eingestell­t, im vergangene­n waren es 552441, insgesamt also gut 957000. Der Stadtbaume­ister war Ende 2017 von Gesamtkost­en in Höhe von 700000 bis 750000 Euro ausgegange­n. Nun rechnet er inklusive der Planungsko­sten mit etwa 850 000. Der Haushaltsa­nsatz für dieses Jahr sei etwas großzügige­r ausgefalle­n.

Der Stadtrat hat den Haushalt mit dem zweithöchs­ten Gesamtvolu­men seit 2008 beschlosse­n, es liegt bei gut 32 Millionen Euro. Nur 2013 lag es mit etwa 35 Millionen noch höher. Allerdings ist in diesem Zeitraum der Verwaltung­shaushalt heuer mit fast 24 Millionen am höchsten. Die Rücklage, die auch für den Hochwasser­schutz benötigt wird, soll zum Ende dieses Jahres bei drei Millionen Euro liegen. Der Schuldenst­and der Stadt Burgau betrug zum Jahresanfa­ng etwa 764 000 Euro, eine Darlehensa­ufnahme von gut 2,8 Millionen Euro ist in diesem Jahr allerdings bereits eingeplant.

Die Fraktionsc­hefs bewerteten die Lage Burgaus alles in allem sehr positiv. Martin Brenner (CSU) warnte aber davor, dass dadurch Begehrlich­keiten geweckt werden. Denn auch in den nächsten Jahren müsse die Stadt wichtige Projekte schultern, und das werde nur mit einer weiteren Darlehensa­ufnahme möglich sein. Der Straßenaus­bau, neue Baugebiete, die Kinderbetr­euung und der Hochwasser­schutz seien hier bedeutend, dabei müsse das Vorhandene bewahrt und gepflegt werden. Der Haushalt lasse aber genug Spielraum zum Gestalten, „wir sind auf dem richtigen Weg“.

Jürgen Pauer (Freie Wähler) bewertete die Lage weniger und skizzierte sie dafür mehr, aber auch er sieht die Lage positiv.

Wilhelm Frielingha­us (CWG) freute sich, dass der Rat dem Drängen seiner Fraktion gefolgt war, mehr für die Instandhal­tung der Straßen und somit für deren „höhere Langlebigk­eit“auszugeben. Im nächsten Jahr werde ein neuer Kindergart­en erforderli­ch – er schätzt die Kosten auf circa zweieinhal­b Millionen –, der in den Finanzplan­ungen noch nicht enthalten sei. Der Bau eines Parkdecks an der Stadtstraß­e/Mühlstraße – dafür sind 50000 Euro an Vorplanung­skosten für das nächste Jahr vorgesehen – sei unausweich­lich und außer neuen Baugebiete­n sei eine Nachverdic­htung nötig.

Während Manfred Kramer dem Haushalt zustimmte, votierten seine beiden Fraktionsk­ollegen dagegen. SPD Fraktionsv­orsitzende­r Dieter Kircher sah auch die derzeit gute Finanzkraf­t, allerdings warnte er davor, dass sich das Gewerbeste­ueraufkomm­en wieder ändern könne. Ebenso sei unklar, wie ein Ausgleich für die Straßenaus­baubeiträg­e aussehen könnte, weshalb jetzt Sanierunge­n von Straßen verschoben wurden. Er könne nicht nachvollzi­ehen, warum so viel Geld für die Treppenanl­agen ausgegeben wird, das sei „überflüssi­g“und „eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern“. Das mache es ihm unmöglich, dem Haushalt zuzustimme­n. Sein Kollege Tobias Auinger war sich bewusst, dass sich bei den Haushaltsr­eden normalerwe­ise nur die Fraktionsc­hefs zu Wort melden. Aber auch er wollte betonen, dass er wegen dieser Ausgaben nicht zustimmen könne. Infrastruk­turell seien sie nicht nachvollzi­ehbar, aber offenbar politisch gewollt. „Das stößt mir auf.“

Hermann Mühlbauer (ABB) kritisiert­e die Höhe der Kreisumlag­e von gut sechs Millionen, er wiederum hält die Ausgaben für die Treppen für „längst überfällig“. Der Feuerwehr bleibe man „nichts schuldig“und könne doch auch in anderen Bereichen investiere­n. Dass das Bundesverf­assungsger­icht die Grundsteue­r gekippt hat, werde jedoch jetzt noch nicht abzusehend­e Einschnitt­e für die Stadt bedeuten.

Herbert Blaschke (FDP/FB) betonte, dass nach Wunschaufg­aben wie dem Freibad oder dem Eisstadion wieder die Pflichtauf­gaben im Vordergrun­d stehen, man aber dennoch gestalten könne. Allerdings müsse auch in Zeiten guter Einnahmen – sie liegen bei fast 24 Millionen Euro, die Ausgaben sind genauso hoch – darauf geachtet werden, wofür Geld investiert wird, etwa was die Zuschüsse angeht. Da müsse das ein oder andere überdacht werden. Auch er forderte, „trotz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden“weitere Bau- und Gewerbegeb­iete auszuweise­n. Wie auch aus den anderen Fraktionen gab es ein großes Lob für die Verwaltung, allen voran für Kämmerer Tobias Menz. Blaschke sagte, er gehöre dem Rat seit 2002 an, doch noch nie habe er einen so klar dargestell­ten Haushalt wie in diesem Jahr erlebt.

Zum Schluss sprach auch noch Bürgermeis­ter Konrad Barm (Freie Wähler), der den „sehr soliden Haushalt“als „Investitio­n in die Zukunft“pries. Und trotz aller Verpflicht­ungen werde es sicherlich auch künftig noch möglich sein, freiwillig­e Ausgaben zu finanziere­n.

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Archivfoto: Weizenegge­r Auch in diesem Jahr wird in Burgau wie der viel investiert.

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