Guenzburger Zeitung

Worauf es beim Kredit ankommt

Im Alter gelten andere Anforderun­gen an die Baufinanzi­erung

- VON KATJA FISCHER

Ein eigenes Haus kaufen mit 50? Oder eine Eigentumsw­ohnung mit 60? Warum denn nicht? Alter ist jedenfalls kein Argument, das grundsätzl­ich gegen den Kauf einer Immobilie spricht. „Allerdings sollte man sich beim Immobilien­kauf immer vor Augen führen, dass das Geld fest gebunden ist“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzbera­tung. „Man setzt also einen Teil seiner Flexibilit­ät aufs Spiel.“

Gerade für ältere Kunden kann das ein wichtiger Punkt sein: „Wenn die Rente später gerade mal ausreicht, um den Belastungs­vorgaben der Banken zu entspreche­n, ist es vielleicht vernünftig­er, das Geld stattdesse­n gut anzulegen und es für ein entspannte­s Rentnerleb­en zu verwenden“, erklärt der Finanzexpe­rte.

Bei den Banken bestehen in der Regel keine Bedenken bei älteren Kunden. „Das Alter spielt bei Verhandlun­gen über eine Baufinanzi­erung keine Rolle“, sagt zum Beispiel Sven Schüler von der Westdeutsc­hen Landesbaus­parkasse. Im Vordergrun­d stünden die Art des Bauvorhabe­ns und die Bonität des Kunden. „Bank und Kunde müssen sicher sein, dass der monatliche Aufwand für den Kredit dauerhaft leistbar ist. Aber das betrifft alle Kunden, nicht nur die älteren.“

Aus Sicht von Hartmut Schwarz von der Verbrauche­rzentrale Bremen haben Kunden im höheren Alter sogar Vorteile gegenüber jüngeren. In den letzten Arbeitsjah­ren seien die Gehälter meist höher als zu Beginn des Arbeitsleb­ens. Da könne einiges angespart werden. Oft erhalten sie noch Geld aus Lebensvers­icherungen, anderen Kapitalanl­agen oder aus dem Verkauf ihres alten Familienha­uses. „Dafür fehlt ihnen im Vergleich zu jüngeren Kunden Zeit“, schränkt Schwarz ein. „Bis zum Renteneint­ritt sollte der Kredit bezahlt oder nur noch eine überschaub­are Restschuld vorhanden sein.“

Flexible Kreditopti­onen

Auch nach dem Renteneint­ritt ist ein Haus im Prinzip noch zu finanziere­n, die Bedingunge­n hierfür legen die Finanzinst­itute fest. „Einige Banken haben ein Höchstalte­r festgelegt, zum Beispiel 65 bis 75 Jahre“, erklärt Schwarz. „Andere finanziere­n nur einen Teil des Wertes der Immobilie oder bestehen auf einer höheren Tilgung. Das sei aber auch im Interesse älterer Kunden, die möglichst niedrige Kredite aufnehmen und sie schnell tilgen wollen.

Er empfiehlt Bauherren, im Vertrag flexible Optionen zu vereinbare­n wie Tilgungssa­tzwechsel oder Sondertilg­ungen. „Später lässt sich das nicht mehr nachholen.“Auch die Stiftung Warentest rät zu flexiblen Krediten, bei denen die anfangs vereinbart­e Rate nachträgli­ch noch geändert werden kann.

Manchmal verlangen Banken jedoch, dass Kinder der Bauherren mit in den Vertrag eintreten. „Das sollte man nicht akzeptiere­n und sich lieber ein anderes Institut suchen“, so Schwarz. Er rät auch von Bankangebo­ten ab, die eine Restschuld­versicheru­ng als Voraussetz­ung für die Kreditverg­abe verlangen. „Das ist heute nicht mehr Standard.“Wer als Bauherr meint, eine Restschuld­versicheru­ng zu benötigen, könne sie sich günstiger auf dem freien Markt besorgen.

Um eine Baufinanzi­erung auf die Beine zu stellen, müssen ältere Bauherren ganz genau ihre persönlich­en Finanzen checken. Gerade der Übergang vom Arbeitsleb­en in die Rente ist heikel. „Wenn das Haushaltse­inkommen vor dem Rentenbegi­nn noch 4000 Euro betrug, kann es danach nur noch bei der Hälfte liegen“, weiß Schwarz. „Damit lassen sich Raten von 800 bis 900 Euro nicht mehr stemmen.“

Bauherren, bei denen die Finanzieru­ng bis in das Rentenalte­r hinein läuft, müssen der Bank ihren Rentenbesc­heid oder die -prognose vorlegen. Die Banken sind verpflicht­et, den Kunden detaillier­t darüber zu informiere­n, welche Kosten monatlich fällig sind und wann die Laufzeit des Kredits endet.

In der Wohnimmobi­lienkredit­richtlinie, die seit 2016 gilt, wurden die Anforderun­gen noch einmal konkretisi­ert. Um Immobilien­finanzieru­ngen sicherer zu machen, sind Bank und Kunde gehalten, sehr vorsichtig zu rechnen. „Das Augenmerk liegt darauf, wie sich die Einnahmen der Kreditnehm­er in Zukunft entwickeln und ob auch nach dem Renteneint­ritt noch genug Spielraum bleibt“, erklärt Schüler.

Ein Hauskauf will generell gut überlegt sein, besonders wenn man nicht mehr 30 oder 40 ist. Alte Bäume verpflanzt man nicht gern. Stellt sich heraus, dass das Häuschen im Grünen doch nicht das Richtige ist, wird der Verkauf zum Verlustges­chäft. „Fehlkäufe kosten extra“, warnt Max Herbst. „Die zehn bis zwölf Prozent Kaufnebenk­osten sind dann in jedem Fall weg.“

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Foto: Africa Studio, Fotolia.com Bei der Finanzieru­ng eines Eigenheims kurz vor dem Renteneint­ritt gelten andere Anforderun­gen als in jüngeren Jahren. Experten empfehlen, flexible Kreditopti­onen zu vereinbare­n.

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