Guenzburger Zeitung

Auf den Spuren Steffi Grafs

Eine so gute Ausgangspo­sition hatte das deutsche Team seit über 20 Jahren nicht mehr. Trotzdem sind Julia Görges und Angelique Kerber gegen Tschechien nicht in der Favoritenr­olle

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Stuttgart Als Angelique Kerber und Julia Görges lächelnd aus dem Paternoste­raufzug stiegen, waren sie sich der außergewöh­nlichen Bedeutung und Chance bewusst. Das stärkste deutsche Tennis-Duo seit Steffi Graf und Anke Huber soll die Fed-Cup-Auswahl im ersten Halbfinal-Heimspiel seit 1994 ins Endspiel führen und mit einem Sieg gegen Tschechien die Titelchanc­e wahren. „Wann gab es das zum letzten Mal – vor über 20 Jahren. Es wird schwierig. Wenn wir das geschafft haben, gehen unsere Gedanken ans Finale. Natürlich glauben wir an uns“, sagte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber nach der Auslosung im Großen Sitzungssa­al im dritten Stock des Stuttgarte­r Rathauses.

Im erwartbar hochklassi­gen Duell mit dem Seriensieg­er der vergangene­n Jahre ist die momentane deut- sche Nummer eins Görges am Samstag (12 Uhr/DAZN) zunächst gegen die zweimalige Wimbledons­iegerin Petra Kvitova gefordert. Anschließe­nd lastet der Druck auf der noch immer „gefühlten Nummer eins“Kerber (Frauen-Chefin Barbara Rittner) gegen ihre US-Open-Finalgegne­rin von 2016, Karolina Pliskova. Die beiden Stars des Teams sollen es richten, nachdem sie beim Erstrunden-Coup in Weißrussla­nd ausgesetzt hatten und sie ihre Chance einem deutschen Außenseite­rteam verdanken.

„Es sind beide aus meiner Sicht in hervorrage­nder Verfassung. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir das sehr gut hinkriegen“, sagte Teamchef Jens Gerlach vor dem ersten Heimspiel unter seiner Verantwort­ung. „Ich gehe mit einem guten Bauchgefüh­l in das Wochenende.“Am Sonntag (11 Uhr/DAZN) kommt es auf dem Sand der so gut wie ausverkauf­ten 4500 Zuschauer fassenden Stuttgarte­r Arena zum Duell von Görges und Pliskova. Anschließe­nd spielt Kerber gegen Kvitova. Für das Doppel hat Gerlach Spezialist­in Anna-Lena Grönefeld und Tatjana Maria nominiert, er kann seine Aufstellun­g aber kurzfristi­g ändern. „Die Tagesform wird entscheide­n. Ich hoffe, dass die ein, zwei Prozent mit dem Publikum im Rücken an uns gehen“, sagte Kerber.

Am Morgen vor der Auslosung absolviert­en die deutschen Protagonis­tinnen eine letzte Trainingse­inheit. Seit Jahren sind Kerber und Görges die verlässlic­hen Größen ihrer Generation, ihre langjährig­en Weggefährt­innen Sabine Lisicki und Andrea Petkovic sind in den Tiefen der Weltrangli­ste abgetaucht. Im Fed Cup treibt Kerber und Görges die Sehnsucht nach dem ersten deutschen Titel seit 1992 mit Graf und Huber an. Natürlich wissen sie, dass sie auch im Endspiel am 10. und 11. November gegen die USA oder Frankreich Heimrecht hätten und der Vorteil erneut bei ihnen läge.

Als Görges Anfang Februar als Zehnte erstmals in die Top Ten der Weltrangli­ste vorstieß, war auch das ein spezieller Moment fürs deutsche Damen-Tennis. Erstmals seit September 1997 mit Graf und Huber standen zwei deutsche Spielerinn­en unter den besten Zehn. Doch dieses Ranking verdeutlic­ht jetzt, wie schwer die Aufgabe wird: Die aktuelle Nummer elf (Görges) und zwölf (Kerber) der WTA kämpfen gegen die Nummer sechs (Pliskova) und zehn (Kvitova). Tschechien prägt seit 2011 mit fünf Titeln den wichtigste­n Nationen-Wettbewerb und gewann zwischen 2014 und 2016 dreimal in Serie.

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Foto: Imago Julia Görges (links) und Angelique Kerber führen seit Jahren das deutsche Fed Cup Team an. So gut wie heuer standen die Chancen allerdings selten, dass es für den ganz gro ßen Wurf reicht. An die Tschechinn­en haben die Deutschen allerdings keine guten...

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