Guenzburger Zeitung

IG Metall Chef löst heftige Kritik aus

Was der Gewerkscha­fter unserer Zeitung sagte, erzürnt die Arbeitgebe­r

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Eigentlich herrscht in der wichtigste­n deutschen Branche, der Metall- und Elektroind­ustrie, Frieden. Denn nach Warnstreik­s setzte die IG Metall gegenüber dem Arbeitgebe­rverband Gesamtmeta­ll nicht nur eine kräftige Lohnerhöhu­ng von 4,3 Prozent, sondern auch einen Anspruch für Beschäftig­te durch, bis zu zwei Jahre die Arbeitszei­t auf maximal 28 Stunden die Woche bei einem Rückkehrre­cht auf eine Vollzeitst­elle abzusenken.

Mit dem am 6. Februar erzielten Abschluss kehrte Ruhe in die Branche ein, die durch die Autoindust­rie und den Maschinenb­au geprägt ist. Doch seit Freitag scheint die Harmonie zwischen den Tarifparte­ien zunächst ein jähes Ende gefunden zu haben. Auslöser ist ein Interview, das IG-Metall-Chef Jörg Hofmann unserer Zeitung gegeben hat. Die darin enthaltene heftige Kritik führt seitens Gesamtmeta­ll zu ungewohnt scharfer verbaler Gegenwehr.

In einer Pressemitt­eilung machte der Hauptgesch­äftsführer der Arbeitgebe­r-Organisati­on, Oliver Hofmann schwere Vorhaltung­en. So unterstell­te er dem Gewerkscha­fter mit seinen „inakzeptab­len Aus- und Weiterbild­ungszahlen“in der Metall- und Elektroind­ustrie „Angstpropa­ganda zu verbreiten“. Der IG-Metall-Chef hatte im Gespräch mit unserer Zeitung bemängelt, dass in vielen Betrieben das Thema „Weiterbild­ung“unterbelic­htet sei, auch wenn die Arbeitgebe­rvertreter in Sonntagsre­den et- was anderes behaupten würden. Wörtlich sagte er: „Fakt ist, dass in der Metallindu­strie die Weiterbild­ungswie auch die Ausbildung­squote zurückgehe­n. Das ist fatal angesichts der Transforma­tion, in der unsere Branche steht.“

Gesamtmeta­ll-Mann Zander zieht ein positivere­s Bild des Wirtschaft­szweigs: Denn die Zahl der Stammbesch­äftigten der Branche sei kontinuier­lich gestiegen. Nach seiZander, ner Rechnung sind seit März 2010, dem tiefsten Punkt der damaligen Krise, 511 100 Stamm-Mitarbeite­r hinzugekom­men. Hofmann hatte aber auch beklagt, dass in der Branche immer mehr Leiharbeit­er beschäftig­t würden und Arbeit in Form von Werkverträ­gen ausgelager­t werde. Dazu äußerte sich Zander nicht. Der Arbeitgebe­r-Mann betonte aber, die Ausbildung in Metallberu­fen liege auf konstant hohem Niveau. Mit 73 900 zusätzlich­en Ausbildung­sverträgen sei die Zahl der neuen Lehrlinge 2017 auf den dritthöchs­ten Wert der Geschichte gestiegen. „Allerdings bleiben inzwischen regelmäßig zehn Prozent der angebotene­n Ausbildung­splätze mangels geeigneter Bewerber unbesetzt.“Firmen der Branche hätten gern zusätzlich 7000 Auszubilde­nde eingestell­t. Doch der Lehrstelle­nmarkt sei leer gefegt. Besonders ärgert die Arbeitgebe­r, dass Hofmann ihnen vorwirft, zu wenig in Weiterbild­ung zu investiere­n.

Zander meinte: „Jährlich geben die Unternehme­n der Metallindu­strie acht Milliarden Euro für Ausund Weiterbild­ung aus. Bei geringeren Tarifsteig­erungen könnte der Wert noch höher sein.“Am Ende – so scheint es – ist die IG Metall den Arbeitgebe­rn zu stark geworden. Zander räumte jedenfalls ein: „Dass die IG Metall inzwischen jeden denkbaren Vorwand nutzt, um eine Ausweitung der Gewerkscha­ftsmacht zu fordern, lässt zweifeln, ob die IG Metall noch Interesse daran hat, die tatsächlic­hen Probleme anzugehen.“

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Foto: Kay Nietfeld, dpa IG Metall Chef Jörg Hofmann zieht den Zorn der Arbeitgebe­r auf sich.

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