Tankstelle „so unnötig wie ein Kropf“
Das Großprojekt einer Firma im Scheppacher Gewerbegebiet löst bei den Räten eine große Diskussion und viel Kritik aus. Dabei geht es auch um Burger King
Jettingen Scheppach Er habe sich „sakrisch geärgert“, bekannte Hans Reichhart bei der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend. Was dem Bürgermeister sauer aufstieß: In der Nähe des Kreisverkehrs an der Siemensstraße in Scheppach prangte vor einiger Zeit ein Schild „Gewerbeflächen zu verkaufen“. Was damals noch recht vage klang, hat zuletzt konkrete Formen angenommen. Auf den bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen nahe der Autobahn möchte die Bochumer BaDa Immobilien GmbH ein Großprojekt verwirklichen: ein FastFood-Restaurant mit Tankstelle und Waschhalle. Nicht mit uns, erklärte die große Mehrheit der Mitglieder des Bauausschusses.
Besser könnte das fragliche Grundstück kaum liegen. Es ist ein Filetstück, wie gemalt für die Ansiedlung von Gewerbe. Die viel befahrene Autobahn ist nahe, Kundschaft für das Restaurant und die Tankstelle wären also weitgehend gesichert. Auch die innerörtliche Verkehrsanbindung ist bestens, im Umfeld befinden sich zudem attraktive Geschäfte, die viele Kaufwillige auch von auswärts anziehen. Warum also das Vorhaben der Firma BaDa nicht verwirklichen?
Der Ärger des Bürgermeisters und der Mehrheit der Gemeinderäte war zunächst grundsätzlicher Natur. Die Planungshoheit liege ausschließlich bei der Gemeinde, wurde im Bauausschuss betont. Niemand könne folglich kraft eigener Kompetenz ein Grundstück einfach so als Gewerbefläche anpreisen. Hans Reichhart: „So sieht die Zusammenarbeit mit einer Kommune nicht aus.“Zumal es für das Gebiet weder einen Bebauungs- noch einen Flächennutzungsplan gebe.
Der Bürgermeister nannte weitere Argumente, warum das Vorhaben der Bochumer Firma abgelehnt werden müsse. Zusätzlichen Verkehr wolle die Gemeinde nicht anlocken, mutmaßlich wäre in der Folge des Neubaus der Kreisel an der Siemensstraße vor allem durch den Lkw-Verkehr komplett überlastet, wodurch auswärtige Kunden abge- schreckt werden könnten. Eine Ansiedlung von Gewerbe sei in dem Bereich zwar vorstellbar, aber nur zu den „Anforderungen“der Gemeinde. Die seien „nicht allzu hoch“, so Reichhart, würden durch das BaDa-Projekt aber deutlich überschritten.
Deutliche Worte fand Zweiter Bürgermeister Hermann Högel (CSU). Das Projekt mit Tankstelle und Fast-Food-Restaurant sei „so unnötig wie ein Kropf“. Mehr noch: „Wir sollten Tacheles reden.“Der Grundstückseigentümerin gehe es einzig darum, ihr Grundstück möglichst gewinnbringend zu verkaufen, und das auch noch „möglichst auf die Schnelle“. Högel: „Da hört es für uns auf.“Im Vordergrund dürften nicht Einzelinteressen stehen, Vorrang habe das Wohl der Gemeinde.
Es gebe an der Autobahn bereits drei Fast-Food-Betriebe, ergänzte FUW-Rat Christoph Böhm. Ein zusätzliches Restaurant sei also überflüssig. Zumal ein Vertreter des Unternehmens BaDa unserer Zeitung mitteilte, dass es Gespräche mit der Firma Burger King gegeben habe. Sie wolle das bisherige Restaurant aufgeben und durch den geplanten Neubau ersetzen. Seitens Burger King wurde dies gestern jedoch nicht bestätigt. Eine Sprecherin teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass der Franchisenehmer an einen langfristigen Mietvertrag gebunden sei. Der Restaurantbetrieb an der Siemensstraße laufe aktuell weiter.
Christoph Böhm jedenfalls hätte sich allenfalls eine Niedrigpreistankstelle vorstellen können. Eine solche Konkurrenz hätte den Autofahrern in Jettingen-Scheppach, wo die Spritpreise höher seien als etwa in Burgau, durchaus gutgetan.
Am Ende der Diskussion waren die Stimmenverhältnisse klar. Bei nur einer Gegenstimme von CSURat Elmar Kuhn wurden die Pläne abgelehnt. Wie es mit der Verwertung des Grundstücks weitergeht – der Ausgang ist offen.
„Wir sollten Tacheles reden.“Zweiter Bürgermeister Hermann Högel