Viele Sänger und ein Extra Chor
Ensembles aus Mittelschwaben zeigen ihr vielfältiges Können im Wettenhauser Kaisersaal
Wettenhausen Ein bisschen Spannung, viel Freude und noch mehr Begeisterung bei den Akteuren und beim Publikum, und das alles in fast familiärer Atmosphäre – so lässt sich das Konzert des Kreis-Chorverbands Mittelschwaben im voll besetzten Kaisersaal des Klosters Wettenhausen kurz beschreiben. Geboten war ein Einblick in die große Vielfalt der Chöre Mittelschwabens: Es traten junge und alte Sänger auf, zu hören waren traditionelle Volksweisen ebenso wie Schlagermelodien und klassische Literatur für Männerchor.
Viel Sympathie brachte das Publikum den jüngsten Sängern entgegen, dem aus Erst-bis Viertklässlern bestehenden Chor der Grundschule Waldstetten unter Leitung von Julia Lerch, der im Rahmen des Konzerts auch die Aufgabe als stellvertretende Kreischorleiterin übertragen wurde
Nicht nur sängerische Vielseitigkeit zeigte der Liederkranz Anhofen unter Leitung von Kristine Schrag mit seinem in Reimform angekündigten Programm, das die Zuhörer im Wettenhauser Kaisersaal auf ei- nen kleinen Streifzug durch die Welt entführte.
Ein mit Spannung erwarteter Jodler war dabei, gefolgt von „Persisch“, einem in Rhythmus und Harmonie durchaus anspruchsvollen Werk nach einem Text von Kurt Tucholsky. Dass sich die Anhofer Liederkranzsänger auch auf Lautmalerei verstehen, zeigten sie mit der englischen Weise „The drunken Sailor“.
Einen Vorgeschmack auf die für Juli geplante Aufführung des PeterMaffay-Musicals „Tabaluga“gab der kleine, aber feine Jugendchor des Gesangvereins Frohsinn Wiesenbach mit Songs aus dem seit Januar unter Leitung von Petra Steck geprobten Musical. „Freunde, wir sind seelenverwandt“, sangen sie in Peter Maffays „Es lebe die Freundschaft“, und das Konzert im Kaisersaal zeigte, dass diese Seelenverwandtschaft wohl auch Sänger der unterschiedlichsten Chöre verbindet. Besonderen Beifall bekam Verena Steck für ihr makellos vorgetragenes Solo.
Nach der Pause, in der der Gesangverein Kammeltal als Gastgeber für das leibliche Wohl aller Sänger und Zuhörer gesorgt hatte, blieben hier und da Stühle leer. Wer das fast dreistündige Event vorzeitig verlassen hatte, der hat etwas versäumt: den Auftritt des Männergesangvereins Liederkranz Großkötz unter Leitung von Guido Thoma. Der 1908 gegründete Chor, der im Oktober ein Konzert zum 110-jährigen Bestehen geben wird, zeigte, dass auch ein Ensemble mit nicht mehr ganz jungen Sängern keineswegs alt wirken muss und dass der im Remstal geborene Friedrich Silcher, dessen Volksliedarrangements nicht zuletzt von Männerchören gern gesungen werden, immer noch hörenswert ist.
Kraftvoll und jugendlich klang der Männerchor aus Großkötz trotz seines Durchschnittsalters von über 70 Jahren, intonierte und artikulierte durchwegs sauber. „Nur frisch gesungen und alles wird wieder gut“(Friedrich Silcher) erklang im Kaisersaal, und man möchte das allen Chören wünschen, ganz besonders denen, die mit dem Sängermangel zu kämpfen haben.
Auch beim 1951 gegründeten Gesangverein Frohsinn Wiesenbach (Leitung Marko Schick) hat sich im Lauf der Jahre der Sängerschwund bemerkbar gemacht, dem der Chor aber die Gründung des Jugendchors entgegengesetzt hat. Mit einem bunt gemischten Programm, darin auch „Für Alle“von Hanne Haller, bot der Gesangverein Frohsinn Wiesenbach trotz der gelegentlich hörbaren Individualität einzelner Sängerinnen und Sänger einen schönen Gesamtklang. Und zum Ende des MegaKonzerts im Kaisersaal gab es sogar noch Gospelklänge mit „Deep in my Soul“, solistisch bereichert und am Piano begleitet von Chorleiter Marko Schick. Das Publikum war begeistert.
Ja, und dann war da noch ein namenloser, extragroßer Chor beim Kreischorkonzert. Zum Abschied des bisherigen stellvertretenden Kreischorleiters Johann Schramm gab es nicht nur Lob und Dank von der Vorsitzenden des Kreis-Chorverbands Anja Schinzel und von Paul Wengert, dem Präsidenten des Chorverbands Bayerisch-Schwaben. Unter Leitung von Kreischorleiter Wolfgang Stainer brachten Publikum und Chorsänger im Kaisersaal Dank und gute Wünsche für Johann Schramm als dreistimmigen Kanon dar. Sowohl der Geehrte als auch die große Sängerschar hatten spürbar Freude daran.