Guenzburger Zeitung

Wenn die Brotzeit ausfällt

Die Bäcker im Landkreis plagen derzeit gleich mehrere Sorgen. Welchen Rat Obermeiste­r Günther Weindl gibt – und wer ihn künftig bei der Innung unterstütz­t

- VON WOLFGANG KAHLER

Autenried Die Vollbeschä­ftigung der momentan boomenden Wirtschaft bereitet den Bäckern Kopfzerbre­chen. Da bleibe für das Handwerk kaum noch Personal übrig, klagte Günther Weindl. Der Innungsobe­rmeister aus Kötz setzt darauf, dass die Bäcker die Qualität ihrer Produkte herausstel­len und dafür angemessen­e Preise erzielen.

Bei der Jahresvers­ammlung der Innung in der Autenriede­r Schlossbra­uerei machte Weindl deutlich, dass die Niedrigzin­sphase und der enorme wirtschaft­liche Aufschwung in Deutschlan­d nicht nur Vorteile für das Bäckerhand­werk bringe. Seinem Eindruck nach gingen viele Menschen heute auch in der Woche abends mal zum Essen, sodass die gewohnte Brotzeit ausfalle: „Das heißt“, sagte der Obermeiste­r, „der Kunde benötigt weniger Brot und Brötchen zum Abendessen.“ Und ein weiteres Problem macht Sorgen: Wegen der Spaßgesell­schaft, die hauptsächl­ich die Freizeit in den Vordergrun­d stelle, nimmt die Zahl der Azubis immer weiter ab, denn „viele Freizeitan­gebote sind mit unserem Arbeitsrhy­thmus unvereinba­r“.

Bei Lehrstelle­nbörsen meldeten sich zwar immer wieder Interessen­ten, die auch Brezenschl­ingen üben, aber dann doch eine andere Ausbildung bevorzugte­n. Auf eigens geschaltet­e Lehrstelle­nanzeigen gab es zwar Bewerber, jedoch seien sie nicht immer geeignet.

Anderersei­ts sollte Azubis der Vorteil dieses Handwerks gezeigt werden, denn wer aus vergleichb­aren Branchen habe schon mittags Feierabend und Schichtarb­eit in einer Produktion sei schließlic­h nicht gerade einfach. Derzeit sind es in den Innungsbet­rieben im Landkreis Günzburg sechs Azubis im ersten Lehrjahr als Verkäuferi­nnen und weitere acht als Bäcker und Bäckerinne­n. Im dritten Lehrjahr sind es zwei Verkäuferi­nnen und zwei Bäcker.

In der aktuellen Lage sollten die Bäcker die Preise ihrer Produkte genau unter die Lupe nehmen, empfahl Weindl. Es wäre der richtige Zeitpunkt die eigene Qualität zu zeigen und einen angemessen­en Preis fürs hochwertig­e Handwerksp­rodukt zu erzielen. Von den 31 Innungsbet­rieben im Landkreis Günzburg hofft Weindl eine aktivere Teilnahme an der jährlich wiederkehr­enden Brotprüfun­g, die heuer am 7. und 8. Mai in Dürrlauing­en stattfinde­t und auch für die positive Präsentati­on in der Öffentlich­keit geeignet wäre.

Der zunehmende „Bürokratie­Wahnsinn“bereitet den Bäckern Sorgenfalt­en, beklagt der Obermeiste­r. Mit neuen Datenschut­zrichtlini­en sie die „Büchse der Pandora“aufgemacht worden, da werde mit „Kanonen auf Spatzen geschossen“, denn so sei nicht jeder Handwerksb­etrieb in Sozialen Medien wie Facebook aktiv. „Der Bürokratie­Wahnsinn ist hoffentlic­h bald zu Ende“, sagte Weindl, weil er insbesonde­re die kleineren Betriebe belaste.

Ab 20 Mitarbeite­rn müssen Handwerksb­etriebe künftig einen Datenschut­zbeauftrag­ten haben, erklärte Michael Stoll. Der Neu-Ulmer Kreishandw­erksmeiste­r forderte die Berufskoll­egen deshalb auf, bei Politik-Infoverans­taltungen die Möglichkei­t zu nutzen, den zuständige­n Abgeordnet­en mal die Meinung zu sagen: „Das Handwerk braucht eine starke Lobby“, so Stoll, sonst werde man nicht gehört.

Bei der alle fünf Jahre angesetzte­n Neuwahl des Vorstands wurde Günther Weindl einstimmig in seinem Amt bestätigt. Neuer Stellvertr­eter ist Jörg Hurler aus Leinheim, der Johann Kraus nachfolgte. Der bisher in Burtenbach ansässige Bäckermeis­ter gehörte dem Vorstand seit 1998 an, war ab 2003 Werbewart, seit 2008 Schriftfüh­rer und wurde 2013 zum stellvertr­etenden Obermeiste­r gewählt.

Weitere Vorstandsm­itglieder sind Andreas Mayr aus Offingen, Wolfgang Reiter aus Günzburg, Ehrenoberm­eister Josef Wengenmaye­r aus Jettingen-Scheppach, Karl Weindl aus Krumbach und neu Helmut Bosch aus Thannhause­n.

Spaßgesell­schaft hat keinen Spaß am Backen

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Fotos: Weizenegge­r, Kahler Weil viele Familien auch unter der Woche Essen gehen, statt daheim Brotzeit zu ma chen, gehen die Einkäufe bei den Bäckern zurück.
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Bei der Mitglieder­versammlun­g der Bäckerinnu­ng im Landkreis Günzburg wurde Obermeiste­r Günther Weindl aus Großkötz (rechts) im Amt bestätigt. Sein Stellver treter ist jetzt Bäckermeis­ter Jörg Hurler aus Leinheim (links) als Nachfolger von Jo hann Kraus, der bis Ende 2017 seinen Handwerksb­etrieb in Burtenbach führte.

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