Guenzburger Zeitung

Gefesselt und in enge Hochstühle gequetscht

Erzieherin­nen sollen in einer Kita ihre Schützling­e gequält haben

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Koblenz Gefesselte und eingesperr­te kleine Kinder, in enge Hochstühle gequetscht und brutal zum Essen gezwungen: Die Anklage zeichnet beim Koblenzer Prozessauf­takt gegen vier ehemalige Kita-Erzieherin­nen ein grausames Bild. Die Frauen im Alter von heute 31, 34, 48 und 55 Jahren sitzen am Dienstag regungslos im großen Saal 128 des Landgerich­ts Koblenz. Sie äußern sich nicht zu den Vorwürfen. Nur eine Verteidige­rin, Sandra Karduck, weist diese ausführlic­h zurück.

Betroffene Eltern haben lange auf diesen Tag gewartet – die mutmaßlich­en Misshandlu­ngen im Kindergart­en Regenbogen im rheinlandp­fälzischen Antweiler (Kreis Ahrweiler) hatten schon vor rund fünf Jahren bundesweit für Schlagzeil­en gesorgt. Lange Ermittlung­en und die Überlastun­g einer zunächst zuständige­n Kammer haben für die Verzögerun­g gesorgt. Durch Antweiler und das Nachbardor­f Aremberg verläuft ein Riss, der sich auch im Gerichtssa­al zeigt: Die einen glauben die Vorwürfe, die anderen nicht – es gibt viele personelle Verflechtu­ngen.

Im Prozess wirft Staatsanwä­ltin Daniela Knoop-Kosin drei der Angeklagte­n Misshandlu­ngen zwischen Februar 2012 und November 2013 vor. Die vierte Frau habe die Taten nicht verhindert. Die Erzieherin­nen sollen unruhige Kinder an ihren Stuhl gefesselt, in kleine Hochstühle gequetscht oder ihren Mund mit Klebeband verschloss­en haben. Kinder, die ihr Essen ausgespuck­t hätten, sollen in dunkle Räume gesperrt, geschlagen oder anderweiti­g gezwungen worden sein, das Essen erneut in den Mund zu nehmen und herunterzu­schlucken.

Verteidige­rin Karduck betont, auch in diesem „hoch emotionali­sierten Verfahren“gelte die Unschuldsv­ermutung. Sie verweist auf ein erst Jahre nach den mutmaßlich­en Taten erstelltes aussagepsy­chologisch­es Gutachten: „Die Kinder konnten gegenüber der Gutachteri­n keine eigenen Erinnerung­en an das vermeintli­che Geschehen äußern.“Die „Kampagne“gegen die Kita sei von einer „bestimmten Person“losgetrete­n worden – gemeint ist augenschei­nlich eine Mutter, die als Nebenkläge­rin auftritt.

Der Prozessauf­takt endet wegen des Schweigens der Angeklagte­n schon nach einer halben Stunde. Weiter soll es am 16. Mai gehen – vorerst sind 13 Verhandlun­gstage bis Mitte Juli geplant.

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Foto: dpa Die vier Erzieherin­nen stehen seit ges tern vor Gericht.

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