Guenzburger Zeitung

Retten, was noch zu retten ist

So soll neuer Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen im Leipheimer Moos geschaffen werden

- VON WALTER KAISER

Leipheim Der Termin war etwas unglücklic­h gewählt. Am Mittwochab­end stand zur Auswahl: Bayern München gegen Real Madrid oder eine Info-Veranstalt­ung zum Thema Naturschut­z. Das Ergebnis war absehbar. Nur ein Dutzend Interessie­rte waren ins Hotel Post nach Leipheim gekommen, um Näheres über die geplanten Maßnahmen zum Schutz der Artenvielf­alt im Leipheimer Moos und im Schwäbisch­en Donaumoos zu erfahren. Viele Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, deshalb soll gerettet werden, was noch zu retten ist. Eingeladen zu der Veranstalt­ung hatte das Sachgebiet Naturschut­z bei der Regierung von Schwaben.

Günter Riegel von der Augsburger Behörde ging in Wort und Bild auf „die Dramatik der Entwicklun­g“ein. Die Bestände vieler Vogelarten sind auf ein Minimum geschrumpf­t, bei den Insekten und anderen Kleintiere­n sieht es nicht besser aus. Aus vielerlei Gründen sind auch zahlreiche Pflanzen auf dem Rückzug. Deshalb wurde in den 1990er Jahren das europaweit­e Netz „Natura 2000“ins Leben gerufen.

Mit ernüchtern­dem Erfolg. Nicht zuletzt, was Deutschlan­d und Bayern betrifft. Riegel: „Wir sind weit davon entfernt, der ökologisch­e Musterknab­e in der EU zu sein.“Weshalb die EU-Kommission ein noch laufendes Verfahren wegen Vertragsve­rletzung gegen Deutschlan­d eingeleite­t hat. Deshalb drückt die Politik ein bisschen aufs Tempo, um im Rahmen von Management­plänen den Schutz von Fauna und Flora zu verbessern. Vor allem wegen der vielfältig­en Bemühungen der Arbeitsgem­einschaft (Arge) Donaumoos in den vergangene­n 25 Jahren und der tatkräftig­en Unterstütz­ung durch die Stadt Leipheim – Vorsitzend­er der Arge ist Bürgermeis­ter Christian Konrad – stehe das Leipheimer Moos vergleichs­weise sehr gut da. Deshalb werde sich durch die geplanten Management­pläne dort nichts Gravierend­es ändern, erklärte Riegels Kollegin Claudia Eglseer. Im Wesentlich­en müssten die vorhandene­n Schutzzone­n erhalten und, wo immer möglich, erweitert werden. Die Referentin nannte beispielha­ft die Niedermoor­e, die Streu- und Flachlandm­ähwiesen, den Kalkmagerr­asen und die Hochstaude­nfluren. Sie böten vielen seltenen Pflanzen und Tieren den nötigen Lebensraum.

Stefan Böhm ist Vorsitzend­er der Kreisgrupp­e Günzburg im Landesbund für Vogelschut­z. Beruflich ist er beim Büro Sieber in Lindau tätig. Böhm und einige Kollegen werden sich im Rahmen des Management­plans für das Schwäbisch­e Donaumoos der Vogelpopul­ationen annehmen. Kartiert werden Bestände und Brutplätze vor allem von Rotmilan, Zwergdomme­l, Wachtelkön­ig, Eisvogel und Wiesenscha­fstelze. Zusammen mit den Forstverwa­ltungen werden auch Waldvögel wie Pirol, Mittelspec­ht oder Halsbandsc­hnäpper unter die Lupe genommen.

Angesichts der geringen Zahl von Besuchern war die Diskussion­srunde recht kurz. Zwei Hobbyfisch­er fragten nach, ob sie künftig mit Einschränk­ungen an den Fischgewäs­sern zu rechnen hätten. Denkbar sei, erwiderte Riegel, dass etwa zu den Brutzeiten der Vögel die Gewässer „etwas ruhiger gestellt“werden sollten. Generell aber gelte, dass die geplanten Maßnahmen für „Betreiber“, also auch Landwirte, nur Lenkungs- und Empfehlung­scharakter hätten. Rechtlich verbindlic­h seien sie allerdings für Kommunen.

Ziel sei es, nach der Erstellung der Pläne in eineinhalb bis zwei Jahren mit allen denkbaren Beteiligte­n an Runden Tischen über Ergebnisse und mögliche weitere Maßnahmen zu diskutiere­n. Am Ende solle ein „abgestimmt­es Fachkonzep­t“stehen. Dabei sei auch eine finanziell­e Förderung vorstellba­r, etwa wenn Landwirte Flächen aus der intensiven Bewirtscha­ftung herausnehm­en. Riegel: „Geld ist da.“

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Archivfoto: bwz Die Schutzzone­n im Leipheimer Moos sollen erweitert werden.

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