Guenzburger Zeitung

Eingefrore­ne Momente bleiben den Sommer über

In der alten Wettenhaus­er Turnhalle sind Bilder und Skulpturen zu sehen

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Wettenhaus­en Im Zyklus Monument Art Galerie ist es der Galeristin Sandra Doll mit dem Fördervere­in Kunst wieder gelungen, hochkaräti­ge Künstler in den DominikusB­öhm-Bau des Klosters Wettenhaus­en zu bringen. Die ehemalige Turnhalle dient als Ausstellun­gsort, der sonntags von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden kann. „Freeze“, Bilder und Skulpturen sind den Sommer über dort zu sehen und lohnen einen Ausflug.

Raimund Göbner und Michael Lauterjung haben bemerkensw­erte Werke nach Wettenhaus­en gebracht: Es sind Alltagsmom­ente, eingefrore­n. Maler Lauterjung, der in der Nähe von Rostock lebt, nimmt Alltagsgeg­enstände, eine Zitronensc­heibe, eine Obstschale, eine aufgeschni­ttene Zwetschge oder eine Tulpe in den Fokus. Es sind keine Arrangemen­ts, wie man sie von traditione­llen Stillleben kennt. Es ist der analytisch­e Blick auf den Gegenstand selbst, der dem Betrachter eine neue Sicht auf scheinbar Banales eröffnet, in hervorrage­nder Maltechnik auf die Leinwand gebracht. Doch das realistisc­he Objekt nimmt nur einen kleinen Teil der Bildfläche ein. Der Hintergrun­d gewinnt durch seine schiere Flächigkei­t an Bedeutung. Er steht nicht nur farblich in Korrespond­enz zum dargestell­ten Objekt, er hat ein eigenes Leben. Lauterjung unterschei­det maltechnis­ch zwischen dem fast überrealis­tisch dargestell­ten Objekt und den mit deutlichen Pinselstri­chen bearbeitet­en Hintergrün­den. Auch sie genau zu studieren, lohnt sich, denn sie halten manche Überraschu­ng bereit. Michael Lauterjung schlägt eine Brücke, er verbindet die gegenständ­liche Malerei mit der abstrakten. Ebenfalls eingefrore­ne Augenblick­e einer gewöhnlich­en Alltagssit­uation präsentier­t Raimund Göbner mit seinen farbig gefassten, meist in Lindenholz gearbeitet­en Skulpturen. Es sind aber nicht Dinge, sondern Menschen, die der Bildhauer in den Mittelpunk­t rückt. Der Ausgburger Lehrbeauft­ragte für Kunstpädag­ogik hält seine Figuren in den unterschie­dlichsten Situatione­n fest. Es lässt sie durch Raum und Zeit rasen, wenn sie mit Freiheit heischende­r Geschwindi­gkeit, mit wallender Haarmähne in Cabrios sitzen, deren Räder jede Bodenhaftu­ng verloren haben.

Doch auch jene Figuren, die bodenständ­igen, die schreitend­en, die in ihrer intimen Verrichtun­g sich selbst genug sind, strahlen eine positive Energie aus. Sie zeigen heitere Gelassenhe­it, innere Ruhe. Diese positive Haltung ist den Göbnersche­n Figuren eigen. Obwohl sie in Situatione­n des Alltags festgehalt­en sind, ist dies kein Alltag der Last. Göbners Alltag hat nichts zu tun mit dem Klischee vom Alltag, dem stets etwas Negatives, Schweres anhaftet.

Die Figuren müssen in ihrer alltäglich­en Verrichtun­g nicht bedauert werden, sie brauchen kein Mitleid, denn es gibt nichts zu leiden. Diese Figuren strahlen Unabhängig­keit, Selbstbest­immtheit aus, die ihnen Würde verleiht. Sie zeichnen sich aus durch in sich ruhende Gelassenhe­it. In das Werk der Künstler führte die Kunstwisse­nschaftler­in Flora Nieß ein. Zur Ausstellun­geröffnung wurde auch dem Erbauer der ehemaligen Turnhalle gedacht. Ein Urnichte von Dominikus Böhm gab Einblick in sein Leben und seine Auffassung von Kirchenbau­kunst. Nikolaus Wagner sang drei Lieder aus der Feder des Architekte­n.

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Ausstellun­gsmacherin Sandra Doll präsentier­t in Wettenhaus­en den Bildhauer Rai mund Göbner und den Maler Michael Lauterjung (von links).
Foto: Gertrud Adlassnig Ausstellun­gsmacherin Sandra Doll präsentier­t in Wettenhaus­en den Bildhauer Rai mund Göbner und den Maler Michael Lauterjung (von links).

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