Retten, was noch zu retten ist
So soll neuer Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen im Leipheimer Moos geschaffen werden
Leipheim Der Termin war etwas unglücklich gewählt. Am Mittwochabend stand zur Auswahl: Bayern München gegen Real Madrid oder eine Info-Veranstaltung zum Thema Naturschutz. Das Ergebnis war absehbar. Nur ein Dutzend Interessierte waren ins Hotel Post nach Leipheim gekommen, um Näheres über die geplanten Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt im Leipheimer Moos und im Schwäbischen Donaumoos zu erfahren. Viele Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, deshalb soll gerettet werden, was noch zu retten ist. Eingeladen zu der Veranstaltung hatte das Sachgebiet Naturschutz bei der Regierung von Schwaben.
Günter Riegel von der Augsburger Behörde ging in Wort und Bild auf „die Dramatik der Entwicklung“ein. Die Bestände vieler Vogelarten sind auf ein Minimum geschrumpft, bei den Insekten und anderen Kleintieren sieht es nicht besser aus. Aus vielerlei Gründen sind auch zahlreiche Pflanzen auf dem Rückzug. Deshalb wurde in den 1990er Jahren das europaweite Netz „Natura 2000“ins Leben gerufen.
Mit ernüchterndem Erfolg. Nicht zuletzt, was Deutschland und Bayern betrifft. Riegel: „Wir sind weit davon entfernt, der ökologische Musterknabe in der EU zu sein.“Weshalb die EU-Kommission ein noch laufendes Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen Deutschland eingeleitet hat. Deshalb drückt die Politik ein bisschen aufs Tempo, um im Rahmen von Managementplänen den Schutz von Fauna und Flora zu verbessern. Vor allem wegen der vielfältigen Bemühungen der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Donaumoos in den vergangenen 25 Jahren und der tatkräftigen Unterstützung durch die Stadt Leipheim – Vorsitzender der Arge ist Bürgermeister Christian Konrad – stehe das Leipheimer Moos vergleichsweise sehr gut da. Deshalb werde sich durch die geplanten Managementpläne dort nichts Gravierendes ändern, erklärte Riegels Kollegin Claudia Eglseer. Im Wesentlichen müssten die vorhandenen Schutzzonen erhalten und, wo immer möglich, erweitert werden. Die Referentin nannte beispielhaft die Niedermoore, die Streu- und Flachlandmähwiesen, den Kalkmagerrasen und die Hochstaudenfluren. Sie böten vielen seltenen Pflanzen und Tieren den nötigen Lebensraum.
Stefan Böhm ist Vorsitzender der Kreisgruppe Günzburg im Landesbund für Vogelschutz. Beruflich ist er beim Büro Sieber in Lindau tätig. Böhm und einige Kollegen werden sich im Rahmen des Managementplans für das Schwäbische Donaumoos der Vogelpopulationen annehmen. Kartiert werden Bestände und Brutplätze vor allem von Rotmilan, Zwergdommel, Wachtelkönig, Eisvogel und Wiesenschafstelze. Zusammen mit den Forstverwaltungen werden auch Waldvögel wie Pirol, Mittelspecht oder Halsbandschnäpper unter die Lupe genommen.
Angesichts der geringen Zahl von Besuchern war die Diskussionsrunde recht kurz. Zwei Hobbyfischer fragten nach, ob sie künftig mit Einschränkungen an den Fischgewässern zu rechnen hätten. Denkbar sei, erwiderte Riegel, dass etwa zu den Brutzeiten der Vögel die Gewässer „etwas ruhiger gestellt“werden sollten. Generell aber gelte, dass die geplanten Maßnahmen für „Betreiber“, also auch Landwirte, nur Lenkungs- und Empfehlungscharakter hätten. Rechtlich verbindlich seien sie allerdings für Kommunen.
Ziel sei es, nach der Erstellung der Pläne in eineinhalb bis zwei Jahren mit allen denkbaren Beteiligten an Runden Tischen über Ergebnisse und mögliche weitere Maßnahmen zu diskutieren. Am Ende solle ein „abgestimmtes Fachkonzept“stehen. Dabei sei auch eine finanzielle Förderung vorstellbar, etwa wenn Landwirte Flächen aus der intensiven Bewirtschaftung herausnehmen. Riegel: „Geld ist da.“