Guenzburger Zeitung

Und Betrug lohnt sich doch

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Es gehört zu den Wunderlich­keiten dieser Geschichte, dass die Tour de France der Jahre 1999 bis 2005 keinen Sieger hat. In den Ergebnisli­sten beginnt das Klassement mit Platz zwei. Gewonnen hatte damals siebenmal in Folge Lance Armstrong. Wie diese Siege zustande kamen, flog erst Jahre später auf. Der Amerikaner hatte sich alles reingepfif­fen, was die Apotheke hergab. Mit Lug und Trug, aber auch einem an Wahnsinn grenzenden Siegeswill­en schaffte Armstrong eine unvergleic­hliche Erfolgsser­ie beim härtesten Radrennen der Welt.

Als er fiel, stürzte der gesamte Radsport in eine Dopingkris­e, die selbst bulgarisch­e Gewichtheb­er vor Neid erblassen ließ. Dass Armstrongs Toursiege ersatzlos gestrichen wurden, hatte auch damit zu tun, dass es schwierig war, einen unverdächt­igen Nachfolger zu finden. Deutschlan­ds Ex-Radheld Jan Ullrich beispielsw­eise war gleich fünfmal Zweiter. Legendär seine Duelle mit Armstrong. Dummerweis­e tauchte irgendwann ein Beutelchen, gefüllt mit seinem Blut, im falschen Kühlschran­k auf. Auch wenn sich Ullrich bis heute um ein Schuldeing­eständnis drückt, wurde ein Großteil seiner Erfolge rückwirken­d annulliert.

Während Letztgenan­nter aber auf Mallorca weitgehend unbehellig­t von den finanziell­en Früchten seiner Lügen leben kann, musste Armstrong lange um seine Beute bangen. In diversen Schadeners­atzprozess­en zahlte er bereits rund 20 Millionen Dollar. In den Ruin trieb ihn das nicht, sein Vermögen wird auf einen dreistelli­gen Millionenb­etrag geschätzt. Im Streit mit dem US-Justizmini­sterium ging es zuletzt allerdings um 100 Millionen Dollar Schadeners­atz. Das hätte Armstrong finanziell zurück auf null gesetzt. All das erschwinde­lte Geld – weg.

Glückliche­rweise fand Armstrong einen Weg, den Prozess abzuwenden. Fünf Millionen kostet ihn der Deal mit dem Justizmini­sterium. Wie der Ablasshand­el aussieht, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass der für 7. Mai anberaumte Prozessauf­takt ausfällt und damit auch das letzte Verfahren, das gegen Armstrong anhängig war.

Es bleibt die Erkenntnis, dass sich Betrug lohnt. Zweifellos wäre Armstrong auch ohne Doping ein Weltklasse-Radprofi gewesen. Aber ob er siebenmal das spektakulä­rste Rennen der Welt gewonnen hätte, darf bezweifelt werden. Genau das machte ihn aber zum Multimilli­onär. Seine Titel und Erfolge sind weg. Sein Ruf ist ruiniert. Seine Millionen bleiben ihm. Es gehört zu den Bitterkeit­en dieser Geschichte, dass dem so ist.

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Foto: afp Seine sieben Tour de France Siege wur den Lance Armstrong aberkannt.
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