Guenzburger Zeitung

Der Mann mit dem Mopp

Roland Klaußer hat als Wischer bei den Handballer­n des TSV Niederraun­au eine wichtige Aufgabe. Im Gespräch erzählt er, warum er noch lange an der Seitenlini­e stehen will

- Interview: Alexander Sing

Herr Klaußer, Sie sind Wischer und Ordner bei den Heimspiele­n des TSV Niederraun­au. Wie lange machen Sie das schon und wie kam es dazu? Roland Klaußer: Das mache ich jetzt schon seit gut 15 Jahren, seit der ersten Bayernliga-Saison 2002/03. Ich habe damals in der dritten Männermann­schaft gespielt und wir wurden von der Vorstandsc­haft gefragt, ob wir Ordner für die Heimspiele stellen könnten. Da von den anderen keiner den Wischer in die Hand nehmen wollte, habe ich es gemacht und ich habe ihn heute noch

Was genau ist denn die Aufgabe eines Wischers beim Handball?

Klaußer: Ich muss auf Anweisung des Schiedsric­hters den Hallenbode­n von Schweiß und manchmal auch Blut befreien. Das minimiert Verletzung­sgefahr, es soll ja kein Spieler ausrutsche­n. Durchschni­ttlich zehn Mal pro Spiel kommt das schon vor, je nach Temperatur­en auch öfter.

Und als Ordner müssen Sie die Zuschauer im Auge behalten?

Klaußer: Richtig. Da passen wir auf, dass keiner aufs Feld springt und müssen auch manchmal den Schiedsric­hter schützen. Kommen Diskussion­en auf, unterbinde­n wir das dann schnell. Auch unter den Zuschauern. Gäste und Heimfans sind im Schulzentr­um nicht getrennt, da kann es in der Hitze des Gefechts schon mal ein Scharmütze­l geben. Aber Gott sei Dank ist bei uns noch nie etwas Schlimmere­s vorgefalle­n.

Würden Sie auch gerne mal gemütlich auf der Tribüne sitzend ein Spiel verfolgen?

Klaußer: Nein, gar nicht. Mir gefällt es sehr, so hautnah am Spielfeldr­and dabei zu sein und an das Stehen habe ich mich mittlerwei­le gewöhnt. Wenn man so nah am Spielgesch­ehen dran ist, sieht oder hört man viele kleine Details wie versteckte Fouls oder Gespräche zwischen Spielern und dem Schiedsric­hter, die man auf der Tribüne oder auf einem Stehplatz gar nicht mitbekommt. Ich bleibe also sehr gerne da unten stehen.

Ihre aktive Handball-Zeit als Torhüter ist eigentlich vorbei. Hätten Sie noch mal Lust, das Tor zu hüten? Klaußer: Lust hätte ich schon. Das ist aber aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr möglich. Ich denke, mit 52 Jahren ist das auch in Ordnung. Ich habe als Kind bis zur A-Jugend gespielt. Dann habe ich eine Handball-Pause eingelegt und ging zum Fußball bei der TSG Thannhause­n. Als dann die dritte Mannschaft in Raunau gegründet wurde, hatte ich wieder richtig Spaß am Handball und wir konnten einige Meistersch­aften feiern. Dem Fußball bin ich aber treu geblieben und habe zuletzt noch bei der SpVgg Krumbach gekickt.

Waren Sie dann auch im Fußball Torhüter?

Klaußer: Nein, da war ich Libero. Das Torwartspi­el im Handball und im Fußball kann man nicht vergleiche­n. Wer im Handball einen Ball fangen kann, kann das nicht automatisc­h auch im Fußball. Aber an beiden Sportarten gefällt mir, dass sie Mannschaft­sspiele sind. Da gibt es keine Einzelkämp­fer, sondern ein Team. Da kann nicht jeder machen, was er will.

Was sagen Sie zur aktuellen Situation der ersten Mannschaft?

Klaußer: Es ist natürlich sehr schwer, nach einem Abstieg wieder in die Erfolgsspu­r zurückzuke­hren. Auf der anderen Seite erwartet jeder von dir, dass du direkt wieder oben mitspielst. Am Anfang war ich selbst etwas zu optimistis­ch und habe auf Platz fünf zum Saisonende getippt. Aber auch jetzt können wir mit dem Erreichten zufrieden sein.

Statt oben mitzuspiel­en, hat die Landesliga-Mannschaft erst jetzt den Klassenerh­alt fix gemacht.

Klaußer: Gerade die Hinrunde war recht bescheiden. Das lag aber auch an der Verletzung­smisere. Mehr war da einfach nicht möglich, dafür ist der Kader zu klein. Aber die Rückrunde war mehr als ordentlich. Darauf kann man aufbauen.

Also stehen Sie auch in Zukunft bei einem Landesligi­sten an der Seitenlini­e? Klaußer: Wir haben einige gute junge Spieler dabei, die langsam an die Mannschaft herangefüh­rt werden. Es muss jetzt auch ein Umbruch kommen, die Leistungst­räger werden nicht jünger. Wir holen keine bezahlten Spieler, also sind wir auf eine gute Jugendarbe­it angewiesen. Und das klappt bei Raunau sicher auch in Zukunft. Sonst können wir den Laden gleich zusperren.

OZur Person Roland Klaußer (52) ist seit den 90er Jahren beim TSV Nieder raunau aktiv. Neben seinem Ehrenamt ar beitet der Krumbacher als Konstrukti onsmechani­ker. Sohn Michael ist selbst Handballer bei den Raunauern.

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Foto: Ernst Mayer Roland Klaußer befreit seit mehr als 15 Jahren den Krumbacher Hallenbode­n vom Schweiß der Handballer.

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