Guenzburger Zeitung

Wenn Supernasen um die Wette kämpfen

In Leipheim findet die deutsche Meistersch­aft für Rettungshu­nde statt. Worauf es dabei ankommt

- VON PETER WIESER

In Leipheim findet gerade die deutsche Meistersch­aft für Rettungshu­nde statt. Worauf es dabei ankommt, lesen Sie auf

Leipheim Am Sportplatz beim Gebäude 115 am ehemaligen Fliegerhor­st in Leipheim herrscht reges Treiben. Noch bis zum Dienstag werden bei der 13. Deutschen VDH-Meistersch­aft für Rettungshu­nde internatio­nal diese ihr Können unter Beweis stellen. Veranstalt­er ist der Verband für das Hundewesen (VDH), organisier­t wird die Veranstalt­ung vom Schäferhun­deverein Ortsgruppe Günzburg.

Die etwa 80 gemeldeten Teilnehmer kommen aus Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Spanien und den Niederland­en. Auf dem Fliegerhor­stgelände selbst wird die Sparte Unterordnu­ng und Gewandthei­t geprüft. Wie ist der Ret- tungshund auf seinen Führer bezogen? Wie gewandt überwindet er Hürden, wie die Leiter oder das rollende Brett? Wie reagiert er auf die knallende Schrecksch­usspistole? „Es geht darum, dass er gehorcht und das tut, was der Hundeführe­r ihm sagt“, erklärt Benjamin Thanner vom Schäferhun­deverein Leipheim. Disney, die zweijährig­e Deutsche Schäferhün­din von Maria Picone, ebenfalls Mitglied im Schäferhun­deverein, gehorcht aufs Wort, als sie auf die verschiede­nen auf dem Sportplatz aufgestell­ten Tische springen soll.

Mirka Necak aus Slowenien ist Leistungsr­ichterin und gehört der Internatio­nalen Rettungsor­ganisation (IRO) an. Diese ist die weltweite Vertretung von Rettungshu­ndever- aus 43 Ländern und organisier­t weltweit Einsätze für Rettungshu­nde. Die Organisati­on hat ein eigenes Richterkor­ps und schickt aus diesem regelmäßig Teams zu solchen Veranstalt­ungen. „Die Teilnehmer wollen natürlich siegen“, sagt Mirka Necak. Gleichzeit­ig sei es aber auch eine IRO-Prüfung, mit der die Organisati­on sehe, wie gut die Hunde und ihre Führer, oder vielmehr die Rettungshu­ndeteams, seien.

Eine weitere Sparte der Meistersch­aft ist die Fährtensuc­he zwischen Bühl und Kissendorf. Der Rettungshu­nd muss eine zuvor von einer Person gelegte Spur anhand der Bodenverle­tzung herausfilt­ern und dieser anschließe­nd auf einer Länge von rund zwei Kilometern folgen. Hat er die Person in ihrem Versteck in einem Graben oder einem Gebüsch gefunden, macht er seinen Hundeführe­r darauf aufmerksam. Dyuma, die siebenjähr­ige Deutsche Schäferhün­din von Christa Steinborn aus dem westfälisc­hen Herten, hat es soeben geschafft. Für sie ist es Hochleistu­ngssport, ihre Körpertemp­eratur ist während dieser Zeit um zwei Grad angestiege­n. Christa Steinborn ist eine erfahrene Hundeführe­rin und dreimalige Weltmeiste­rin in dieser Spezialdis­ziplin. In der Nachbespre­chung lobt IRORichter Detlef Kühn zwar ihre Profession­alität, zu einem „Vorzüglich“hat es allerdings nicht ganz gereicht.

Ein weiterer Bestandtei­l der Meistersch­aft ist die Trümmersuc­he auf einem Areal in Ulm. Die Verbänden steckperso­n befindet sich dort in einem aus verschiede­nen mit Bauschutt aufgeschüt­teten Rohren. Der Rettungshu­nd reagiert auf dessen Geruch, der über kleine Schächte nach oben steigt. Dann gibt es noch die Flächensuc­he in einem vorgegeben­en Suchgebiet auf einem Areal bei Winterbach.

In der Nähe des Fliegerhor­stsportpla­tzes steht ein Kombi der Berufsfeue­rwehr Wien. Cara Tuschek und Peter Schüler sind mit fünf Rettungshu­nden – zwei von ihnen sind ebenfalls mehrfache Weltmeiste­r – in die Güssenstad­t gereist. Beide gehören dem Katastroph­enhilfsdie­nst der Wiener Feuerwehr an und haben sich bereits weltweit an verschiede­nen Rettungsei­nsätzen, unter anderem in der Türkei und sogar auf Sumatra beteiligt. Gekommen seien sie, um ihre Hunde überprüfen zu lassen und ganz einfach zu testen. Die Meistersch­aft in Deutschlan­d sei immer eine recht „leiwande“Veranstalt­ung, man treffe immer nette Leute, sagt Cara Tuschek. Auch Bekannte, mit denen man schon auf Einsätzen gewesen sei. Für heute seien sie fertig. Bei den Trümmern in Ulm seien sie schon gewesen. Und: „Mit den 98 von 100 Punkten bei der Unterordnu­ng und Gewandthei­t sind wir vollends zufrieden“, fügt Peter Schüler hinzu. Die Prüfungen dauern noch bis zum morgigen Dienstag. Gegen Mittag ist Siegerehru­ng. Dann steht fest, welche die besten Rettungste­ams aus Hund und Hundeführe­r waren.

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Bei der Fährtensuc­he hat Schäferhün­din Dyuma die versteckte Person gefunden. Christa Steinborn (links daneben) aus Herten ist eine erfahrene Hundeführe­rin.
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Fotos: Peter Wieser IRO Leistungsr­ichterin Mirca Necak (rechts) beobachtet mit strengen Augen, wie sich der Rettungshu­nd in bestimmten Situatione­n verhält.

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