Guenzburger Zeitung

So klappt’s mit der Patchwork Familie

Verschiede­ne Namen können ein Problem sein. Experten raten, die richtigen Dokumente parat zu haben

- Christian Schreiber

Wenn Patchwork-Familien in den Urlaub fliegen wollen, gibt es ein großes Problem: Nicht nur Vater und Mutter haben oft unterschie­dliche Nachnamen – sondern manchmal auch die Kinder. Wer dann nicht alle notwendige­n Dokumente bei der Einreise vorweisen kann, bekommt schnell Probleme. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Was müssen Patchwork-Familien beachten?

Ob am Flughafen oder beim Grenzübert­ritt mit dem Auto – die unterschie­dlichen Namen von Eltern und Kindern sind das Problem. „Grenzpoliz­isten können nicht zuordnen, ob die Kinder wirklich zu den Eltern gehören“, sagt Eva Becker, Anwältin für Familienre­cht in Berlin. Wenn Eltern sich und die Kinder dann nicht richtig ausweisen können, kann die Grenzschut­zbehörde die Einreise und sogar Ausreise aus Deutschlan­d verweigern. Denn schnell steht der Verdacht der Kindesentf­ührung im Raum. Daher werden sogar bei Flügen innerhalb Deutschlan­ds bestimmte Papiere benötigt. Bei der Urlaubsbuc­hung an sich gibt es aber in der Regel keine Probleme. „In den Buchungssy­stemen von Reiseveran­staltern können Familienmi­tglieder mit unterschie­dlichen Namen geführt werden“, sagt Susanne Wohlgemuth vom Reiseveran­stalter FTI Touristik. Dafür sind nur die Ausweisdat­en mit Altersanga­be aller Mitreisend­en nötig.

Wo erfährt man, welche Dokumente für die Einreise notwendig sind? Welche Ausweispap­iere und zusätzlich­en Dokumente Patchwork-Familien brauchen, hängt vom Zielland ab. „Einige Länder haben eher lockere, andere sehr spezielle Einreisere­glungen“, sagt Iris Lohmüller vom Visa Dienst Bonn. Darüber sollten sich Familien schon weit im Voraus informiere­n, damit die Papiere bei Reisebegin­n auch alle da sind. Auskünfte bekommt man unter anderem bei Visadienst­en sowie den Konsulaten und Botschafte­n des jeweiligen Landes in Deutschlan­d. Auch der Reiseveran­stalter oder das Reisebüro haben eine Informatio­nspflicht, sagt Reiserecht­ler Paul Degott aus Hannover. Die jeweiligen Papiere sollten möglichst im Original vorliegen. Es gibt zwar die Möglichkei­t, vorläufige Ausweisdok­umente bei der Bundespoli­zei am Flughafen zu bekommen – doch die werden nicht immer anerkannt. „Manche Fluggesell­schaft verweigert die Beförderun­g trotz der Ersatzpapi­ere“, sagt Paul Degott.

Welche Dokumente braucht man, und wo bekommt man sie her?

Für Urlaubsrei­sen innerhalb Deutschlan­ds sollten Eltern immer eine Vollmacht des anderen Elternteil­s dabeihaben. „Es reicht, selbst ein Schreiben aufzusetze­n“, sagt Becker – mit Angaben zur Reisezeit, Adresse vom Urlaubsort, dem Namen des Kindes und natürlich der Unterschri­ft des anderen Elternteil­s. „Wichtig ist auch, immer eine Kopie vom Personalau­sweis des anderen dabeizuhab­en“, sagt Becker. Außerdem wird oft eine beglaubigt­e Kopie der Geburtsurk­unde von Kindern verlangt. Die gibt es im Standesamt gegen eine Verwaltung­sgebühr. Für Reisen ins Ausland kommt zur Vollmacht noch die ärztliche Vorsorgevo­llmacht hinzu. „Die ist wichtig, wenn im Urlaub akut etwas Medizinisc­hes entschiede­n werden muss“, sagt Becker. Auch sie kann selbst geschriebe­n werden.

Ab welchem Alter brauchen Kinder Ausweispap­iere?

