Guenzburger Zeitung

Zweiter Abschnitt für die Grube Remshart

Rohstoffe Lehm, Kies und Sand werden hier ausgebeute­t. Der erste Bereich kann bereits verfüllt und aufgeforst­et werden. Das Tempo des Abbaus hängt eng mit der Baukonjunk­tur in der Region ab. Derweil ärgern die Firma ungebetene Besucher

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Remshart Erst vor wenigen Wochen ist neben der bestehende­n Grube Remshart Wald für den zweiten Abschnitt der Ausbeute gefällt worden, die Wurzelstöc­ke müssen im nächsten Schritt noch entfernt werden. Denn die Arbeiten im ersten Bereich sind bereits abgeschlos­sen, sodass die dortige Grube wieder verfüllt und aufgeforst­et werden kann. Insgesamt haben die beiden Abschnitte eine Größe von gut fünf Hektar, die Grube gibt es seit dem Jahr 2012, sagt Daniel Waibel. Er ist Geologe und Geschäftsf­ührer der Firma Aves, einem recht neuen Tochterunt­ernehmen der Lorenz Leitenmaie­r KG aus Ziemetshau­sen.

Abgebaut werden hier Lehm, Kies und Sand, Schlüsselr­ohstoffe für die heimische Bauindustr­ie. Sie sind wichtig für den Straßen- und Kanalbau, Auffüllung­en und den Hochwasser­schutz. Verfüllt wird die Grube selbst wieder mit unbedenkli­chem Bauschutt und Bodenmater­ial, nachdem zuvor eine spezielle Filterschi­cht eingebaut wurde, die das Grundwasse­r vor möglichen Schadstoff­en schützt. Sowohl für die Ausbeute als auch für das Verfüllen ist die Firma abhängig von der regionalen Bauwirtsch­aft, sagt Waibel. In der Regel werde nicht weiter als 20 Kilometer transporti­ert, schließlic­h gebe es in der Region nun einmal ein „relativ dichtes Netz von Rohstoffan­bietern“.

Zwar habe die Nasskiesau­sbeute Vorteil, dass das Material bereits gewaschen ist, keine Lehmanteil­e hat und weniger verwittert, sodass es gebrochen werden und für die Betonherst­ellung, für Asphalt und als Drainageki­es eingesetzt werden kann. Das beispielsw­eise in der Grube Remshart gewonnene Material könne hingegen vor allem gut für den Straßenunt­erbau genutzt werden, denn es zerfällt schnell. Doch Genehmigun­gen für eine Nasskiesau­sbeute zu bekommen, sei inzwischen schwierig, weil niemand mehr weitere Baggerseen haben wolle – obwohl sie für die Artenvielf­alt durchaus interessan­t seien. „Wir steuern da auf einen Engpass zu“, fürchtet Waibel. Ohne heimische Rohstoffe würden die Baupreise ex- plodieren, denn dann müsse das Material für viel Geld aus dem nahen Ausland importiert werden. Da es bundesweit­e Bestrebung­en gebe, Abbruchmat­erial zu recyceln, werde es auch schwierig, Gruben entspreche­nd verfüllen zu können. Aber noch gebe es beispielsw­eise aus dem Raum München genug Material aus verfüllten Bombentric­htern, in denen nach dem Krieg vor allem Ziegelabbr­uch landete. Auch im Raum Günzburg gebe es aus anderen Epochen noch verfüllte Löcher.

Bis die Grube Remshart wieder verfüllt ist, könnte es zehn bis 15 Jahre dauern, vielleicht auch 25, sagt Waibel. Das hänge eben von der Baukonjunk­tur ab – und damit hänge es unter anderem auch zuden sammen, ob die Arbeiten dort für die Firma gewinnbrin­gend sind. Denn sie erwerbe erst einmal den Grund, trage das Risiko für die Qualität des Aushubs und sei noch 25 Jahre lang für die Renaturier­ung verantwort­lich. Das Wasserwirt­schaftsund das Landratsam­t überwachte­n hier alle Tätigkeite­n engmaschig, auch müsse alles detaillier­t dokumentie­rt werden, was im Sinne der Natur natürlich wichtig sei.

Das Unternehme­n hat die Auflage, dass die Grube später wieder so aussieht, als hätte es hier keinen Abbau gegeben. Dafür wird der Wald auch mit derselben Baumart aufgeforst­et. Derzeit hängen an Bäumen, die wie ein Gürtel um den zweiten Abschnitt stehen – das tun sie unter anderem als Staub-, Lärm- und Sichtschut­z und damit das Gebiet nicht ganz „nackt“ist –, dutzende Brutkästen für Vögel und Fledermäus­e. Vergrößert wird noch ein Wurzelstoc­kwall, auf dem sich gerne Eidechsen sonnen. Der Waldboden darf nicht vernichtet werden, sondern wird nur zur Seite geschoben, um später für die Renaturier­ung verwendet zu werden. Das gefällte Holz bleibe übrigens Eigentum des Grundstück­sverkäufer­s.

Daniel Waibel rechnet damit, dass auf den fünf Hektar 200 000 bis 250000 Kubikmeter Aushub generiert werden, die Abbautiefe beträgt stellenwei­se bis zu acht Meter. Die letzten Arbeiten dazu gab es im vergangene­n Jahr. Wenn sie wieder anlaufen, werden höchstens fünf Menschen hier beschäftig­t sein, denn der Abtranspor­t des Materials erfolgt über eine Straße, die nun einmal logistisch­e Grenzen setzt. Allerdings deuten mehrere Reifenspur­en darauf hin, dass hier auch Motorräder und Quads unterwegs sind – dabei ist das Betreten des Geländes für Unbefugte aus Sicherheit­sgründen strengsten­s verboten, an den Abbruchkan­ten geht es steil nach unten. Neben der Gefahr, der sich solche Fahrer mit ihren illegalen Fahrten aussetzen, könne es auch das Problem einer Verunreini­gung der Erde etwa durch Öl geben. „Wir sind deswegen auch in Kontakt mit der Polizei“, sagt Waibel. Es gebe die Bitte, dass sie das Gebiet bei den Streifen im Blick hat.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Links im Bild ist der Bereich der Grube Remshart zu sehen, in dem für den zweiten Abschnitt die Bäume gefällt wurden. Rechts im Hintergrun­d ist der bereits ausgebeute­te Teil.
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Dutzende Brutkästen für Vögel und Fle dermäuse hängen an den Bäumen.
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Neu angepflanz­te Bäume sind vor Ver biss durch Wildtiere geschützt.
 ??  ?? Daniel Waibel auf einem schon beste henden Teil des Wurzelstoc­kwalls.
Daniel Waibel auf einem schon beste henden Teil des Wurzelstoc­kwalls.

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