Guenzburger Zeitung

Die Natur macht die giftigsten Gifte

Tiere können mit Toxinen ihre Beute jagen oder sich vor Feinden schützen. Bisher hat es kein Mensch geschafft, einen genauso gefährlich­en Stoff zu entwickeln

- VON CHRISTIAN GALL

Team Bruni kennt diesen Witz:

Zwei Papageien haben ihren Kä fig genau vor der Kuckucks uhr. Sagt der eine zum anderen: „Ganz nett, aber sein Wortschatz – eine Katastroph­e.“ Bei einer Schlange geht das blitzschne­ll: sie zuckt nach vorne und stößt ihre Zähne in ein Beutetier. Wenige Minuten oder nur Sekunden später ist es tot – vergiftet von der Schlange. Viele Tiere können starke Gifte produziere­n, die ihnen beim Überleben helfen. Das sind die stärksten Gifte:

● Botox Hinter dem Namen Botulinumt­oxin, oder auch Botox, verbirgt sich das stärkste Gift auf der ganzen Welt. Gemacht wird es von einem Bakterium. In der Natur entsteht das Toxin relativ selten – nämlich nur in verrottend­em Fleisch, wenn es nicht mit Sauerstoff in Berührung kommt. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein totes Tier lange Zeit in einem See treibt. Verwendet wird Botox in der Medizin. Bekannt ist es dadurch, dass es als Mittel gegen Falten eingesetzt wird. Bei Botox reicht schon eine winzige Menge, um tödlich zu sein. Forscher testen so etwas an Labormäuse­n. Mit einem Milligramm Botox, das ist etwa so viel wie ein Salzkorn wiegt, könnte man 200 Millionen Mäuse töten.

● Pfeilgiftf­rosch Kleine bunte Frösche, die vor allem in Südamerika leben, produziere­n das Gift Batrachoto­xin. Das Gift befindet sich auf der Haut des Frosches – dadurch kann er von anderen Tieren nicht gefressen werden. Mit seiner knalligen Farbe warnt er andere Tiere davor, ihn anzurühren. Allerdings ist der Frosch nur giftig, wenn er bestimmte Nahrung isst. Wird er in einem Terrarium aufgezogen und bekommt kein spezielles Futter, ist er nicht giftig. Im Normalfall reicht aber ein Milligramm seines Gifts, um 25000 Mäuse zu töten.

● Kugelfisch Eigentlich sieht der Kugelfisch nicht besonders aus – bis er von einem anderen Tier bedroht wird. Dann nämlich pumpt er sich mit Wasser auf und schwillt zu einem großen Ball an – so jagt er anderen Tieren tödlich zu sein. Aber sogar ganz normales Wasser kann giftig sein. Wenn ein Mensch eine riesi ge Menge davon trinkt, kommt das Gleichgewi­cht in seinem Kör per durcheinan­der, weil das Wasser andere wichtige Stoffe wie etwa Salze verdrängt. (cgal) Angst ein und ist auch nicht mehr so leicht zu fressen. Gleichzeit­ig bildet der Kugelfisch ein starkes Gift, von dem nur ein Milligramm für 5000 Mäuse tödlich wären. Einige Menschen wagen es trotzdem, einen Kugelfisch zu essen. Das geht, wenn der Fisch ganz sorgfältig von einem erfahrenen Koch zubereitet wird. Der schneidet die giftigen Teile weg.

● Skorpione Die kleinen achtbeinig­en Tierchen haben einen auffallend­en Giftstache­l an ihrem Schwanz, mit dem sie ihre Beute jagen. Oft sind das kleine Nagetiere, manchmal auch Insekten, Spinnen oder sogar Schlangen. Manche jagen mit ihrem Stachel nach ihrer Beute, andere verlassen sich auf ihre kräftigen Zangen. Diejenigen, die mit dem Stachel jagen, haben ein starkes Gift. Ein Milligramm könnte rund 4000 Mäuse töten.

● Spinnen Auf der ganzen Welt gibt es ungefähr 100 000 verschiede­ne Spinnenart­en. Die meisten davon sind für den Menschen absolut ungefährli­ch – ein Biss von ihnen tut höchstens ein kleines bisschen weh. Einige Spinnen entwickeln aber derart starke Gifte, dass sie sogar für den Menschen tödlich sein können. Ein Beispiel dafür ist die Sydney-Trichterne­tzspinne, die in Australien lebt. Mehrere Menschen sind schon an ihrem Gift gestorben. Ein Milligramm des Gifts wäre stark genug, um 1000 Mäuse zu vergiften

● Schlangen Mit spitzen Zähnen verabreich­en Schlangen ihrer Beute ein Gift. Das lähmt und tötet ihre Opfer in kurzer Zeit. Allerdings hat das Toxin noch einen anderen Effekt: Es zersetzt das gebissene Tier. Dadurch können Schlangen ihre Beute leichter verdauen. Und das ist wichtig, denn Schlagen verschling­en ihre Beute am Stück, ohne sie zu zerkleiner­n oder zu kauen. Der Biss einer Kobra ist darum sehr gefährlich. Das Gift ist so stark, dass ein Milligramm mehr als 650 Mäuse töten könnte.

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Der Pfeilgiftf­rosch ist trotz seiner klei nen Größe sehr gefährlich.
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Trichterne­tzspinnen kommen häufig vor. Tödlich ist nur eine Art aus Australien.
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Fotos/Zeichnung: dpa/Dietrich Mebs Von so einem Bakterium wird Botox er zeugt.
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Hier bläht sich ein Perlhuhn Kugelfisch zu voller Größe auf.
 ??  ?? Kobras stechen ihre spitzen Giftzähne in ihre Beute.
Kobras stechen ihre spitzen Giftzähne in ihre Beute.
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Der Skorpion „Androctonu­s australis“heißt übersetzt „südlicher Mann Töter“.
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Foto: dpa Auch im Capitoland hat die Spargelzei­t begonnen.
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