Wo drückt Familien der Schuh?
Eltern haben dem Landkreis auch Verbesserungsvorschläge gemacht
Landkreis Das rundum unbeschwerte Familienidyll ist ein schöner, aber letztlich nur frommer Wunsch. Denn Familien haben im Alltag viele Aufgaben und Probleme zu bewältigen. Die Kinder haben Schwierigkeiten in der Schule, ein naher Angehöriger erkrankt oder stirbt oder die Eltern trennen sich. Rat und Hilfe gibt es in solchen und anderen Fällen im Landkreis Günzburg zuhauf. Aber sind sie überhaupt bekannt? Wer hilft im konkreten Fall? Wo drückt Familien denn am häufigsten der Schuh? Auskunft darüber gibt eine umfangreiche Elternbefragung, deren Ergebnisse jetzt bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses vorgestellt wurden. Daneben wurden auch Verbesserungsvorschläge unterbreitet.
Der Landkreis hat seit 2015 ein Familienbildungskonzept. Um es aktualisieren und die Angebote für Jung und Alt verbessern zu können, haben Fachstellen des Landratsamtes zusammen mit Experten eine groß angelegte Elternbefragung durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet wurde die Befragung von Mitarbeitern des Lehrstuhls für Humangeografie der Universität Augsburg. Über alle möglichen Kanäle wurde versucht, Eltern für eine Teilnahme zu gewinnen. 2377 haben die Fragebögen ausgefüllt, das entspricht einer Rücklaufquote von knapp 18 Prozent. Das sei mit der höchste Wert bei einer solchen Befragung in Bayern, erklärte Manfred Agnethler von der Uni Augsburg. Entsprechend aussagekräftig seien die Ergebnisse.
Wo suchen Eltern und Familien vor allem Rat und Hilfe? Die Antwort: bei den Themen Pubertät, Schule, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gesundheitliche Probleme, Pflege von Angehörigen, Scheidung, Kinderbetreuung am späten Nachmittag und Freizeitgestaltung. Auch einige andere Daten sind bei der Befragung erhoben worden. Danach müssen 34 Prozent der Eltern im Landkreis den Alltag mit einem eher niedrigen Einkommen bestreiten, 44 Prozent verfügen über mittlere Einkünfte. 59 Prozent haben einen Hauptschul- oder Realschulabschluss. Manfred Agnethler: „Das ist nicht schlecht.“
Und immerhin 75 Prozent gaben an, die vielfältigen Angebote des Familienbildungskonzepts schon einmal wahrgenommen zu haben. Trotzdem bestehe weiterer Handlungsbedarf, erklärten im Ausschuss die beiden mit der Befragung befassten Fachkräfte des Landratsamtes, Maria Reiter (Jugendhilfeplanung) und Martina Brandl-Müller (Koordination für Familienstützpunkte). Die zahlreichen Fachstellen des Landratsamtes und die übrigen Beratungsstellen müssten noch besser vernetzt werden, um Betroffenen den richtigen Weg weisen zu können. Das Informationsmaterial müsse optimiert werden – weg von der Fachsprache und hin zu einer „bürgernahen Sprache“. Ein wichtiges Thema seien ferner die Chancen und Risiken der verschiedenen Medien, die in einer Familie genutzt werden, sowie der permanente Austausch der Beratungsstellen untereinander. Um bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr voranzukommen, werde eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und deren Verbänden – etwa der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer – angestrebt, erklärten Maria Reiter und Martina Brandl-Müller.
Wenn, wie der Jugendhilfeausschuss, auch der Kreistag zustimmt, wird das aktualisierte Familienbildungskonzept des Landkreises an das bayerische Arbeits- und Sozialministerium verschickt, um Fördergelder zu erhalten.
Interessante Daten sind erhoben worden