Verschuldung: Fehlanzeige
Trotz guter Einnahmen greift Waldstetten für Grundstücksgeschäfte in die Rücklagen. Das soll sich lohnen. Aber mit Geld allein ist es nicht getan
Waldstetten Beim Baugebiet Am Gehag denkt Waldstetten an einen dritten Abschnitt, aber auch die Entwicklung des Ortskerns nimmt sie in den Fokus. Schließlich ist der Flächenverbrauch überall im Land ein brennendes Thema. Im einstimmig verabschiedeten Doppeletat 2018/19 schlägt sich das in hohen Beträgen für Grundstückskäufe nieder, auch Rücklagen sollen dafür eingesetzt werden. Dieses Geld sei eine „sehr gute Anlage“und werde sich auch gut refinanzieren, sagte Kämmerer Michael Fritz.
Gut 3,3 Millionen Euro Gesamtvolumen hat der Haushalt im laufenden Jahr, das bedeutet zu 2017 eine Steigerung um 25 Prozent. Der Ansatz für 2019 geht leicht zurück auf etwas über 2,9 Millionen, liegt damit aber immer noch über den knapp 2,65 Millionen Euro Haushaltsvolumen im Jahr 2017. Kämmerer Michael Fritz, der den Doppelhaushalt in der Marktgemeinderatssitzung vorstellte, erklärte die höheren Ansätze mit „sehr guten“Einnahmen.
Dazu gehört nicht nur „ein sattes Plus“(Fritz) bei der Einkommensteuer, die 2017 noch bei 580000 Euro lag und im laufenden Jahr 724 000 Euro, im kommenden Jahr sogar gut 745 000 Euro in die Kasse der Marktgemeinde bringen soll. Mit einer durchschnittlichen Steuerkraft von nahezu 1240 Euro liegt Waldstetten deutlich über dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden (knapp 800 Euro). Von einer „sehr erfreulichen Zahl“sprach Kämmerer Fritz deshalb, die hohe Steuerkraft sei der annähernden Vollbeschäftigung und den guten Lohnabschlüssen zu verdanken.
Auch die Gewerbesteuereinnahmen, die der Kämmerer in seinem ersten Haushalt 2017 noch sehr zurückhaltend mit 315 000 Euro angesetzt hatte, können sich sehen lassen: Heuer werden 750000 Euro und im kommenden Jahr 650000 Euro Einnahmen erwartet.
Allerdings lässt sich auch auf kommunale Haushaltspläne eine Erkenntnis aus Goethes Götz von Ber- anwenden: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“Der Dichterfürst hatte diese Worte auf Charakterfehler gemünzt, für Waldstetten können sie so interpretiert werden: Es kommt zwar ordentlich Geld rein, aber auch die Ausgaben steigen. So gibt es 2018 und 2019 aufgrund der sehr guten Steuerkraft keine Schlüsselzuweisungen vom Freistaat, und die Marktgemeinde muss trotz einer Senkung der Kreisumlage um 0,3 Prozentpunkte dem Landkreis deutlich mehr Geld überweisen. Waren es 2017 noch 507 000 Euro, so fließen in diesem Jahr 798000 Euro und im nächsten Jahr 671000 Euro an den Landkreis.
Weil die Überschüsse aus dem Verwaltungshaushalt nicht für alle Ausgaben im Vermögenshaushalt reichen, muss die Marktgemeinde an ihr Erspartes gehen. „Insbesondere aufgrund der im Jahr 2018 notwendigen Ausgabemittel für den Erwerb von Bauland“, so heißt es im Bericht zum Doppeletat, müssen in diesem Jahr 572000 Euro aus den Rücklagen geholt werden, 2019 dann noch 266000 Euro. Das kann sich Waldstetten leisten, denn mit einer Rücklage von 6,25 Millionen Euro am Jahresende 2017 liegen dann Ende 2019 voraussichtlich immer noch etwas mehr als 5,4 Millionen Euro auf der hohen Kante. Die nächste gute Nachricht: Waldstetten hat keinen Cent Schulden. Das soll so bleiben. Im Doppelhaushalt steht beim Punkt „Entwicklung der Verschuldung“nur lapidar: „Fehlanzeige“.
Größere Summen für Investitionen hat die Marktgemeinde unter anderem für den Breitbandausbau eingeplant (100 000 Euro in diesem Jahr), um vor allem bisher „weiße Flecken“zu versorgen und die Grundschule mit einer leistungsfähigen Glasfaserverbindung auszulichingen statten, für Straßenreparaturen sind in beiden Haushaltsjahren jeweils 50 000 Euro vorgesehen.
Für den Bau des Radwegs zwischen Waldstetten und Oxenbronn rechnet Kämmerer Fritz mit einer Nettobelastung von maximal 257 000 Euro. 70 000 Euro sind heuer dafür im Etat, zusammen mit dem Haushaltsausgaberest von knapp 190000 Euro sollte man hinkommen. Für Grunderwerb sind insgesamt 550000 Euro in diesem und 300000 Euro im kommenden Jahr vorgesehen, mit Fokus auf die Innenentwicklung der Marktgemeinde. Mit Geld allein ist es dabei aber nicht getan: Man sei auf die Kooperationsbereitschaft der Grundstückseigentümer angewiesen, sagten nicht nur Bürgermeister Michael Kusch und sein Stellvertreter Mathias Mader. „Es ist wichtig, dass die Bürger auch mitmachen“, betonte Gemeinderat Rudolf Göppel.