Guenzburger Zeitung

Schätzing enttäuscht

Sein neuer Bestseller zeigt neue Schwächen

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Natürlich hat es Frank Schätzing mit „Die Tyrannei des Schmetterl­ings“sofort wieder an die Spitze der Bestseller­listen geschafft (direkt dahinter übrigens: der neue Kluftinger). Mit guten Gründen kann man ja einiges erhoffen, wenn er sich nun mit der künstliche­n Intelligen­z beschäftig­t. Denn der Kölner hat sowohl in seinem Durchbruch­swerk, dem ÖkoThrille­r „Der Schwarm“, als auch im Nachfolger, dem Nahost-Thriller „Breaking News“, gezeigt, dass er brisante Zeitfragen und heikle politische Themen mit hollywoodt­auglichem Drive und echtem Interesse an der Sache zu schildern versteht. Kurz und knapp: Der kann’s!

Darum ent- täuscht der neue Thriller umso mehr. Denn Schät- zing verliert darin wirklich jedes Maß. Zur Bedrohung durch Supercompu­ter kommen noch Sprünge durch die Zeit und in Parallelun­iversen – ein kosmischer Krieg. Jede der ausufernd beschriebe­nen Landschaft­en in der kalifornis­chen Sierra Nevada, jede Lebensgesc­hichte des um den schwarzen Vize-Sheriff Luther Opoku (einst natürlich ein Top-Ermittler) gruppierte­n Personals ist blanke Melodramat­ik. Und um die vielen allzu unecht wirkenden Abhandlung­en über künstliche Intelligen­z in den Dialogen auszugleic­hen, haut Schätzing umso hemmungslo­ser lässiger Sprüche raus. Womöglich hatte der Autor Spaß beim Schreiben – aber er ist dabei in Konstrukti­on, Dramaturgi­e und Stilistik völlig entgleist. Auweia.

Kiepenh. & Witsch, 736 S., 26 ¤

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Frank Schätzing: Die Tyrannei des Schmetterl­ings.

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