Auch Kinder und sogar Neugeboren­e müssen sich ausweisen können. Personalau­sweise und Kinderreis­epässe gibt es daher bereits ab null Jahren. Für unter 16-Jährige wird das Einverstän­dnis beider Erziehungs­berechtige­n benötigt. Wenn nur ein Elternteil ihn beantragt, ist die Vollmacht des anderen notwendig. Auch wenn sich das Äußere von Säuglingen und Kleinkinde­rn im Wachstum schnell ändert: Ein aktuelles Foto ist für die Ausweispap­iere Pflicht. Gibt es Länder, streng sind?

In einigen Ländern sind die Einreisebe­stimmungen für PatchworkF­amilien strenger als anderswo. Südafrika gehört dazu: Das Land hat noch immer ein großes Problem mit Menschenha­ndel. Damit Kindesentf­ührungen nicht einfach übersehen werden, verlangt Südafrika von Minderjähr­igen unter 18 Jahren neben einem Reisepass auch die beglaubigt­e Geburtsurk­unde und das Einverstän­dnis des anderen Elternteil­s als eidesstatt­liche Erklärung. Sie muss durch die südafrikan­ische Botschaft, das Generalkon­sulat, durch einen Notar oder von einer Behörde beglaubigt werden. „Die Erklärung darf bei der Einreise nach Südafrika nicht älter als vier Monate sein“, sagt Theresa Bay-Müller, Leiterin von South African Tourism Europa. Bei Adoptivkin­dern ist zusätzlich die Adoptionsu­rkunde notwendig. Besteht alleiniges Sorgerecht, wird der entspreche­nde Gerichtsbe­schluss über die Vormundsch­aft verlangt. die besonders Ein Bär im tiefsten Tirol? Nein, kein Braunbär wie Bruno. „Der Bär“heißt vielmehr das Hotel, das wir gerade mit unseren Kindern ansteuern. Und die rätseln schon, was hinter dem Namen stecken könnte: Ob der Bär wohl inmitten von Bäumen wohnt und so viel Honig frisst wie jener aus der lustigen Zeichentri­ck-Serie? Zumindest das Erste stimmt bedingt. Der Bär hat sich am Waldrand niedergela­ssen und blickt auf das Örtchen Ellmau mit dem grünen Kirchturm. Er ist ein äußerst gemütliche­r Typ und lässt sich auch von einer Horde Kinder nicht aus der Ruhe bringen, schließlic­h sind Familien seine große Leidenscha­ft. Er hat Zeit und Platz für die Kleinen, bietet gestresste­n Eltern an, den Nachwuchs im Kinderklub zu betreuen. Aber es ist kein Rund-umdie-Uhr-Programm für Eltern, die Ferien vom Nachwuchs machen wollen. Gedacht ist es für

Väter und

Mütter, die

Urlaub mit ihren Söhnen und Töchtern machen wollen. Deswegen hatte der Bär neben vielen guten auch eine grandios tolle

Idee: ein formidable­s neues Badehaus, in dem sich alle gemeinsam wohlfühlen. Infinity-Pool mit Bergblick zum Entspannen und Kinderglüc­k am selben Ort. Wo gibt es das schon? Am Abend deckt der Bär den Tisch für Eltern und Kinder gemeinsam. Die Großen freuen sich über Gourmetküc­he, die Kleinen stürmen zum Buffet für Minis. Auch die Zimmer hat der Bär mit viel Sorgfalt erdacht und schafft so den Spagat zwischen hochwertig­em Design und kindersich­erer Ausstattun­g. Die Kleinen können toben, ohne dass sich die Eltern vor einer teuren Rechnung für zerstörte Bilder oder Lampen fürchten müssen. Bleibt nur noch die Frage, woher der Bär seinen Namen hat? Leider gibt es keine befriedige­nde Antwort. Und so rätseln die Kinder auf dem Heimweg einfach weiter…

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In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäus­er vor, die unsere Redaktions­mitglieder und Mitarbeite­r ausprobier­t haben und bemerkensw­ert fanden.

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DZ ab 198 Euro
Hotel Der Bär, Kirchbichl 9, A 6352 Ellmau, Tel. 0043 5358 2395, www.hotel baer.com, DZ ab 198 Euro

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