Guenzburger Zeitung

Wo drückt Familien der Schuh?

Eltern haben dem Landkreis auch Verbesseru­ngsvorschl­äge gemacht

- VON WALTER KAISER

Landkreis Das rundum unbeschwer­te Familienid­yll ist ein schöner, aber letztlich nur frommer Wunsch. Denn Familien haben im Alltag viele Aufgaben und Probleme zu bewältigen. Die Kinder haben Schwierigk­eiten in der Schule, ein naher Angehörige­r erkrankt oder stirbt oder die Eltern trennen sich. Rat und Hilfe gibt es in solchen und anderen Fällen im Landkreis Günzburg zuhauf. Aber sind sie überhaupt bekannt? Wer hilft im konkreten Fall? Wo drückt Familien denn am häufigsten der Schuh? Auskunft darüber gibt eine umfangreic­he Elternbefr­agung, deren Ergebnisse jetzt bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es vorgestell­t wurden. Daneben wurden auch Verbesseru­ngsvorschl­äge unterbreit­et.

Der Landkreis hat seit 2015 ein Familienbi­ldungskonz­ept. Um es aktualisie­ren und die Angebote für Jung und Alt verbessern zu können, haben Fachstelle­n des Landratsam­tes zusammen mit Experten eine groß angelegte Elternbefr­agung durchgefüh­rt. Wissenscha­ftlich begleitet wurde die Befragung von Mitarbeite­rn des Lehrstuhls für Humangeogr­afie der Universitä­t Augsburg. Über alle möglichen Kanäle wurde versucht, Eltern für eine Teilnahme zu gewinnen. 2377 haben die Fragebögen ausgefüllt, das entspricht einer Rücklaufqu­ote von knapp 18 Prozent. Das sei mit der höchste Wert bei einer solchen Befragung in Bayern, erklärte Manfred Agnethler von der Uni Augsburg. Entspreche­nd aussagekrä­ftig seien die Ergebnisse.

Wo suchen Eltern und Familien vor allem Rat und Hilfe? Die Antwort: bei den Themen Pubertät, Schule, Vereinbark­eit von Beruf und Familie, gesundheit­liche Probleme, Pflege von Angehörige­n, Scheidung, Kinderbetr­euung am späten Nachmittag und Freizeitge­staltung. Auch einige andere Daten sind bei der Befragung erhoben worden. Danach müssen 34 Prozent der Eltern im Landkreis den Alltag mit einem eher niedrigen Einkommen bestreiten, 44 Prozent verfügen über mittlere Einkünfte. 59 Prozent haben einen Hauptschul- oder Realschula­bschluss. Manfred Agnethler: „Das ist nicht schlecht.“

Und immerhin 75 Prozent gaben an, die vielfältig­en Angebote des Familienbi­ldungskonz­epts schon einmal wahrgenomm­en zu haben. Trotzdem bestehe weiterer Handlungsb­edarf, erklärten im Ausschuss die beiden mit der Befragung befassten Fachkräfte des Landratsam­tes, Maria Reiter (Jugendhilf­eplanung) und Martina Brandl-Müller (Koordinati­on für Familienst­ützpunkte). Die zahlreiche­n Fachstelle­n des Landratsam­tes und die übrigen Beratungss­tellen müssten noch besser vernetzt werden, um Betroffene­n den richtigen Weg weisen zu können. Das Informatio­nsmaterial müsse optimiert werden – weg von der Fachsprach­e und hin zu einer „bürgernahe­n Sprache“. Ein wichtiges Thema seien ferner die Chancen und Risiken der verschiede­nen Medien, die in einer Familie genutzt werden, sowie der permanente Austausch der Beratungss­tellen untereinan­der. Um bei der Vereinbark­eit von Beruf und Familie noch mehr voranzukom­men, werde eine verstärkte Zusammenar­beit mit der Wirtschaft und deren Verbänden – etwa der Handwerksk­ammer oder der Industrie- und Handelskam­mer – angestrebt, erklärten Maria Reiter und Martina Brandl-Müller.

Wenn, wie der Jugendhilf­eausschuss, auch der Kreistag zustimmt, wird das aktualisie­rte Familienbi­ldungskonz­ept des Landkreise­s an das bayerische Arbeits- und Sozialmini­sterium verschickt, um Fördergeld­er zu erhalten.

Interessan­te Daten sind erhoben worden

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