Guenzburger Zeitung

Was unter der Oberfläche schlummert

- VON REBEKKA JAKOB rebekka.jakob@guenzburge­r zeitung.de

Die Zwerge haben zu gierig und zu tief geschürft. Du weißt, was sie aufgeweckt haben in der Dunkelheit von Kazad-dûm: Schatten und Flammen.“Ganz so düster wie Saruman in Tolkiens „Herr der Ringe“muss man es wohl nicht sehen – schwäbisch­er Boden hat zum Glück wenig gemein mit den Minen von Moria. Statt Schatten und Flammen kommt aber gerade eine ganze Menge anderes Material heraus, sobald in der Region gegraben wird. Ob es nun Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg sind, die – wie zuletzt in Leipheim und Neu-Ulm – zum Vorschein kommen, oder Material der ehemaligen Munitionsf­abrik, das immer noch bei an der B16 rund um Kötz vermutet wird und Sprengstof­fexperten bei jeder Straßenbau­aktion notwendig macht. Wie oft wohl noch große Evakuierun­gen stattfinde­n müssen, bis tatsächlic­h alle Bombenrest­e gefunden sind?

Und es schlummert noch mehr brisantes, wenn auch weniger explosives Material im Boden des Landkreise­s: Nicht nur in Leipheim, wo überrasche­nde Funde bei einem Bauvorhabe­n unlängst belegt haben, dass die Stadt Tausende Jahre älter ist als angenommen. Gerade haben auch die Arbeiten an einem neuen Baugebiet in Günzburg neue, bemerkensw­erte Funde ans Licht gebracht: neben einem Erdkeller aus der Renaissanc­e jede Menge Keramiksch­erben, Schreibger­ät und eine EdelsteinS­pange aus der römischen Zeit – und auch einen rätselhaft­en Toten. Zusammen mit den Funden aus dem am besten erforschte­n römischen Gräberfeld nördlich der Alpen an der Ulmer Straße ergibt das ein Bild, das Historiker­herzen höherschla­gen lässt. Denn auch hier dürfte klar sein: Noch lange ist nicht alles geborgen, was sich im Boden verbirgt.

Die Funde werfen eine wichtige Frage auf: Wohin damit? Bei den Bomben ist die Sache einfach, das Material wird entschärft und entsorgt. Die historisch­en Funde verlangen allerdings nachhaltig­ere Lösungen. Im Günzburger Heimatmuse­um durften gerade Münzen aus dem Depot in die „Kaisergale­rie“wandern. Andere Günzburger Römerfunde werden in Thierhaupt­en restaurier­t, der Rest inventaris­iert und katalogisi­ert. Doch zum Verstecken sind die Stücke, die nach so langer Zeit aus dem Boden geholt wurden, viel zu schade. Sie wollen gesehen werden. Mit jedem Fund, der aus dem Boden geholt wird, steigert sich der Bedarf, Günzburgs Museum endlich zu erneuern, um die Bodenschät­ze bei Licht erstrahlen zu lassen. Dafür heißt es aber auch graben: nicht nach Schatten und Flammen, sondern nach reich gefüllten Fördertöpf­en. Und dabei kann man gar nicht tief genug schürfen.

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