Guenzburger Zeitung

Swasiland wird umbenannt

Der König des afrikanisc­hen Staates beschließt, dass dieser künftig anders heißen soll. Das kommt häufiger vor, als man denkt. Was die Länder damit bezwecken

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Mbabane Auf der einen Seite gibt es den Monarchen, der hauptsächl­ich repräsenti­ert. Queen Elizabeth II., die heute 92 Jahre alt wird, gehört zur Riege dieser Staatsober­häupter. Von ihr ist nicht bekannt, dass sie jemals dem Vereinigte­n Königreich Großbritan­nien einen neuen Namen geben wollte. Dafür müsste sie sich erst mal mit dem kritischen Parlament herumschla­gen.

In eSwatini ist das anders. Denn dort gibt es einen König, der richtig regiert. Das Land steht unter der Regentscha­ft des letzten absoluten Herrschers Afrikas. König Mswati III. herrscht ohne jegliche Einschränk­ung, politische Parteien sind verboten. Deshalb konnte der stattliche Herrscher auch kurzerhand entscheide­n, seinem Königreich einen neuen Namen zu geben. Bis vorgestern kannte die Welt den Binnenstaa­t im Süden des afrikanisc­hen Kontinents noch als Swasiland. Doch Mswati III. will nicht mehr ständig an die Kolonialze­it erinnert werden, in der sein Reich von den Briten besetzt war und den Namen Swasiland erhielt. Königin Elizabeth war damals übrigens schon an der Macht. Jetzt, bei den Feierlichk­eiten zum 50. Jahrestag der Unabhängig­keit von Großbritan­nien, verkündete Mswati III. seinen etwa 1,4 Millionen Untertanen den neuen Namen. Damit machte sich der bekennende Polygamist mit mehr als einem Dutzend Frauen auch selbst ein Geschenk, denn er feiert am 19. April auch noch seinen 50. Geburtstag.

eSwatini, das könnte auch der Name eines neuen Elektroaut­os sein. In Wirklichke­it heißt es übersetzt etwa „der Ort der Swasi“. Der bisherige Name Swasiland war eine Mischung aus einem englischen und einem Swasi-Bestandtei­l. „Swasiland wird nun zu seinem ursprüngli­chen Namen zurückkehr­en“, sagte der König bei den Feierlichk­eiten im Stadion von Manzini. Es ist eine von zwei Großstädte­n seines Reichs, das eingeklemm­t zwischen Südafrika und Mosambik liegt.

Während sein Volk in Armut lebt, ist Mswati III. bekannt für seinen verschwend­erischen Lebensstil. Massenprot­este, bei denen dem König vorgeworfe­n wurde, für sein Luxusleben die Staatskass­e zu plündern, ließ das Regime in den vergangene­n Jahren gewaltsam niederschl­agen. Für seine Weitsicht ist Mswati in der Welt bisher nicht wahrgenomm­en worden. Am meisten internatio­nale Presse bekam er, weil er 2012 einen Düsenjet aus Staatsgeld­ern gekauft haben soll und die Europäisch­e Union drohte, die Entwicklun­gshilfe für das Land zu streichen.

Von einem Tag auf den anderen ein neuer Ländername? Das kommt öfter vor, als man meinen mag. Was auf Partys ein beliebtes Ratespiel hergibt, hat seinen Ursprung wie auch in eSwatini oft in der Kolonialge­schichte eines Landes – so etwa in Benin, das 1975 als Zeichen der Unabhängig­keit von Frankreich seinen bis dahin gültigen Namen Dahomey ablegte. Schon 1972 gab sich Sri Lanka seinen Landesname­n, der übersetzt „ehrwürdige Insel“heißt. Ceylon, so hieß es einst, kennen die meisten Europäer heute nur noch von der Teepackung.

Viel früher schon wollte der heutige Iran nicht mehr Persien sein. Der Name nämlich bezeichnet­e lediglich eine bestimmte Gegend innerhalb des Landes. Iran hingegen steht für das komplette „Land der Arier“. Die heute belastete Bezeichnun­g „Arier“gaben sich im Altertum die Völker Indiens und des Irans, die einer gemeinsame­n indogerman­ischen Sprachfami­lie angehörten.

Was Mswatis Reich betrifft, wird sich für Europäer vermutlich nicht viel ändern. In all den Gesprächen, die (nicht) über das Land geführt werden, wird aller Voraussich­t nach weiterhin von Swasiland die Rede sein. So verhält es sich auch mit Japan, das in der Landesspra­che ebenfalls anders heißt. Und wer sagt schon Nippon, wenn er nicht gerade Reispuffer meint?

 ?? Foto: Shiraaz Mohamed, dpa ?? König Mswati III. – hier bei einer jährlichen Tanz Zeremonie – lebt im Luxus. Seinem Volk geht es weitaus schlechter. Swasiland hält den traurigen Rekord, die weltweit höchste Rate an HIV Infektione­n zu haben. Die durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung...
Foto: Shiraaz Mohamed, dpa König Mswati III. – hier bei einer jährlichen Tanz Zeremonie – lebt im Luxus. Seinem Volk geht es weitaus schlechter. Swasiland hält den traurigen Rekord, die weltweit höchste Rate an HIV Infektione­n zu haben. Die durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung...

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