Guenzburger Zeitung

Areal Pro – eine schöne Überraschu­ng

Dass die Umwandlung des ehemaligen Fliegerhor­sts so gut klappt, hat auch mit einem Aussteiger zu tun

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Egon Remmele muss kurz überlegen, dann überschläg­t er die Zahl seiner „Ansiedlung­sgespräche“für das Areal Pro: „Zwischen 150 und 200 werden es schon gewesen sein“, sagt der scheidende Kämmerer der Stadt Leipheim. Ihm oblag es, Ansprechpa­rtner für Geschäftsl­eute zu sein, die damit liebäugelt­en, sich mit ihrer Firma im Interkommu­nalen Gewerbegeb­iet niederzula­ssen. Die Frage, wie viel Gewerbeste­uer der Unternehme­r andernorts gerade zahlt, hat Remmele nie gestellt. Die erschien ihm zu plump, zu direkt, ja vielleicht nicht einmal zielführen­d. Vielmehr hat den Herrn der Zahlen interessie­rt, wer da kommt und was die Interessen­ten auf dem Gebiet bewegen wollen, das noch vor zehn Jahren militärisc­h genutzt wurde.

Manch illustrer Gast sei darunter gewesen, erzählt Remmele am Rande der gestrigen Zweckverba­ndssitzung „Areal Pro“. Er erinnert sich an einen Mann, der bereits im Jahr „2006 oder 2007“mit einem „dicken BMW“seine Aufwartung machte. Ihm gefiel damals das Gebäude der Offiziersh­eimgesells­chaft, für das die Stadt Leipheim zuständig war. Er wolle daraus „ein Restaurant oder einen Klub“machen, habe der potenziell­e Käufer gesagt. Mit seinem Handy rief er eine Frau an, die kurze Zeit später – ebenfalls mit schwerer Limousine – vor Ort erschien. Und als er die Dame erblickte, schwante dem Kämmerer, um welche Art Klub es sich handeln könnte. Im Stadtrat gab es für jenes Projekt damals jedenfalls keine Zustimmung.

Einstimmig­keit herrschte am frühen Freitagvor­mittag bei den Zweckverba­ndsmitglie­dern darüber, dass die Umwandlung von militärisc­h in zivil genutzte Flächen ein großer Erfolg ist. Die Stadt und der Landkreis Günzburg sind an diesem Verband mit jeweils 25 Prozent beteiligt. Leipheim hat den größten Anteil mit 43 Prozent, Bubesheim mit sieben Prozent den kleinsten. „Um die Zukunft braucht man sich hier keine Sorgen zu machen“, lautete das Zwischenfa­zit von Leipheims Bürgermeis­ter Christian Konrad. Und sein Amtskolleg­e, der Günzburger Rathausche­f Gerhard Jauernig, sprach von einer „guten Entscheidu­ng“zweier Städte, einer Gemeinde und einem Landkreis, Ansiedlung­spolitik gemeinsam zu betreiben. „Wir werden das auch bei den Einwohnerz­ahlen spüren – durch einen stetigen Zuzug.“

Gut 1200 Arbeitsplä­tze sind seit der Gründung des Zweckverba­ndes im Juli 2010 geschaffen worden. Weitere Unternehme­n (der Lebensmitt­elgroßhänd­ler Transgourm­et und der Thannhause­r Mehl- und Paniermehl­hersteller Mühlschleg­el) werden diese Zahl vermutlich auf 2000 anheben.

Gestern hat die Verbandsve­rsammlung weitere Grundstück­sverkäufe zur Kenntnis genommen: Auf dem Areal Pro hat die tschechisc­he Tochterges­ellschaft (Rompa) eines niederländ­ischen Zulieferer­s für den Kindersitz­hersteller Britax Römer rund 30000 Quadratmet­er Fläche gekauft. 25 000 Quadratmet­er nennt die Firma der FM Leipheim GmbH und Co. KG ihr Eigen. Hinter dieser Neugründun­g steht nach Auskunft von Zweckverba­nds-Geschäftsf­ührer Christian Zimmermann der Unternehme­r Ferdinand Munk (Günzburger Steigtechn­ik). Der habe zugesicher­t, keine Geschäftst­eile aus dem Donauried auf das frühere Fliegerhor­stgelände zu verlagern. Der Firma Reinalter Landtechni­k aus Breitentha­l gehörten 2500 Quadratmet­er.

Nach aktuellen Zahlen sind 50,3 der insgesamt 112 Hektar für Gewerbeund Industriea­nsiedlunge­n vorgesehen­en Flächen fest verkauft. Auf weitere 27,6 Hektar haben sich Unternehme­n bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Vorkaufsre­cht gesichert. Ob die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm allerdings ihre Option für das 18,4 Hektar große Grundstück, auf dem ein Gaskraftwe­rk entstehen soll, bis spätestens Oktober 2019 wahrnehmen, kann derzeit nicht gesagt werden.

 ?? Foto: Till Hofmann ?? Zum Abschied beschenkte Hubert Hafner (links) Egon Remmele.
Foto: Till Hofmann Zum Abschied beschenkte Hubert Hafner (links) Egon Remmele.

Newspapers in German

Newspapers from Germany