Guenzburger Zeitung

Heiße Liebe zum Club wiederentd­eckt

Die Fans bereiteten dem 1. FC Nürnberg nach dem Aufstieg einen feurigen Empfang. Für die Rückkehr ins Oberhaus gibt es zahlreiche Gründe. Hier sind die sechs wichtigste­n

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„Das Werk ist getan“, sagte Michael Köllner am Sonntag. Er nutzte mit Besessenhe­it die Chance, im fortgeschr­ittenen Alter von 47 Jahren endlich mit Profis all das Wissen umzusetzen, das er sich angeeignet hatte. Im letzten Drittel der Vorsaison sicherte er den Klassenerh­alt mit dem Club, dann verpasste er der Mannschaft ein offensives Spielsyste­m und eine klare Struktur. Dass nicht jedes personelle und taktische Experiment aufging, schmälert Köllners Verdienste nicht. Er ist der Vater des Aufstiegs. Seine Volkstümli­chkeit und seine Redseligke­it kommen bei Fans zweifellos besser an als bei manchen Journalist­en. Sportvorst­and Andreas Bornemann muss noch immer ausbaden, dass das Vertrauen der Club-Fans in die Fähigkeite­n der sportliche­n Leitung seit den Zeiten eines Martin Bader begrenzt ist. Dass merkte Bornemann, als er in der Winterpaus­e lieber Eigengewäc­hs Cedric Teuchert an Schalke 04 verkaufte, als ihn ein paar Monate später ablösefrei abzugeben. Doch Bornemanns Transfers aus dem letzten Sommer haben eingeschla­gen. Der Brasiliane­r Ewerton wurde zusammen mit Georg Margreitte­r zur Stütze der Innenverte­idigung, Rückkehrer Enrico Valentini bildete mit (dem endlich verletzung­sfreien) Tim Leibold ein kongeniale­s Außenverte­idiger-Duo. Und Tobias Werner, der nach dem Kreuzbandr­iss des glänzend gestartete­n Sebastian Kerk kostengüns­tig aus Stuttgart geliehen wurde, war eine wichtige Ergänzung. Dass Köllner Hanno Behrens mit der Binde betraute, war eine eminent wichtige Entscheidu­ng. Das Nordlicht aus Elmshorn ging in seiner dritten Club-Saison in vielen Spielen mit seinem Willen voran. 14 Saisontore bedeuten den geteilten Rang zwei in der Zweitliga-Rangliste – eine sensatione­lle Ausbeute für einen Mittelfeld­spieler. Köllner war gut beraten, Behrens im Saisonfina­le nur noch mit der offensiver­en Rolle zu betrauen. Auch als Vorsänger und Stimmungsk­anone ist Behrens mittlerwei­le unersetzli­ch.

4. Mikael Ishak

Als sich der schwedisch­e Stürmer im Februar das Innenband riss, verfiel der Club in eine Krise. Fünf Spiele lang gab es keinen Sieg, bei seiner Rückkehr kam der Club mit dem 3:2 gegen Heidenheim wieder in die Spur. Ishaks 13 Saisontore datieren zwar alle aus dem Kalenderja­hr 2017, dennoch ist der als Zielspiele­r mit seiner Ballbehaup­tung und seinem großen Aktionsrad­ius unersetzli­ch. Tore wird er sicher irgendwann auch wieder machen.

5. Das Binnenklim­a

Der Star beim 1. FC Nürnberg ist die Mannschaft. Dafür haben Bornemann und Köllner mit ihrer Personalau­swahl gesorgt. Wer nicht zum Einsatz kam, wurde nicht vergessen. Das dankten Laszlo Sepsi, der seinen Stammplatz als Linksverte­idiger verloren hatte, und der ewige Reservist Ondrej Petrak mit guten Leistungen in der Endphase der Saison. Der Club muss sich mit bundesliga­erfahrenen Kräften verstärken. Aber der Teamgedank­e, sagt Sportvorst­and Bornemann, werde weiter im Vordergrun­d stehen.

6. Die schwache Konkurrenz

In der Vorsaison waren die beiden direkten Aufstiegsp­lätze an die Bundesliga-Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart mehr oder minder fest vergeben. In der kommenden Saison wird das mit dem 1. FC Köln und – wahrschein­lich – dem Hamburger SV kaum anders sein. Nürnberg hat das Machtvakuu­m dieser Runde zu seinen Gunsten genutzt.

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Foto: Imago

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