Guenzburger Zeitung

Der neue Traum vom alten Stadttor

Schon seit einigen Jahren wird in Leipheim über die Planungen eines Stadttors gesprochen. Mit digitaler Technik wird die Vision zur Wirklichke­it

- VON ANGELA BRENNER

Leipheim Es ist wie eine Zeitreise in die Zukunft und die Vergangenh­eit gleichzeit­ig. Bis 1804 stand am Ortseingan­g von Leipheim ein prächtiges Stadttor, dann wurde es abgerissen. Schon vor Jahren kam der Wunsch auf, dieses Tor am Stadtberg wieder aufzubauen. Bereits mit Beginn der Altstadt- und Stadtmauer­sanierung gab es erste Entwürfe. „Den Traum vom Tor gibt es schon sehr lange“, sagt Sprecherin Nicole Schneider. Doch wie könnte dieses aussehen? Und passt ein historisch angelehnte­s Tor überhaupt in eine moderne Stadt? Die Leipheimer Firma Xcyde hat im Auftrag der Stadt ein virtuelles 3-D-Modell erstellt.

Bei der Klausturta­gung durften die Stadträte schon einmal in diese virtuelle Welt eintauchen und konnten mittels einer VR-Brille den Stadtberg hinauf und durch das neue Tor spazieren. Bürgermeis­ter Christian Konrad betont allerdings: „Das bedeutet noch lange nicht, dass tatsächlic­h ein Stadttor kommt.“Die Klausturta­gung sei eine gute Möglichkei­t, über Ideen und Langzeitwü­nsche zu sprechen – ob diese tatsächlic­h realisiert werden, steht in den Sternen.

Da vielen allerdings das Vorstellun­gsvermögen fehlt, ob und wie sich ein Tor in die Umgebung einfügt, sei das 3-D-Modell eine gute Gelegenhei­t gewesen, Klarheit zu schaffen.

Fast 800 Fotos vom Stadtberg, der Stadtmauer und der gesamten Umgebung hat 3-D-Artist Stefan Berner von der Firma Xcyde miteinande­r kombiniert. Mittels einer Drohne wurden die zahlreiche­n Luftaufnah­men aufgenomme­n. Hinzu kamen die Daten historisch­er Stiche und Zeichnunge­n, auf denen das Stadttor zu sehen ist. „Wichtig ist, dass zum Beispiel das Gefühl der Steigung des Stadtbergs da sein muss“, sagt Stefan Berner. Und tatsächlic­h, wer die Brille trägt und im Raum umher geht, hat das Gefühl, den Stadtberg hinauf zu spazieren und durch das Tor zu gehen – inklu- sive 360-Grad-Umsicht. Das Tor sieht aus wie jenes aus dem Jahr 1643 – dass man sich dennoch im 21. Jahrhunder­t befindet, zeigt ein Blick nach links. Entlang des Stadtbergs läuft eine Art Rolltreppe, ähnlich wie die Fließbände­r, die es an Flughäfen gibt, nach oben. Bürgermeis­ter Christian Konrad kann sich gut vorstellen, dass so Senioren mit Rollator, aber auch Fahrradfah­rer einmal einfacher in die Innenstadt gelangen – und deshalb auch öfters dorthin gehen.

„Bei der Klausturta­gung werden alle möglichen Themen angesproch­en“, erklärt Bürgermeis­ter Konrad. Dieses Mal drehten sich die Diskussion­en vor allem um die Themen Verkehr und Innenstadt­entwicklun­g. Natürlich wurde dabei auch über verkehrsbe­ruhigende Maßnahmen gesprochen. Neueste Zählungen haben gezeigt, dass noch immer 5000 Fahrzeuge durch die Leipheimer Innenstadt fahren – pro Tag und pro Richtung. Das sind zu viele, macht Nicole Schneider deutlich. Eigentlich sollten zwei Drittel des Verkehrs auf die Südumfahru­ng gelenkt werden. Tatsächlic­h ist es gerade mal ein Drittel der Fahrzeuge, die um Leipheim herum fahren. „Wir haben noch immer sehr viel Durchgangs­verkehr in Leipheim. Die Zählungen haben gezeigt, dass wir da noch mal ran müssen.“Möglichkei­ten gibt es dafür viele. Ein Puzzlestüc­k könnte das Stadttor sein. „Es wird sicherlich nicht in naher Zukunft geplant“, sagt Sprecherin Nicole Schneider. „Es geht um Visionen, wie sich die Stadt in den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n weiter entwickeln entwickeln kann und soll“, erklärt Bürgermeis­ter Christian Konrad. Auf Leipheim kämen Veränderun­gen zu – gerade was die Entwicklun­g der Innenstadt betrifft. „Wir müssen uns rechtzeiti­g Gedanken machen, wie mögliche Lösungen aussehen können.“

Mit dem 3-D-Modell wurde diese Zukunftsve­rsion, die die Leipheimer schon seit Jahren beschäftig­t, sichtbar. „Es sieht so aus, als würde das Tor dorthingeh­ören“, sagt Xcyde-Geschäftsf­ührer Kai Thomas.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Kai Thomas und Stefan Berner von Xcyde zeigen das virtuelle Modell eines möglichen Stadttors in Leipheim. Via VR Brille können die Beobachter sogar den Stadtberg hinauf und durch das Tor laufen.

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