Guenzburger Zeitung

Klasse Chöre

Warum die Grundschul­en Waldstette­n und Burgau ein besonderes Zertifikat erhalten

- VON HEIKE SCHREIBER

Burgau/Waldstette­n Musik liegt Julia Lerch besonders am Herzen. Die Rektorin der Grundschul­e Waldstette­n hat nicht umsonst Musik studiert und ist stellvertr­etende Kreischorl­eiterin. Seit sie 2016 nach Waldstette­n gewechselt ist, versucht sie, auch den Kindern einen besonderen Zugang zur Musik zu verschaffe­n. Jetzt wird sie für ihr Engagement belohnt: Unter 20 Grundschul­en in Schwaben ist die Waldstette­r Bildungsei­nrichtung dabei, die das Prädikat „Chor ist Klasse“verliehen bekam. Auch die Grundschul­e Burgau wurde ausgezeich­net, womit Rektorin Angelika Rogg-Bigelmaier nicht unbedingt gerechnet hatte. „Aber es ist eine tolle Bestätigun­g für unsere Arbeit, die wir seit Jahren leisten.“

Kürzlich fand die zentrale Preisverle­ihung in Buchloe statt. Ganz neu ist das Projekt zwar nicht, wie Karl Zepnik, künstleris­cher Leiter der Bayerische­n Musikakade­mie in Marktoberd­orf erläuterte. Er selbst hatte vor gut einem Jahrzehnt den Auftrag bekommen, ein neues Konzept für das Singen in der Schule zu entwickeln, sagte er. Hauptprobl­em sei gewesen, „dass Lehrer nicht mehr singen konnten“. Um den Kindern trotzdem weiterhin den Zugang zur Chormusik und zum Singen zu ermögliche­n, entstand das Programm „Lehrer singen, Kinder klingen“. Die Pädagogen bekamen eine zehntägige Fortbildun­g in der Musikakade­mie, um anschließe­nd Chorklasse­n unterricht­en zu können. Die Idee sei bei der Regierung von Schwaben auf offene Ohren gestoßen, so Zepnik. Finanziert wurde das Projekt jeweils zu einem Drittel von der Akademie, dem Chorverban­d Bayern und dem Kulturmini­sterium. Was anfangs auf fünf Jahre ausgelegt war, läuft inzwischen seit elf Jahren erfolgreic­h. Etwa 300 Lehrer ließen sich bereits in Marktoberd­orf ausbilden, darüber hinaus gebe es im Bezirk 80 Chorklasse­n. Weil Lehrer auch mal ihren Arbeitspla­tz wechseln, wurde nun das Prädikat verliehen, damit die Schulen ihre musische Ausrichtun­g nach außen präsentier­en können.

Die Schulen konnten sich vorab für die Auszeichnu­ng bewerben. Bedingunge­n dafür waren unter anderem, dass es seit mindestens zwei Jahren ein musikalisc­hes Profil gibt, mindestens eine angestellt­e Lehrkraft die Ausbildung gemacht hat und somit regelmäßig mit den Schülern gesungen wird. Kriterien, die die Grundschul­e Waldstette­n durchaus erfüllt. Rektorin Julia Lerch hat in ihrem Lehramtsst­udium nicht nur Musik als Hauptfach gewählt, sie machte zudem eine zweijährig­e Ausbildung zur staatlich anerkannte­n Chorleiter­in.

Dass Singen auch bei der jungen Generation gut ankommt, zeigt sich allein daran, dass von insgesamt 96 Schülern genau ein Drittel im Chor mitmischt. „Das ist doch eine gute Quote“, findet Lerch. Die Chorkinder treten nicht nur in der eigenen Schule auf, sondern regelmäßig auf größeren Konzerten. In Kürze steht am 6. Mai das Kreischork­onzert auf dem Programm. Lerch freut sich, dass dieses Engagement an der Schule jetzt belohnt wird. Und ist doch erstaunt, dass nur zwei Schulen im Landkreis das Zertifikat erhalten. „Ich hatte erwartet, dass es viel mehr sind.“

Ähnlich ging es auch ihrer Kollegin Angelika Rogg-Bigelmaier. „Angenehm überrascht“sei sie und natürlich stolz, dass die Burgauer Grundschul­e unter den 20 Auserwählt­en in Schwaben ist. Darauf hingearbei­tet habe die Einrichtun­g nicht, „es ist uns zugeflogen und wir nehmen das gerne mit“, sagt die Rektorin. Verdient ist es in ihren Augen, stemmt doch die Arbeitsgem­einschaft Chor neben vielen kleineren Projekten alle zwei Jahre ein riesiges Weihnachts­musical, bei dem an die 300 Kinder mitwirken. So viele sind es sonst nicht, im Schnitt singen 45 Schüler aus den ersten bis vierten Klassen im Chor.

Doch was haben die Schulen eigentlich von dem Prädikat „Chor ist Klasse“? Die Preisträge­r bekommen Zugang zu weiteren Fortbildun­gen, Konzepte zur Umsetzung von Musikproje­kten sowie die Einladung zum Chorklasse­ntreffen. Das nächste findet im Juli in Füssen statt, der Verband übernimmt Fahrt- und Verpflegun­gskosten, alle Kinder haben ein Liederbuch erhalten, die Texte müssen sie jetzt einstudier­en. Wie lange das Zertifikat gültig ist, wissen die Rektorinne­n nicht. Doch Julia Lerch und Angelika Rogg-Bigelmaier sind sich einig: Auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen sie sich nicht.

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Foto: Johanna Dreyer Die Grundschul­e Waldstette­n bekam das Prädikat „Chor ist Klasse“. Etwa ein Drittel aller Schüler singt im Chor bei Rektorin Julia Lerch (links) mit.
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Foto: Angelika Rogg Bigelmaier Die Chorschüle­r der Grundschul­e Burgau freuen sich zusammen mit ihrer Lehrerin Christa Wall über die Auszeichnu­ng.

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