Beton raus, Leben rein
Mit dem Hochwasserschutz wurde der Uferbereich an der Donau streckenweise auch ökologisch aufgewertet
Oberelchingen/Offingen Eine lebendige Uferlandschaft statt einer steilen Böschung, Lebensraum für Tiere und Pflanzen statt trostloser Betonblöcke: Die Planer haben manche Uferbereiche im Rahmen der Dammsanierung an der Donau komplett verwandelt. An den Staustufen zwischen Oberelchingen und Offingen wurde das jeweils etwa 500 Meter lange Pilotprojekt der Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW) nun nach rund zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt.
Öko-Berme nennt sich das insgesamt 1,4 Millionen teure und von der EU unterstützte Projekt, bei dem mithilfe von Totholz und Wasserbausteinen naturnahe Strukturen am Donauufer entstehen. Matten, die unter einer Kies- und Sedimentschicht verlegt wurden, sollen die Undurchlässigkeit des Dammes leisten. Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied der Lechwerke AG (LEW) erklärt: „Unser Leitbild ist eine ökologisch orientierte und ökonomisch tragfähige Wasserkraft, die mit neuen Ideen und nachhaltigen Konzepten vorangebracht werden.“Entscheidend sei dabei eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit – angefangen bei Bürgern, Kommunen und Behörden, bis hin zu Verbänden und Wasserwirtschaft.
Um einen besseren Hochwasserschutz zu gewährleisten, musste der Wall entlang der Donau um 70 Zentimeter erhöht werden. Technisch gesehen gestaltete sich der Ablauf ähnlich wie bei der üblichen Vorgehensweise: Der Damm wurde erhöht und verbreitert – aber nicht auf Land-, sondern auf Flussseite. Statt wie bislang üblich also in die angrenzenden Donauwälder einzugreifen, was zudem langwierige Genehmigungsverfahren erfordert, wurde beim Projekt Öko-Berme der Platz für den Hochwasserschutz direkt an ein neues, flaches Ufer gebaut.
Großflächiger Landverbrauch wurde damit vermieden. Außerdem ist die flache Böschung für Spaziergänger jetzt leichter zu begehen. Um den Tieren Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, wurden einzelne kleine Inseln im Fluss aufgeschüttet. Sebastian Blaß vom Aueninstitut Neuburg weist auf einen weiteren Vorteil der flachen Böschung hin: „Bei starker Strömung und Hochwasser bieten die kleinen und großen Steine am Ufer Halt für die jungen Fische.“
Dass sich das Prinzip der ÖkoBerme bereits bewährt hat, zeigen Ergebnisse von Musterstrecken der BEW, die bereits bei Leipheim, Günzburg und Offingen gebaut wurden. Wie konkret die Auswirkungen auf die Umwelt sind und ob die Dämme in Zukunft dicht halten, wird von der Universität Innsbruck und dem Aueninstitut Neuburg noch bis in das kommende Jahr untersucht. An verschiedenen Messpunkten sollen Daten gesammelt werden. BEW-Geschäftsführer Frank Pöhler verwies auf den Vorbildcharakter der Maßnahme: „Ziel ist es, das Verfahren auch auf vergleichbare Flüsse in Europa zu übertragen und die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.“