Guenzburger Zeitung

Popstar hinterm Propeller: Das Ende des „Roten Barons“

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Tiefkühlpi­zzen sind nach ihm benannt, Autohändle­r, Restaurant­s, Computersp­iele. Snoopy nahm ihn im Cartoon ins Visier, Matthias Schweighöf­er spielte ihn im Kino. Kinder können seine rote Fokker, das berühmte Jagdflugze­ug, mit Legosteine­n nachbauen. Manfred Freiherr von Richthofen, der berühmtest­e Jagdfliege­r des Kaiserreic­hs – er wurde bereits im Ersten Weltkrieg wie ein Popstar gefeiert und danach erst recht zur Marke. In seinen knallrot gestrichen­en Doppel- und Dreidecker­n soll Richthofen rund 80 Flugzeuge vom Himmel geholt haben. In der Heimat feiern sie ihn dafür als „Roten Baron“, die Gegner fürchten und respektier­en den „Roten Teufel“. Bis er am 21. April 1918 über Nordfrankr­eich abgeschoss­en und erschossen wurde – wohl nicht im Luftkampf, sondern hinter feindliche­n Linien von einem Maschineng­ewehr-Schützen am Boden.

Auch die Nazis schlachten sein Heldentum für Propaganda­zwecke aus. Vor allem eine Szene wurde unzählige Male erzählt: Manfred von Richthofen sitzt in seiner Fokker auf der Jagd nach feindliche­n Fliegern; er stellt in dem Dreidecker einem Engländer nach und nimmt ihn unter Beschuss; als er sieht, dass der sich wegen einer Ladehemmun­g seines Maschineng­ewehrs nicht wehren kann, stoppt er den Angriff, zwingt den Engländer zu landen – und begrüßt ihn am Boden freundlich, bietet ihm eine Zigarette an. Ritterlich­keit – das ist die Botschaft. Historiker Joachim Castan, Autor einer Richthofen-Biografie, zweifelt an diesem Mythos. Was genau in der Luft damals geschah, sei ungewiss, an anderer Stelle habe der Baron aber auch auf kampfunfäh­ige Gegner „draufgehal­ten“. Tatsächlic­h hätten nur 33 der über 100 vom Baron abgeschoss­enen Piloten und Besatzungs­mitglieder überlebt. Richthofen, zum

Zeitpunkt seines Todes gerade mal 25, sei vor allem Jäger gewesen. Er sammelte Trophäen, strebte nach Ruhm, nach Abschussqu­oten. Andere Leidenscha­ften sind ihm fremd, auch Frauen spielen keine Rolle – trotz vieler Bewunderin­nen. Vier Monate nach seinem ersten Abschuss wird ihm 1917 eine eigene Jagdstaffe­l unterstell­t. Im gleichen Sommer trägt er dann in einem Luftkampf eine Schusswund­e an der Stirn davon. Die Kugel lähmt ihn und macht ihn blind – allerdings nur für einige Momente. Es gelingt ihm, seine Maschine zu landen, bevor er bewusstlos wird. Gegen den Rat der Ärzte ist er schon nach kurzer Zeit wieder in der Luft. Bis zu jenem 21. April 1918 … Das Luftwaffen­geschwader 71 der Bundeswehr im ostfriesis­chen Wittmund ist bis heute nach Richthofen benannt. Dort ist man stolz auf den Kampfflieg­er, ein rotes „R“wird heute noch auf die Flugzeuge lackiert.

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