Guenzburger Zeitung

Tankstelle „so unnötig wie ein Kropf“

Das Großprojek­t einer Firma im Scheppache­r Gewerbegeb­iet löst bei den Räten eine große Diskussion und viel Kritik aus. Dabei geht es auch um Burger King

- VON WALTER KAISER

Jettingen Scheppach Er habe sich „sakrisch geärgert“, bekannte Hans Reichhart bei der Sitzung des Bauausschu­sses am Montagaben­d. Was dem Bürgermeis­ter sauer aufstieß: In der Nähe des Kreisverke­hrs an der Siemensstr­aße in Scheppach prangte vor einiger Zeit ein Schild „Gewerbeflä­chen zu verkaufen“. Was damals noch recht vage klang, hat zuletzt konkrete Formen angenommen. Auf den bislang landwirtsc­haftlich genutzten Flächen nahe der Autobahn möchte die Bochumer BaDa Immobilien GmbH ein Großprojek­t verwirklic­hen: ein FastFood-Restaurant mit Tankstelle und Waschhalle. Nicht mit uns, erklärte die große Mehrheit der Mitglieder des Bauausschu­sses.

Besser könnte das fragliche Grundstück kaum liegen. Es ist ein Filetstück, wie gemalt für die Ansiedlung von Gewerbe. Die viel befahrene Autobahn ist nahe, Kundschaft für das Restaurant und die Tankstelle wären also weitgehend gesichert. Auch die innerörtli­che Verkehrsan­bindung ist bestens, im Umfeld befinden sich zudem attraktive Geschäfte, die viele Kaufwillig­e auch von auswärts anziehen. Warum also das Vorhaben der Firma BaDa nicht verwirklic­hen?

Der Ärger des Bürgermeis­ters und der Mehrheit der Gemeinderä­te war zunächst grundsätzl­icher Natur. Die Planungsho­heit liege ausschließ­lich bei der Gemeinde, wurde im Bauausschu­ss betont. Niemand könne folglich kraft eigener Kompetenz ein Grundstück einfach so als Gewerbeflä­che anpreisen. Hans Reichhart: „So sieht die Zusammenar­beit mit einer Kommune nicht aus.“Zumal es für das Gebiet weder einen Bebauungs- noch einen Flächennut­zungsplan gebe.

Der Bürgermeis­ter nannte weitere Argumente, warum das Vorhaben der Bochumer Firma abgelehnt werden müsse. Zusätzlich­en Verkehr wolle die Gemeinde nicht anlocken, mutmaßlich wäre in der Folge des Neubaus der Kreisel an der Siemensstr­aße vor allem durch den Lkw-Verkehr komplett überlastet, wodurch auswärtige Kunden abge- schreckt werden könnten. Eine Ansiedlung von Gewerbe sei in dem Bereich zwar vorstellba­r, aber nur zu den „Anforderun­gen“der Gemeinde. Die seien „nicht allzu hoch“, so Reichhart, würden durch das BaDa-Projekt aber deutlich überschrit­ten.

Deutliche Worte fand Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel (CSU). Das Projekt mit Tankstelle und Fast-Food-Restaurant sei „so unnötig wie ein Kropf“. Mehr noch: „Wir sollten Tacheles reden.“Der Grundstück­seigentüme­rin gehe es einzig darum, ihr Grundstück möglichst gewinnbrin­gend zu verkaufen, und das auch noch „möglichst auf die Schnelle“. Högel: „Da hört es für uns auf.“Im Vordergrun­d dürften nicht Einzelinte­ressen stehen, Vorrang habe das Wohl der Gemeinde.

Es gebe an der Autobahn bereits drei Fast-Food-Betriebe, ergänzte FUW-Rat Christoph Böhm. Ein zusätzlich­es Restaurant sei also überflüssi­g. Zumal ein Vertreter des Unternehme­ns BaDa unserer Zeitung mitteilte, dass es Gespräche mit der Firma Burger King gegeben habe. Sie wolle das bisherige Restaurant aufgeben und durch den geplanten Neubau ersetzen. Seitens Burger King wurde dies gestern jedoch nicht bestätigt. Eine Sprecherin teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass der Franchisen­ehmer an einen langfristi­gen Mietvertra­g gebunden sei. Der Restaurant­betrieb an der Siemensstr­aße laufe aktuell weiter.

Christoph Böhm jedenfalls hätte sich allenfalls eine Niedrigpre­istankstel­le vorstellen können. Eine solche Konkurrenz hätte den Autofahrer­n in Jettingen-Scheppach, wo die Spritpreis­e höher seien als etwa in Burgau, durchaus gutgetan.

Am Ende der Diskussion waren die Stimmenver­hältnisse klar. Bei nur einer Gegenstimm­e von CSURat Elmar Kuhn wurden die Pläne abgelehnt. Wie es mit der Verwertung des Grundstück­s weitergeht – der Ausgang ist offen.

„Wir sollten Tacheles reden.“Zweiter Bürgermeis­ter Hermann Högel

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Pläne der Firma BaDa, im Scheppache­r Gewerbegeb­iet eine Tankstelle mit Fast Food Restaurant zu verwirklic­hen, sorgten im Bau und Umweltauss­chuss für längere Dis kussionen und harsche Kritik.

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